Ich und mein Ich I

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"Frau Schmitz, erzählen Sie mir von Ihrer letzten Panikattake."

Dr. Meier schob sich seine kreisrunde Brille zurück vor die Augen und faltete seine Hände auf seinem Klemmbrett, das in seinem Schneidersitz lag. Wir sassen zuzweit auf dem Boden auf einem gemusterten, grossen Teppich. Der Geruch des Patchouli Räucherstäbchens beruhige meinen Geist. Ich atmete tief ein und vergrub meine Hände in den Fasern des Teppichs. Langsam und unsicher erzählte ich vom Vorfall in der Halle. Als ich fertig war, war ich erstaunt wie gut ich sie erzählen konnte ohne eine Träne zu vergiessen.

"Ich denke der Mann hat etwas in mir ausgelöst", beendete ich meine Erzählung.

Dr. Meier nickte leicht und streckte seine Beine aus. Er notierte sich etwas auf dem Klemmbrett.

"Frau Schmitz, wieso glauben sie hat der Mann dies ausgelöst?" Er hob seine Augenbrauen und senke seinen Kopf. Seine Brille zog er wieder auf seine Nasenspitze zurück und sah mich über den Rand hinaus an.

"Er war so Machohaft wie die Typen, die mir das angetan haben."

"Ihr inneres Ihr, hat zum Vorscheingebracht, das Sie sollche Männer anziehend finden. Denken sie, dass entspricht der Wahrheit?"

"Auf gar keinen Fall!"

"Auf was für Männer stehen Sie den?"

Die Frage kam mir etwas komsich vor aber ich wusste Dr. Meier war ein Spezialist auf diesem Gebiet.

"Naja ich denke..", er unterbrach mich,"Sie denken oder sie wissen es?"

"Ganz ehrlich ich weiss es nicht. Ich fand noch nie ein Mann anziehend. Naja auch verständlich, wenn man meine Vergangenheit mit einbezieht."

"Wir wollen aber zusammen die Vergangenheit ruhen lassen. Die Vergangenheit kann niemand ändern doch die Gegenwart spielt jetzt eine wichtige Rolle, Frau Schmitz. Ihre innere Stimme sind Sie und sie spricht aus der Vergangenheit und Sie bekämpen sie mit der Gegenwart. Also um das Gewirr zu enthüllen, ist es Ihre Aufgabe die Vergangenheit zu akzeptieren und zu vergeben. Vergben Sie all den Menschen die Ihnen etwas schreckliches angetan haben und Sie werden Ihre innere Stimme los und Sie werden wieder alleine in Ihrem Kopf sein mit Ihren Gedanken, die Sie glücklich machen."

Für einen Moment war Stille im Raum nur das leise surren der Heizung war zuhören. Ich dachte nach. Ich gaubte die Vergangenheit akzeptiert zu haben.

"Bitte teilen Sie Ihre Gedanken mit mir", vorderte mich Dr. Meier auf.

"Ich hab gedacht, dass ich meine Vergangenheit schon akzeptiert habe aber nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Und Vergeben weiss ich nicht ob ich das kann oder besser gesagt ob ich das will. Diese Menschen haben mir schlimmes Leid zugefügt. Na klar zum Teil war es auch meine Schuld. Ich hätte mich schonen können. Ich hätte nicht diesen schrecklichen Beruf ausüben müssen nur für Geld. Ich hätte andere Sachen machen können um an Geld ran zu kommen aber ich wollte schnelles Geld machen. Was hätte ich Ihrer Meinung nach tun sollen?"

Meine Stimme klang zum Teil sehr verzweifelt.

"Meine Meinung ist in diesem Fall nicht nötig. Diese Fragen sollten Sie sich nicht stellen. Diese Sachen sind nun mal geschehen und sie sind geschehen weil Sie sich für diese Taten entschieden haben aber nicht Sie jetzt haben das entschieden sondern Ihr Vergangenheits-Ich. Am wichtigsten ist es wenn Sie als aller erstes Ihnen Verzeihen. Ihnen und Ihren Entscheidungen. Frau Schmitz ich bin mir sicher, dass wird kein einfacher Schritt sein aber es wird der Schritt sein der Sie von sich selbst lösen wird."

"Dr. Meier?"

"Ja Frau Schmitz?"

"Wie kann ich das angehen?"

Toxic 24/7  ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt