gAiN iNsIgHt

38 6 46
                                    

Als ich es auch nach mehreren Versuchen nicht schaffe wieder einzuschlafen, stehe ich langsam auf, weil ich mich sonst eh nur die ganze Zeit hin und her gewälzt hätte.

Wieso geht mir dieser Typ nicht aus dem Kopf?
Und diese Augen, ich habe das Gefühl dieses intensive Grün hat sich in mein Gehirn gebrannt.
Wieso hatten sie so eine Wirkung auf mich?
Und wieso träume ich davon??

All diese offenen Denkstränge und keinen einzigen kann ich verknüpfen oder erklären. Ich habe einfach keine Antworten darauf.

Daher versuche ich meine sperrigen Gedanken und die massenhaft vorhanden Fragen vorerst so gut es geht auszublenden.
Um nicht wieder wieder rückfällig zu werden, was das ständige Nachdenken betrifft, zwinge ich mich, mich aus meinem kuscheligen Bett zu erheben.

Nachdem ich aufgestanden bin, tragen mich meine Beine direkt in Richtung Badezimmer.
Dort angekommen betrachte ich mich erst einmal im Spiegel:
Ich sehe zwar etwas verschlafen aus, jedoch nicht mehr so krank, wie vorher. Die Augenringe sind zwar noch da, jedoch fast gänzlich verblasst und die blutunterlaufenen Augen haben langsam wieder einen normalen Farbton angenommen.
Der Schlaf hat gut getan. Er hat mich gestärkt.
Ich fühle mich tatsächlich ausgeruht.

Nach dieser durchaus positiven Erkenntnis, entkleide ich mich und stelle mich unter die Dusche.

Das warme Wasser bahnt sich einen Weg über meinen gesamten Körper und entspannt meine Muskeln.

Es wärmt mich und ich fühle mich so geborgen und beschützt. Die Dusche und die Wärme geben mir ein Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden, als wäre das warme Wasser der Balsam für meine Seele und die Dusche ein Ort, den keiner betreten, dessen Mauern keiner durchbrechen kann.

Langsam stelle ich die Dusche ab und seife mich ein.
Mein von Schweiß ummantelter Körper hat es auch dringend nötig.

Direkt steigen mir die wohligen Düfte meines Duschgels in die Nase- Lilie und Vanille.
Dieser Geruch lässt mich lächeln und noch mehr in die Entspannung eintauchen. Ich liebe den Duft von Lilien.

Anschließend seife ich mir noch die Haare ein und wasche anschließend alles aus. Sofort fühle ich wieder das warme Wasser, welches mich wie eine schützende Schicht umhüllt. In Kombination mit den samtigen Düften der Blume, bietet dieser Moment einen wohligen Kontrast zu dem Rest dieses anstrengenden Tages.

Nach meinem durchaus erfolgreichen Duschgang, trockne ich mich ab und überlege: Was soll ich jetzt anziehen? Direkt Schlafanzug oder doch eine Jeans? Vielleicht gehe ich ja heute nochmal spazieren, das mache ich in letzter Zeit schließlich sehr oft, überlege ich.

Durch den letzten Gedanken meiner Überlegung, entscheide ich mich für eine blaue Skinnyjeans und einen bordeauxroten Pullover.
Nach meiner Ankleide denke ich schon über meine nächste Handlung nach. Gehe ich direkt spazieren? Esse ich erstmal etwas? Schaue ich fernsehen?

Ich entscheide mich letztendlich für Option zwei, essen, denn schließlich habe ich seit heute morgen nichts mehr zu mir genommen.
Ich esse generell nicht so viel, da mich kein Hunger plagt, ich habe einfach so gut, wie keinen Appetit mehr. Es ist mir quasi relativ gleichgültig, aber ich weiß, ich muss essen.

Alleine dieser Zwang, der für manche Leute unvorstellbar ist, zeigt, dass ich etwas brauche, dass mein Inneres und somit auch meinen Appetit weckt. Etwas, dass mich strahlen lässt. Etwas, dass meine innere Leere mit Freude füllt.

Ich möchte leben, aber ich brauche einen Grund dazu.
Im Moment lebe ich einfach vor mich hin.
Ich atme, ich schlafe, ich esse, aber bin ich am Leben? Mein Körper sagt ja, mein Geist sagt nein. Aber ich möchte leben, ich möchte gebraucht werden und ich möchte glücklich sein. Dafür werde ich kämpfen.
Der angehende Job im Krankenhaus ist zum Beispiel ein großer Schritt.
Ich bekomme einen geregelten Tagesablauf, lerne neue Menschen kennen, komme vielleicht etwas mehr aus mir heraus und vor allem: Ich rette Leben. Und das wird mein Grund sein, der mich leben lässt. Das Leben Anderer retten und mit diesen Errungenschaften, meines bereichern.

Diese Gedanken lassen mich wohlig aufseufzen, aber auch unsicher grübeln. Werde ich das überhaupt schaffen? Den Ausbildungsplatz habe ich ja noch nicht einmal sicher. Diese Unsicherheit...

Nein ich stelle mich gegen sie. Ich möchte einmal in meinem Leben positiv bleiben. Ich werde mir diese Stelle holen und, wenn ich sie nicht kriege, dann soll es wohl nicht sein, aber ich lasse mir nicht mein zukünftiges Leben von diesen negativen Gedanken kaputt machen.
Ich habe ein Ziel, das ich verfolgen kann. Etwas, das ich erreichten möchte und auch kann, wenn ich mich anstrenge und vor allem mal meine Gedanken abschalte.

Ich kann es schaffen.

Durch meinen positiv gestärkten Geist bewege ich mich motiviert in die Küche.
Ich erwische mich sogar kurz dabei, wie ich kurz lächele. Ich lächele. Ohne Hintergedanken, ohne Fassade. Es ist ein ernstgemeintes Lächeln und diese Erkenntnis gibt mir Hoffnung.
Hoffnung auf einen Weg aus dem dunklen Schatten.
Einen Weg in die Sonne, in eine Welt, die besser ist, als ich sie je empfunden habe.
Ob ich es schaffe? Ich weiß es nicht, aber ich werde es versuchen.

In der Küche angekommen öffne ich direkt den Kühlschrank und schaue nach, was ich mir zubereiten kann. Ein Brot? Toast? Oder doch was ganz anderes? Ich entscheide mich für etwas ganz anderes.

Da ich ja sowieso spazieren gehen wollte, könnte ich auch einfach eine Pizza essen gehen. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Ich wusste nicht mit wem und alleine wollte ich nicht. Mir fehlte die Motivation und der Sinn dahinter die Wohnung zu verlassen.
Ich möchte mir selber etwas Gutes tun. Ich möchte mich selber dafür belohnen, dass ich diesen Tag geschafft und gemeistert habe. Ich möchte mich für meine Erkenntnisse belohnen und stärken.

Nach diesem Gedankengang, ziehe ich mir direkt meine Jacke und meine Vans an, schnappe mir meinen Haustürschlüssel, mein Portmonee und die Kopfhörer und mache mich auf den Weg nach draußen.

Der erste Blick aus meiner Wohnungstür ist göttlich.
Es dämmert relativ stark, doch die Laternen erhellen die Dunkelheit. Auch das Licht, was aus den Fenstern der erleuchteten Häusern dringt, kämpft anmutig gegen die Schwärze der angehenden Nacht. Es ist ein unglaubliches und doch unscheinbares Schauspiel.
Vielen würde es nicht auffallen oder sie würden diesem keine Beachtung schenken, aber wenn man sich mal kurz Zeit nehmen würde, um diese wertvollen Kleinigkeiten zu schätzen, wäre die Welt so viel interessanter und man würde nicht immer nur den tristen Alltag sehen. Jeder Tag, auch mit den gleichen Vorgängen oder Abläufen, ist anders und besonders. Die Unterschiede sind jedoch so minimal, dass es den meisten Menschen nicht auffällt, da sie zu beschäftigt mit anderen Dingen sind.

Doch, wenn sie die Welt einmal auf diese Art und Weise sehen würden, würden sie ihre Prioritäten anders setzen und einen neuen Tag nicht als etwas Schlechtes, sondern, als etwas Besonders sehen.

Diese plötzliche Selbsterkenntnis lässt mich innehalten. Ich habe mein Leben lang alles mit falschen Augen betrachtet und alles als eine Strafe angesehen.
Mein Leben war nicht einfach, aber das Schicksal gibt einem genau das, wozu man bereit ist. Anscheinend war ich bereit diesen Weg zu gehen und zu überstehen. Bis jetzt habe ich es geschafft.

Es war nichts eine Strafe.
Es war ein Test. Ein Test, wo meine Grenzen sind, wie lange ich durchhalte und vor allem durchhalten möchte.

Und ich, ich werde mich diesem Test stellen und ich werde ihn bestehen.

Hallloooo,
Ein bisschen positive Energieeee in diesem Kapitel :)
Mir war danach und ich dachte nach den ganzen, eher traurigen Kapiteln, könnte etwas positivity nicht schaden
Ich hoffe ihr seht das genauso :)
Ich wünsche euch noch eine/-n schöne/-n Morgen/Tag/Nachmittag/Nacht
Bleibt gesund <3

aLoNeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt