"Halt, halt! Nicht so stürmisch! Bitte einen nach dem anderen!"
Die laute Stimme meines Kollegen, Andy, klang schon nach 10 Minuten Arbeit genervt. Konnte ich verstehen. Die Essensausgabe am Hauptbahnhof war meistens die schlimmste. Die Menschen, die sich nach einer warme Malzeit sehnten, rammten sich gegenseitig in die Seiten, nur weil sie angst hatten nichts mehr zu bekommen. Aber wir hatten immer genug, für alle.
Meine Aufgabe war es zu stöpfen. Heute gab es Chilli Concarne, Eines der beliebtesten Gerichte. Mit einer grossen Kelle füllte ich ein Plastikteller nach dem anderen.Ihr fragt euch bestimmt wieso ich das freiwillig mache. Nun ja ich fühle mich mit diesen Leuten verbunden. Ich war damals auch froh, dass ich was warmes zuessen bekommen habe. Es unterdrückt eine gewisse Leere in mir. Es unterdrück meine Vergangenheit und mein Leid. Die Hilfe die ich hier anbiete ist ein kleiner Teil. Für manche Leute ist das unvorstellbar auf der Strasse zu landen, aber es passiert schneller als man denkt. Nur ein paar falsche Freunde und der Weg ist kurz.
"Du Schlampe! Vordrengel ist nicht", schrie plötzlich Betty, eine kurzhaarige, ältere und strenge Frau. Sie schubste ein Mädchen, geschätzt 15 Jahre jung, zu Boden und strecke mir ihr Teller hin.
"Ich brauch heute ne extra Portion, Su", schnauzte sie mich an,"bin schwanger", murmelte sie noch hinter nach.
Ich seufzte.
"Betty, wieso lügst du mich an", fragte ich bemitleidend.
"Ich hab ein kleinen Jungen bei mir. Der hat seit vorgestern nichts mehr gegessen".
"Betty was soll das"?
"Gib mir jetzt einfach"!
Ich nah meine grosse Kelle und lies es in ihr Teller qlatschen. Ich gab ihr gleich viel wie allen ander auch.
"Lügen haben kurze Beine", sagte ich und warf ihr einen bösen Blick zu.
Ich mochte sie gar nicht aber trozdem versuchte ich sie gleich zu behandeln wie die anderen. Ich gab allen immer gleich viel und das war auch genug. Meistens teilten sie es auch untereinander.
Das 15 jährige Mädchen hatte sich wieder hoch geraplet und schwieg. Sie tat mir leid. Eine Schramme zierte ihr Gesicht und ihre fettigen Haaren hingen zerzaust über ihre Schulter. Sie erinnerte mich an mich selber. Sie sah mich schüchtern an und drehte sich schnell wieder weg. Mit ein paar Schritten ging sie rückwärts und rannte um die nächste Ecke. Ich seufzte und schöpfte weiter das dampfende Essen. Die Ausgabe dauerte noch etwa 2 Stunden und schon bald hatten wir alles wieder in den klein Transporter geladen."So", meldete sich Andy und schlug die schwere, weisse Hecktür mit Schwung zu.
"Bin froh, sind wir wieder alles los geworden".
Ich kicherte.
"Wie jedes mal", erwiederte ich.
"Hast du das Mädchen gesehen, die Betty umgestossen hat", fragte ich Andy, als wir im Wagen sassen.
"Die mit den blonden Strähnen und der Schrame im Gesicht", fragte er zurück.
"Ja", ich startete den Motor,"sie ist neu."
"Heute hatte es ein paar neue Gesichter".
Ich nickte und fuhr auf die Hauptstrasse.
Andy redete weiter,"Das Mädchen war mit einer Gruppe unterwegs. Alles junge Männer."
"Können wir das Thema wechseln. Ich denke nicht gerne darüber nach, was da alles geschieht", mit einem Ruck zog ich das Steuer nach rechts in eine Nebenstrasse.
Andy musst sich and der kleinen Lehen festhalten. Ich sprach nicht gerne über die Menschen die wir hier trafen und betreuten. Mein Ziel war es die schönen Momente festzuhalten und dies mit anderen zu teilen. Ich fuhr das Auto in eine grosse alte Autogarage. An der Maulbeerstrasse in der nähe der kleinen Schanze befand sich unsere Gassenküche. Hier konnten sich die Obdachlosen treffen, schlaffen und essen. In der Garage hatten wir 3 grosse Sofas und ein paar Matrazen gestellt und hingelegt. Lichterketten und ganz vielen Grafitis zieherten die Wände. Eine Eiseren Wendeltreppe führte zu den ehemaligen Büros der Autogarage. Dort standen verschiedene Better und diverste Tische und Stühle. In einem weiterem Raum befand sich die Küche mit kleinem Herd, Kühlschrank und Backofen.
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Toxic 24/7 ff
RomantikIch bemerkte im Augenwinkel wie sich jemand neben mich stellte. Ich unterbrach meine Arbeit und drehte mich zu der Person um. Es war er. Ich blickte direkt in seine kalten blau, grauen Augen. Die waren mir noch gar nicht aufgefallen. Sie wahren so h...