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Auf dem Flur angekommen sehe ich ihn stehend und auf mich wartend an der Treppe.

Wie ist er denn bitte so schnell dahin gekommen?
Ist er gesprintet oder hat er einfach so lange Beine, dass er nach zwei Schritten schon an der Treppe ist?

Ich schiebe die Gedanken beiseite und gehe schnellen Schrittes auf ihn zu-jetzt muss ich mich erstmal auf das Wesentliche konzentrieren.

Doch als würde er meine Gedanken lesen können, entgegnet er mit einem Schmunzeln, als ich bei ihm ankomme: ,,Regel Nummer 2: Schnelligkeit ist das A und O in einem Krankenhaus. Wenn man gebraucht wird, muss man so schnell es geht zur Stelle sein. Daher habe ich mir meine schnelle Gangart angewöhnt."

,,Aber woher wussten Sie, dass ich so verwundert darüber war?", antworte ich daraufhin verwirrt -und ohne Stottern?
,,So fassungslos, wie Sie geschaut haben, konnte ich mir in etwa Ihren Gedankengang ausmalen", lacht er.

Er hat ein schönes Lachen. So voller Freude in den Augen. Ich würde auch so gerne mal wieder lachen.

,,Na kommen Sie Herr Tomlinson, ich zeige Ihnen erstmal die untere Etage", reißt er mich, mal wieder, aus meinen Gedanken und beginnt die Treppe herunterzugehen. Ich folge ihm eilig, um nicht so viele Meter zwischen uns zu bringen- nicht, dass ich ihn noch verliere.

Unten angekommen stehen wir im Eingangsbereich, wo ich schon meine Konversation mit der Dame von der Rezeption geführt habe.

Hier und da laufen uns ein paar andere Ärzte oder Pfleger über den Weg. Sehr viel scheint jedoch nicht los zu sein.

,,Also, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ist das unsere Eingangshalle", beginnt er mit einem kleinen Lacher, ,,und das ist unsere Rezeptionistin Maya Henry, die Sie wahrscheinlich auch schon kennen", fährt er fort.
Diese Aussage quittiere ich mit einem Nicken.
Als wir an der Information vorbeigehen schenkt mir Maya ein freundliches Lächeln, das ich schüchtern erwidere.

Sie ist immer noch so nett? Und der Doktor auch? Daran könnte ich mich tatsächlich gewöhnen.
Es ist nur so ein ungewohntes Gefühl.

Man ich sollte aufhören immer so viel nachzudenken und einfach mal genießen. Das Gefühl beachtet zu werden ist schön und selbst wenn es nur von kurzer Dauer sein sollte, wird mir niemand dieses Gefühl nehmen können, das ich jetzt im Moment habe.

Man sollte die kleinen Dinge im Leben genießen, denn diese machen das Leben lebenswert.

Da ich meine Gedanken schon wieder so hab schweifen lassen, muss ich mich kurz darauf erstmal orientieren, weil ich gar nicht weiß wo wir hingegangen sind. Ich sehe mich um und erkenne, dass wir direkt vor einem Eingang zu einem Raum stehen, den ich schonmal gesehen haben- die Cafeteria. Oh nein, die Cafeteria.

,,So, hier ist der Essraum für die Patienten. Wir Ärzte und auch die Pfleger, haben unseren eigenen", führt der Arzt die Führung fort, während wir den großen Raum betreten. ,,Hier essen die Patienten Frühstück, Mittag und Abendbrot, abgesehen natürlich von denen, die Bettruhe halten müssen. Zwischendurch werden Sie wahrscheinlich auch mal für die Aufsicht eingeteilt, aber darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Bis jetzt irgendwelche Fragen?", erkundigt er sich nach seiner kurzen Ansprache.

Mittlerweile stehen wir inmitten des Raums. Es ist wirklich schön. Natürlich ist es immer noch ein Krankenhaus, dementsprechend stark steril und etwas mager eingerichtet, aber für ein Krankenhaus wirklich schön. Die Wände sind in einem cremefarbenen Braun gestrichen-fast beige. Drei große lange Holztische, die einer Tafel ähneln, füllen den Raum aus. An der rechten Seite ist ein riesiges Fenster, durch das man einen wunderschönen Blick auf die Grünfläche vor dem Krankenhaus hat. Ganz links befindet sich die Essensausgabe und hier und da stehen ein paar Pflanzen herum. Das Gesamtbild lässt die Krankenhauscafeteria, fast wie ein Essensraum einer Jugendherberge erscheinen. Ganz anders, als in meiner Schule.

Unsere Cafeteria war verdreckt und zugemüllt. Unsere Lehrer haben sich selten bemüht die Schule als einen schönen Ort zu gestalten. Das hier war nicht zu vergleichen. Ich fühle mich hier wirklich wohl.

Moment, hatte er mir nicht eine Frage gestellt? Ich war wieder so in Gedanken. Das sollte ich echt in den Griff kriegen. Verdammt!

,,Nein, b-bis jetzt k-keine Fragen", antworte ich nach dieser Einsicht stürmisch und mit dem ein oder anderen Stottern.

Und da war sie wieder, die unglaubliche Unsicherheit.
Ich beginne zu zittern.
Ich war wieder unaufmerksam.
So kriege ich den Ausbildungsplatz doch niemals.

Ich bin so dumm, so dumm.

,,Herr Tomlinson, geht es Ihnen gut? Sie zittern ja total", ruft der Doktor plötzlich mit viel Besorgnis in der Stimme.

Das Zittern lässt nicht nach, das Atmen fällt mir schwer, Panik macht sich breit.

Ich muss mich konzentrieren. Ruhig atmen.
Seine Stimme höre ich nur noch gedämpft.

,,Setzen Sie sich. Es ist alles gut, ich bin bei Ihnen. Sie bleiben jetzt hier sitzen und ich hole Ihnen ein Glas Wasser. Beruhigen Sie Ihren Atem. Ich bin gleich wieder da." Und dann läuft er los.

Ich fühle mich so schlecht. Ich bin hier als Bewerber und blamiere mich direkt, nur, weil ich meine Gedanken nicht im Zaum halten kann.

Vor lauter Verzweiflung fange ich an zu weinen.
Ich bin so ein Versager. Nicht mal das Einfachste kriege ich hin. Ich musste einfach nur zuhören und antworten und stattdessen denke ich wieder so viel nach und bleibe nicht beim Thema. So wird er mir doch niemals den Ausbildungsplatz geben.

Plötzlich höre ich schnelle klackende Schritte zu meiner Rechten, die immer näher kommen.

,,Oh Gott Herr Tomlinson, geht es Ihnen gut, was ist passiert?", Mayas Stimme

Genau in dem Moment kommt der Oberarzt ebenfalls wieder in den Raum zurück.
,,Alles gut Maya, ich kümmere mich um ihn", spricht er zu ihr.

Ich spüre noch einmal ihren Blick auf mir, bis sie den Raum verlässt.

,,Hier, trinken Sie das", höre ich ihn neben mir sagen, während er mir ein Glas reicht.
Ich nehme es dankend an, bis ich es auf Ex austrinke.
Das hat gut getan.

,,Es tut mir leid, wenn ich Sie so überfordert habe, das war nicht meine Absicht", entgegnet er entschuldigend.

,,Ne-Nein, es war meine Schuld. Ich möchte diesen Job unbedingt und ha-habe mich selbst so sehr unter Druck gesetzt, bis ich es nicht mehr unter Kontrolle hatte", antworte ich daraufhin mit leiser Stimme und gesenktem Kopf.

,,Herr Tomlinson, Sie sollten sich wirklich nicht immer so viele Gedanken machen. Sie haben sich bis jetzt sehr gut geschlagen und ich sehe in Ihnen das Potenzial. Sie müssen es nur nutzen und einen kühlen Kopf bewahren", spricht er mir aufmunternd zu.

Er klingt, verständnisvoll? Nicht sauer? Er ist ganz ruhig und aufmunternd.

Der Mann legt mir eine Hand auf die Schulter. ,,Ich glaube Sie sollten nach Hause gehen und sich ausruhen. Morgen ist auch noch ein Tag", fügt er hinzu.

Er hat Recht, vielleicht könnte mir etwas Schlaf wirklich nicht schaden.

,,Vielleicht haben Sie Recht. D- Danke für Ihr Verständnis. Es tut mir wirklich Leid, für den Vorfall eben gerade", antworte ich daraufhin betrübt.

,,Das kann jedem einmal passieren. Aber Sie müssen keine Angst vor mir haben. Ich tue Ihnen nichts und Sie müssen sich auch nicht scheuen etwas zu fragen oder mich um etwas zu bitten", entgegnet er daraufhin verständnisvoll.

Ich schaue auf und sehe ein Lächeln auf seinen Lippen.
Ein ernst gemeintes Lächeln, kein ,,Ich-mach-mich-über-dich-lustig-Lächeln.

Und dieses Lächeln ist das Einzige, was ich in diesem Moment brauche...

Ich erwidere es.

So, das war jetzt das 4. Kapitel :)
Ich habe versucht für ein kleines bisschen Drama zu sorgen und hoffe, dass es mir geglückt ist.
Ich hoffe es hat euch gefallen!
Für das nächste Kapitel habe ich mir noch nichts Spezielles ausgedacht, aber mal sehen, was mir so einfällt xd
Ich wünsche euch noch eine/-n schöne/-n Morgen/Tag/Nachmittag/Nacht
Bleibt gesund <3

aLoNeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt