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Nachdem ich mich bei der Empfangsdame verabschiedet habe, mache ich mich auf den Weg zu dem Büro des Oberarztes-ob ich das überhaupt finden werde?

Ich merke wie die Nervosität bei jedem Schritt steigt. Meine Hände werden schwitzig und mein Atem unkontrollierter. Ich habe Angst vor diesem Gespräch.
Andere würden sagen ,,Hey Kopf hoch, es ist nur ein Bewerbungsgespräch", aber für mich ist eine kaum überwindbare Hürde. Einem Menschen gegenübersitzen, in die Augen schauen, Fragen beantworten. Das ist zu viel auf einmal für mich.
Ich bin ja froh, wenn ich überhaupt ein Wort rausbekomme, was bei der Dame an der Rezeption schon beinahe unmöglich erschien. Aber jetzt auch noch von sich aus erzählen? Seine Lebensgeschichte? Und dabei noch ständigen Blickkontakt mit der Person halten? Wie zum Teufel soll ich das schaffen?

Ich glaube das war eine schlechte Idee, eine sehr schlechte.
Wieso bin ich überhaupt hier?
Wieso habe ich mich hier beworben?
Warum zur Hölle bin ich überhaupt auf die Idee gekommen hier arbeiten zu wollen?

Aber jetzt ist es zu spät. Ich muss es durchziehen.

Als ich die letzte Stufe der Treppe erreiche, ist meine Aufregung kaum noch auszuhalten. Ich bekomme fast keine Luft mehr.
Ich habe Angst zu reden.
Ich habe Angst vor diesem Menschen zu sitzen.
Ich habe Angst mich zu blamieren.
Ich habe Angst vor allem.

Nervös öffne ich die, sich vor mir befindende, Glastür.
Vor mir erstreckt sich ein sehr langer, in weiß gehaltener, Flur. Erst jetzt macht sich der beißende Geruch von Desinfektionsmittel in meiner Nase bemerkbar-wie konnte ich ihn vorher nicht wahrnehmen? Wahrscheinlich war ich einfach viel zu abgelenkt von meinen Gedanken und überfordert mit der Situation, als mich die Frau ansprach. Gott, alleine das zeigt schon wieder, wie schwach ich bin? Ich lasse mich von einem Gespräch ausknocken, von einem ganz normalen Gespräch.
Wie konnte es so weit kommen, dass ich so schwach geworden bin?

Ehrlich gesagt ist das aber auch der Grund, warum ich hier arbeiten will: Ich will anderen Menschen helfen-wenn ich mir schon selber nicht helfen kann.

Ich schaue nochmal in die Gänge. In welche Richtung muss ich gleich nochmal abbiegen?
Links oder war es doch rechts?
Genau davor hatte ich Angst. Ich bin einfach so ein Versager, nicht mal so einfache Dinge kriege ich auf die Reihe.

Ich entscheide mich letztendlich für links, was sich glücklicherweise, als richtig herausstellt. Ich gehe den Gang entlang (lol reimt sich) und schaue immer wieder an alle Türen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht an einer Angabe vorbeilaufe, die auf das Büro des Oberarztes hinweisen könnte.
Plötzlich stocke ich:

,,Oberarzt" steht auf einem Schild an der Tür geschrieben. Bin ich hier richtig? Ich weiß es nicht, aber soweit ich mich an die Beschreibung erinnern konnte, müsste das hier passen.
Außerdem ist das Schild wohl eindeutig.

Oh Gott, wie soll ich mich denn überhaupt vorstellen? Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Soll ich einfach reinplatzen und sagen ,,Hey jo hier ist der Louis Tomlinson?"- wohl eher kaum. Soll ich klopfen und eintreten?
Oder soll ich klopfen und warten, bis ich ein ,,herein" höre?
Soll ich einfach ohne Klopfen reingehen?

Soll ich einfach wieder nach Hause gehen?
Ich meine, ich kriege das doch eh nicht auf die Reihe. Wer will mich denn schon einstellen, ich kann doch nichts. Bin doch zu nichts zu gebrauchen.

Ja, vielleicht sollte ich einfach gehen...

Ich will gerade kehrt machen und den Weg, den ich gekommen war, zurückgehen, als die Tür, vor der ich gerade eben noch stand, geöffnet wird. Ich erschrecke mich so sehr, dass ich einen Satz nach hinten mache und mich gerade so halten kann.

Peinlich, schon wieder so peinlich.

Der Mann, der zum Vorschein kommt, sieht mich mit einem teils belustigten und teils verwunderten und verwirrten Blick an.

,,Entschuldigung, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?", spricht er.
Ich zucke fast erneut zusammen. Seine Stimme ist so, so tief und rau.

Erst jetzt realisiere ich die Situation: Vor mir steht der Oberarzt und ich habe mich gerade erneut zum Affen gemacht, weil ich wie ein ängstliches Reh zur Seite gesprungen bin, nur weil die Tür geöffnet wurde.
Konnte der Tag eigentlich noch unangenehmer werden?

Ich spüre plötzlich etwas auf meiner Schulter, etwas Warmes. Ich drehe mich dieser entgegen und sehe eine Hand, seine Hand. Sie berührt mich.

,,Mister?". Erneut seine Stimme, doch nun viel näher. Ich komme gedanklich wieder zu mir und treffe mit meinem aufschauenden Blick, direkt in seine Augen. Er hat schöne Augen.

Erst jetzt kommen meine Sinne wieder zu mir und ich schüttele den Kopf, um mich vorerst aus meinen verstrickten Gedanken zu befreien.
Ich beginne zu sprechen, bzw. ich versuche es:

,,Ich, also, ähm..." Ich bin so ängstlich. Sein Blick. Er ist so stechend, so fixierend, in meine Augen gerichtet, so als würde er versuchen, durch diese hindurch, in meine Seele zu blicken.

,,Ich bin, also ähm L-Louis T-Tomlinson", versuche ich es erneut, mit Erfolg.

,,Ahh genau, wir hatten einen Termin, richtig?", entgegnet der Oberarzt mit einem Schmunzeln.
,,Na gut, dann wollen wir mal loslegen, folgen Sie mir bitte Mister Tomlinson." Nach diesen Worten löst er seine Hand von meiner Schulter und eine ungemütliche Kälte überkommt diese.

Er dreht sich um, öffnet die Tür und bittet mich herein. Ich gehe mit kleinen tapsigen Schritten in das Büro und schaue mich erstmals um.

Es ist relativ weiß gehalten, so, wie eigentlich das ganze Krankenhaus. Vor mir befindet sich ein Schreibtisch mit einem Laptop. An der linken Seite steht ein riesiges Bücherregal mit allerlei Wälzern rund um Medizin. Außerdem hängt an der rechten Wand ein großes Bild von einer Sonnenblume (sunflower haha). Ich blicke ganz fasziniert auf dieses Bild. Es verzaubert mich auf irgendeine Art und Weise.
Die gewählten Farben, die Art und Weise, wie die Linien gezogene wurden. Man versinkt förmlich in diesem Bild. Es ist so-,,Sehr faszinierendes Bild, oder?", werde ich durch eine Stimme hinter mir unterbrochen. ,,Ja, ich, ja, wirklich", stottere ich mal wieder vor mich hin. ,,Bitte, setzen Sie sich Herr Tomlinson", bittet mich der Arzt und zieht einen Stuhl, an der Seite seines Schreibtisches hervor, sodass ich Platz nehmen kann. Während ich mich setzte, nimmt er ebenfalls auf seinem Schreibtischstuhl platz , lehnt sich auf den Tisch und faltet seine Hände. Sein Blick ist grazil auf mich gerichtet und mit seiner geraden Haltung und der intensiven Ausstrahlung, könnte er einem schon fast angsteinflößend erscheinen. Doch seine Augen. Sie sind warmherzig. Sie strahlen Zuneigung aus. Ein unglaublicher Kontrast zu dem Rest, seiner Präsenz. Er streicht sich einmal durch seine Haare und stellt sich mir vor:

,,Erst einmal guten Morgen Herr Tomlinson. Ich hoffe sie haben gut hergefunden!
Ich bin Doktor Payne", beginnt er und wirkt nun recht locker auf mich. Wie der erste Eindruck täuschen kann. Doch dann stellt er mir die Frage, vor der ich mich so fürchtete, weil es bedeutet, dass ich von mir aus erzählen muss:

,,Also Herr Tomlinson, was führt Sie zu uns?"

Second chapter whohooo
Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen hat und würde mich sehr über ein Feedback freuen!
Im nächsten Kapitel wird es wahrscheinlich ausschließlich um das Gespräch zwischen den beiden gehen, so habe ich es jedenfalls geplant.
Aber wer weiß, ob mich meine Ideen nicht doch auf einen ganz anderen Pfad bringen ;)

Bleibt gesund! Ich wünsche euch noch eine/-n schöne/-n Morgen/Tag/ Nachmittag/Nacht und hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder! <3

aLoNeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt