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Heaven kicherte, die Faust an den Mund gepresst. Beinah diabolisch.

Meine Wut verrauchte, doch ihre Worte ärgerten mich. Vor allem, da sie vor mir von ihrem verfluchten Arschloch Freund sprach. Doch ihr Lachen ließ mich erschauern und mit ihm überflutete mich die Erkenntnis, dass sie beschimpfen keinen Sinn hatte.

Sie wollte mich ärgern. Also spielten meine Gefühle keine Rolle, solange sie eine Reaktion von mir bekam.

Aus irgendeinem Grund testete sie, wie ich darauf reagierte, wenn sie mir den Namen ihres Freundes hinklatschte. Vielleicht weil sie doch ein bisschen für mich schwärmte. Wahrscheinlich, weil es sie amüsierte.

„Ich bring dich bestimmt nicht wieder heim, wenn du dir keine anständigen Schuhe anziehst.", grummelte ich. Eindeutig resigniert.

„Also Turnschuhe?"

Heaven zog eine Augenbraue hoch.

„Irgendwas worin du halt laufen kannst.", herrschte ich zurück. Warum führten wir eine Diskussion über Schuhe?

„Aber dann..."

Mit einem Schritt stand sie an meiner Seite und hauchte:

„...kannst du mich gar nicht festhalten."

Sie fing meinen Blick. Ihre Augen funkelten. Mein Herz klopfte schneller. Wie einen Presslufthammer spürte ich es überall in meinem Körper. Es dröhnte und hämmerte.

Mein Stolz warf sich energisch dagegen, befahl mir zu gehen. Diese Spielchen mitzuspielen kam nicht in Frage. Heaven mobbte mich und ich ließ es zu.

Ich legte die Hand auf ihre Schulter. Ohne Plan, einfach nur um sie zu berühren.

„Du Idiot. Doofes Huhn. Was tust du?", schrie es in meinem Kopf, mit Danis Stimme.

Mit den langen Fingern fasste Heaven eine meiner Haarsträhnen, fuhr sanft hindurch und kicherte.

„Also kommst du zum Herbstball? Ich dachte da gehen nur Pärchen hin."

Ich presste meine Lippen fest zusammen, um nicht zu knurren, dass ich mit meiner Freundin kommen würde. Nur um ihre Reaktion zu testen.

„Dann überleg ichs mir vielleicht nochmal. Du kommst sicher auch so nach Hause."

Ihr sanftes Zupfen an meinen Haaren, schickte ein fieses Kribbeln über meine Kopfhaut. Beinah gab ich mich einem Schauer hin, der die Flucht über meinen Rücken suchte. Stattdessen spannte ich meine Muskeln an. Die zu guten Gefühle konnte mein Körper vergessen.

„Komm einfach.", zischte Heaven.

Kurz zog sie fester an meinem Haar, bevor sie mich losließ. Die grünen Augen dunkel vor Ärger, schob sie mich weg von sich.

Emotionale Ausgeglichenheit musste Heaven eindeutig noch lernen. Mit ihren Umschwüngen kam ich nicht so ganz mit.

Trotzdem überflutete mich Euphorie. Heaven wollte mich auf dem Herbstball sehen.

Eine Antwort blieb ich Heaven schuldig, denn mein „Vielleicht" blieb mir im Hals stecken, als Dani in den Waschraum stürmte.

„Mensch, wo bleibst du? Du lahme Ente. Ich frier mir den Arsch ab."

Ihre Beschwerde hallte charmant von den Wänden wider. Bei ihrem Anblick wandte sich Heaven sofort mit deutlichem Stirnrunzeln ab und verschwand in eine der Toilettenkabinen. Die Tür knallte zu und sie sperrte mich aus.

Ich fragte mich, ob sie für ewig da drinbleiben würde, wenn ich und Dani den Waschraum einfach nicht verließen. Dani ließ es mich nicht testen. Sie zerrte mich nach draußen.

Kaum auf dem Gang, packte mich Dani an beiden Schultern und starrte mir intensiv in die Augen. Als könnte sie die Antworten auf die Fragen, die sicherlich durch ihren Kopf stürmten, mühelos von meinem Gesicht herunterlesen.

Sie seufzte.

„Ok. Was ist da grad passiert?"

Wie eine Mutter, die mich zur Rede stellte. Verführt dazu ihr mit einem trotzigen „Nichts" zu antworten, zögerte ich ihr zu lang.

Sanft legte sie die Hand auf meine Wange.

„Ich merk doch, dass du vollkommen durch den Wind bist. Ich kann da immer noch reingehen und Heaven kräftig zur Sau machen. Die soll dich in Ruhe lassen. Du hast ihr nichts getan."

Wie sehr ich Dani liebte. Ich lächelte sie an, so breit wie möglich, um ihr zu zeigen, dass es mir gut ging. Die einzige Information, die ich aus dem Gespräch mit Heaven mitgenommen hatte, war ihr Wunsch mich auf den Herbstball zu sehen und das Gefühl ihrer Finger in meinem Haar.

„Es ist alles gut. Lass uns nach Hause fahren. Ich erzähl dir alles auf dem Weg in Ordnung?"

Dani schüttelte den Kopf. Es war nicht in Ordnung. Dennoch verließen wir das Schulgebäude Seite an Seite und sie ließ mir Zeit meine Gedanken zu ordnen.




„Also gehst du auf den Herbstball."

„Du gehst also auf keinen Fall auf den Herbstball."

Zwei Freunde, zwei Meinungen, die mir die Beiden nur zu gerne präsentierten.

Dani fasste mich an der Schulter, um mich streng anzublicken.

„Du weißt, du machst dich da zum Affen. Da geht niemand ohne Date hin."

Team „daheimbleiben" hatte gute Argumente.

„Aber du könntest mit Heaven rummachen. Sie will das eindeutig."

Team „mach alles für ein bisschen Sex" hatte beinah noch bessere Argumente.

Dani schubste Aydin zur Seite, um sich direkt vor mich zu setzen.

„Hör auf Unheil zu verbreiten, nur weil dir Langweilig ist. Aydin! Und Poppy es gibt nichts schlimmeres als Single auf einem Ball für Pärchen zu sein. Willst du Heaven den ganzen Abend dabei zusehen, wie sie mit ihrem Freund rummacht? Weil genau das wird passieren."

Leider sprach Dani die Wahrheit aus ohne sie zu Beschönigen. Die Worte, die ich absolut nicht hören wollte.

„Ja, aber...."

Sie fasste mich unter dem Kinn, damit ich ihrem Blick nicht ausweichen konnte. Vielleicht sorgte sie sich ihre wichtigen Informationen würden ansonsten in meinem liebeskranken Hirn, nicht dort landen, wo sie ihr heilendes Werk beginnen konnten.

„Was aber? Goldschatz."

Nichts aber. Gar nichts. Ich wollte Heaven einfach nur sehen. Sich falsch verhalten auf Partys war unser Ding. Außerdem hatte ich ihr irgendwie versprochen zu kommen.

Ich sprang auf.

„Wollt ihr noch Cola? Ich geh schnell noch unten."

„Das Gespräch ist noch nicht beendet. Missy."

Aydin lachte nur.

„Oh doch."

Keiner meiner Gedanken entsprach einer vernünftigen Antwort. Mich beherrschten nur Gefühle, während mein Verstand sich weigerte irgendetwas zu tun. Abgeschaltet fürs Wochenende, immerhin war Freitagabend. Aber ich brauchte ihn dringend.

„Ich widersprech dir nicht Dani. Du hast Recht. Aber ich fühls trotzdem nicht. Verstehst du?"

Sie nickt verständnisvoll und legte die Hand auf mein Knie. Eine warme Berührung voller freundschaftlicher Liebe. Die Geste überzeugte mich noch ein wenig mehr dem Herbstball fern zu bleiben. Weil Dani immer mein Bestes wollte.

Hey, Heaven (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt