Ich hatte nicht oft Tage, an denen ich Aufregung verspürte, doch heute war es einer dieser Tage. Starr und nervös starrte ich auf den langen, scharlachroten Zug vor mir, dem Hogwarts Express. Die Geräusche, die von dem Zug ertönten und die vielen lauten Stimmen der Schüler und deren Familien waren nervtötend. Ich schloss meine Augen und versuchte, alles auszublenden. Es wird alles gut, sagte ich mir in Gedanken, was soll denn auch schon schief gehen. "Amelia?", hörte ich eine Stimme sagen. Ich blickte auf und sah meiner Mutter ins Gesicht. "Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte sie besorgt. "Ja, Mom, es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen aufgeregt", erwiderte ich mit einem schiefen Lächeln. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Dumbledore hat mir versichert, dass du in guten Händen aufgehoben bist." "Ich weiß, ich weiß. Ich soll mir keine Gedanken um die anderen Schüler machen und was sie darüber denken werden, dass ich erst im vierten Schuljahr dazustoße." Ich verdrehte die Augen. Das war leichter gesagt, als getan. Ich wusste, dass sobald ich die Türen von Hogwarts betrete, alle über mich reden würden. Fragen stellen würden. "Das wird schon, glaub mir, Hogwarts ist ein toller Ort. Und jetzt komm. Der Zug fährt gleich ab. Es ist schon fast 11 Uhr." Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich an. "Es wird ungewohnt sein, dich nicht bei mir zu haben." "Ich werde ja wiederkommen." Meine Mutter nickte traurig. "Also dann", sagte ich," wir sehen uns bald wieder. Hab dich lieb, Mom." "Ich hab dich auch lieb." Ich nahm meinen Koffer und ging langsam auf den Zug zu. Ich blickte noch ein letztes Mal zurück und lächelte sie an, bevor ich dann endgültig in den Hogwarts Express stieg. Es war schwer für mich, meine Mutter allein zu lassen. Sie war das Einzige, was ich hatte. Die einzige Person, die jemals für mich da war und sich um mich gekümmert hat. Und ich war das Einzige, was sie hatte.
Völlig in Gedanken versunken machte ich mich auf die Suche nach einem freien Abteil, doch alle waren schon mit den Schülern von Hogwarts belegt. Letztendlich öffnete ich die Tür von einem Abteil, in dem nur zwei rothaarige Jungen drin saßen. Als ich die Tür öffnete, sahen beide nach oben. "Darf ich mich zu euch setzen?", fragte ich die beiden, die offensichtlich Zwillinge waren. "Immer zu", grinste der eine Zwilling und der andere fuhr fort mit:" Willkommen, willkommen im weltberühmten Hogwarts Express." Ich musste lachen und setzte mich mit meinem schweren Koffer zu den beiden. "Ich hab dich hier noch nie gesehen", sagte einer der Rotschöpfe," aber nach einer Erstklässlerin siehst du mir nicht aus. In welchem Haus bist du?" "Fred, wie unhöflich du bist! Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin George und das ist mein Bruder Fred." "Weasley", warf Fred dazwischen," und wie du siehst, sind wir Zwillinge." Die beiden grinsten mich schelmisch an. Wieder musste ich lachen. Die beiden Weasley Zwillinge waren auf ihre Art sehr besonders und das mochte ich. "Ach, das hab ich mir jetzt aber gar nicht gedacht! Ihr Zwillinge? Niemals!", gab ich ironisch von mir. "Sie gefällt mir, George. Erinnert mich ein bisschen an uns", Fred wackelte mit seinen Augenbrauen," Du hast meine Frage übrigens noch nicht beantwortet." Ich seufzte. Jetzt war also der Moment schon gekommen. Der Moment, an dem neugierige Fragen auf mich einprasselten. "Ich bin Amelia. Dalton wohlbemerkt. Heute ist mein erster Tag in Hogwarts, deswegen habt ihr mich auch noch nie gesehen", ratterte ich runter. "Aber eine Erstklässlerin bist du auch nicht, hm?" Ich schüttelte den Kopf:" Nein, ich komme jetzt in die vierte Klasse. Ich wurde privat unterrichtet, bin mit meiner Mutter durch die Welt gereist." Fred und George schauten mich gespannt an, in der Hoffnung, dass ich mehr erzählen würde. Doch bevor das überhaupt möglich war, schob sich die Abteiltür zu meinem Glück auf und ein dunkelhäutiger Junge mit Rastalocken kam herein. "Hey Fred, George", rief er und ließ sich auf den Platz neben mir fallen. "Lee, das ist Amelia Dalton. Amelia, das ist Lee Jordan. Er ist zusammen mit uns in Gryffindor. Wir gehen übrigens in die sechste Klasse", erzählte George. "Und außerdem bin ich euer bester Freund", sagte Lee beleidigt und drehte sich dann zu mir," Du bist neu hier oder? Habe dich jedenfalls noch hier gesehen. Du siehst aber auch nicht aus-" Bevor Lee weiter reden konnte, unterbrach Fred ihn jedoch und antwortete für mich, wofür ich ihm sehr dankbar war. Zum Glück fragten sowohl Lee, als auch die Zwillinge nicht weiter nach irgendwelchen Details aus meinem Leben und so unterhielten wir uns über Gott und die Welt, machten Späße und kauften uns jede Menge Süßigkeiten bei der alten Dame. Wenn ich eins liebte, dann waren es Süßigkeiten. Ich könnte sie jederzeit zu jeder Mahlzeit essen. Ich bekam einfach nie genug davon. Fred, George und Lee fanden das natürlich sehr amüsant und machten sich über meine Mengen an Süßigkeiten lustig. "Oh, glaubt mir, Jungs", rief ich, während ich mir zeitgleich einen Schokofrosch nahm," In meinem Koffer ist noch viel mehr von dem Zeug." "Schaut, wie ihre Augen glänzen", lachte Fred," so viel, wie du an Süßigkeiten wohl isst, müsstest du eigentlich aufquellen wie die fette Dame." "Wer ist die fette Dame?", fragte ich verwirrt," Ich meine, sie ist wohl offensichtlich fett, aber ja." "Sie bewacht unseren Gemeinschaftsraum. Jeder der vier Häuser hat einen eigenen Gemeinschaftsraum", antwortete Lee. "Wenn du nach Gryffindor kommen solltest, wirst du sie ja kennenlernen. Sie ist aber ein bisschen verrückt geworden, nachdem sie letztes Jahr von Sirius Black angegriffen wurde." Ich schaute verwirrt hoch: "Sirius Black? Ist das nicht dieser Massenmörder?" George nickte und zuckte mit den Schultern. "Jedenfalls weiß niemand, wo er sich jetzt aufhält." Ich runzelte mit der Stirn. Ich hatte zwar von den Angriffen im Tagespropheten gelesen, jedoch war mir nie ganz schlüssig, wie es dem Zauberer gelang aus Hogwarts zu fliehen, zu mal Albus Dumbledore, einer der mächtigsten Zauberer, zu diesem Zeitpunkt in Hogwarts war. Während die Jungs sich gegenseitig Streiche spielten, hielt ich mich zurück. Erst jetzt merkte ich, wie dunkel es draußen geworden ist. Nicht mehr lange, dann würden wir in Hogwarts ankommen. Mit dem Gedanken daran, was mir noch bevorsteht, spürte ich die Aufregung wiederkommen, die ich durch die drei Gryffindors über die Fahrt perfekt vergessen konnte. In welches Haus ich wohl kommen würde? Von meiner Mom habe ich erfahren, dass ihr Haus, das der Gryffindors war. Ebenfalls das Haus meines Vaters, den ich jedoch nie kennengelernt habe. Er starb, als meine Mutter gerade erfahren hatte, dass sie mit mir schwanger war. Bilder zeigte sie mir jedoch nie und genauso wenig erzählte sie mir Geschichten von ihm. Einzig allein den Namen wusste ich von meinem Vater. Oliver Dalton. Ein Name, der mir keine schöne Erinnerung bereitete, da ich nichts über diesen Namen wusste.
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SECRETS
FanfictionEine Geschichte über Zauberei, Freundschaft, Liebe und vor allem Geheimnisse. Schau hinein und erfahre alle Geheimnisse von Amelia Dalton.