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Müde quäle ich mich aus meinem Bett. Eigentlich habe ich gar keine Kraft aufzustehen, aber ich muss.
Es muss weitergehen, ich habe ja schließlich meinen Abschluss nicht umsonst gemacht.
Aber eigentlich ist es doch klar, es wird ein Tag, wie jeder andere.
Kein Inhalt, einfach nur vor sich hin leben. Das tue ich eigentlich schon immer.

Aber naja, wen juckts?

In der Schule war ich immer alleine und zu Hause gab es fast täglich Streit zwischen meinen Eltern, sodass ich mich meist in meinem Zimmer verkrochen habe.

Ich war also so ziemlich immer alleine.

Zu Hause, in der Schule, überall. Es gab Tage, an denen ich nicht mal gesprochen habe, weil mich niemand ansprach, weil sich niemand für mich interessierte.

Aber es ist okay, man gewöhnt sich an Dinge, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und ich habe mich an die Einsamkeit gewöhnt.

Okay ich muss sagen, seit ich vor einigen Monaten ausgezogen bin und nun alleine wohne, spüre ich diese präsente Einsamkeit noch viel stärker. Diesen dunklen Schatten, der mein treuster Begleiter ist, mein einziger um genau zu sein. Ich habe langsam die Kraft aufgegeben dagegen anzukommen. Ich habe es versucht, so oft, so lange, aber ich bin gescheitert. Immer und immer wieder. Manchmal ist es wohl einfach besser einzusehen, dass es nicht besser wird. Dass es sich nicht lohnt zu kämpfen. Dass man vielleicht doch den einfachen, dem besseren, aber schwereren Weg, vorzieht. Ich nehme die Dinge so an, wie sie sind. Ich nehme die Einsamkeit an und akzeptiere sie. Es ist einfacher, sie ein Teil von dir sein zu lassen, als sie mutwillig bekämpfen zu wollen.

Dafür ist es jetzt eh zu spät.

Als ich es dann doch mal geschafft habe, das Bett zu verlassen, tapse ich müde ins Badezimmer. Besonders groß ist es nicht, aber für mich reicht es.

Ich wohne ja eh alleine.

Ich betrachte mich. Zerzauste Haare und dunkle Augenringe, die den perfekten Kontrast zu meinen blutunterlaufenen Augen darstellen.
Ich sehe fertig aus- unausgeschlafen, müde.

Ein Tag wie jeder andere eben.

Ich wasche mir mein Gesicht, um wacher zu werden und vielleicht etwas annehmbarer auszusehen. Beides gelingt mir leider nur teilweise.

Ich ziehe mich an- ein Tshirt und eine Jeans-und begebe mich in meine Küche.
Schritt 2 um wacher zu werden: Kaffee.
Ich mache mir einen Kaffee und eine Schüssel Cornflakes, bevor ich mir mein Handy schnappe und ein bisschen durch die sozialen Medien streife. Instagram, Twitter, WhatsApp.

Keine Nachricht, von wem auch?

Auf Instagram all diese glücklichen Menschen mit ihrem perfekten tollen Leben, es kotzt mich an. Es ist doch eh alles fake. Aber okay, sie wollen sich ihre Einsamkeit wahrscheinlich noch nicht eingestehen, so wie ich es getan habe.

Nach meinem, eher mageren Frühstück, packe ich meine Sachen.

Ich habe eh keinen Hunger.

Da ich heute mein Vorstellungsgespräch, für eine Lehrstelle als Krankenpfleger habe, möchte ich pünktlich sein und nichts vergessen.
Also schnappe ich mir meine Jacke, meine Kopfhörer und ein Kaugummi, weil für Zähne putzen keine Zeit mehr ist, und mache mich auf den Weg zum Krankenhaus. Einen Führerschein habe ich nicht, woher sollte ich auch das Geld herbekommen?
Daher nehme ich die Bahn.

Ich steige ein und finde zum Glück noch einen Sitzplatz. Daraufhin stöpsele ich meine Kopfhörer ein, setzte mich ans Fenster und schalte meinen Lieblingssong an- ,,treehouse".
Ich blicke nach draußen.

aLoNeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt