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„Hast du das Gefühl, das wird wirklich was Ernstes zwischen dir und Heaven?"

Vielleicht bildete ich mir den missbilligenden Unterton in Danis Stimme nur ein, weil ich wusste, dass sie die Beziehung zwischen mir und Heaven sehr kritisch sah. Ihr Gesichts zeigte nichts davon, ganz neutral begegnete sie meinen Blick.

„Es ist schon ernst. Aber wir sind noch nicht zusammen. Darüber haben wir nicht gesprochen. Und von Jamie ist sie getrennt, also..."

Ich brach ab, als Dani scharf Luft holte.

„Heaven hat sich getrennt? Wann soll das passiert sein? Auf dem Ball am Samstag waren die beiden doch noch total verliebt."

Mit kritischen Stirnrunzeln verschränkte Dani die Arme vor der Brust.

„Die Spielen das nur noch. Damit die Anderen sie in Ruhe lassen."

Ich kam mir blöd vor, als ich meiner Freundin die Erklärung präsentierte. Denn ich glaubte sie selbst immer noch nicht wirklich. Für einen kurzen Moment tanzten die zwei Charaktere aus der mexikanischen Soap wieder durch meinen Kopf.

Dani schnaubte.

„Ich weiß das klingt blöd. Ich finds selbst nicht so..."

Ich verstummte und zuckte mit den Schultern.

Meine beste Freundin nahm sanft meine Hand und drückte sie.

„Ich finde das alles einfach ungut. Wie Heaven sich verhält. Was sie dir für komische Sachen auftischt. Aber ich weiß du bist verliebt. Und da ist eindeutig inzwischen mehr zwischen euch beiden, also sag ich dir nicht du sollst es lassen."

Dani seufzte laut und verdrehte die Augen.

„Außerdem hörst du doch sowieso nicht auf mich. Auch wenn ichs nur gut mein."

Sie lachte verbittert, weil wir beide wussten, dass sie recht hatte. Als ob mir die hundert roten Warnflaggen, die um Heaven herum wehten, nicht direkt ins Auge stachen. Vollkommen umsonst flatterten die Dinger aufgeregt im Wind und versuchten mich vor dem heranrollenden Unglück zu bewahren.

Doch ich sah nur Heaven dazwischenstehen, mit dem kleinen Stern der Hoffnung, den sie in ihren Händen vor sich hertrug und ihrem unwiderstehlichen Lächeln.

„Ich weiß schon, dass nicht so viel dafür spricht. Aber ich glaub, dass Heaven sich langsam in mich verliebt und wir zusammen sein können. Du weißt nicht, wie es die letzten Male war. Wir kommen uns so viel näher. Wir haben sogar über die Mobbingsache gesprochen."

Wie sehr ich versuchte meine Liebe zu verteidigen. Im Notfall würde ich alle Waffen auffahren, nur um weiterhin träumen und hoffen zu können. Heaven macht es mir so leicht in letzter Zeit an uns zu glauben. Jedes Mal, wenn sie sich wünschte mich zu treffen, malte ich mir unsere gemeinsame Zukunft in strahlenden Regenbogenfarben aus. Vielleicht zu früh, zu gewagt. Aber ich hatte keine Lust mehr meine Freude immerzu in Zaum zu halten, nur weil ein großes „Aber" über mir schwebte, jederzeit bereit dazu mich zu erschlagen.

Dani tätschelte meine Hand und seufzte laut.

„Natürlich glaubst du daran, dass ihr zusammen sein könnt. Es fällt mir so schwer, dich dabei zu unterstützen, weil ich mich so sorge. Ich will dich unterstützen, aber ich kann dich auch nicht anlügen. Weil ich glaub, dass Heaven dich nur verletzen wird. Das kann einfach nicht gut ausgehen."

Enttäuschung wallte in mir auf. Denn ich hoffte auf die Unterstützung meiner Freunde. Zumindest sie sollten an meine Liebe glauben, als Cheerleader hinter mir stehen und mich anfeuern, wenn es der Rest der Welt schon nicht tat. Stattdessen schaffte es Dani immer wieder meine Zweifel anzufachen und die Freude darüber, dass sich Heaven mir öffnete, im Keim zu ersticken.

Ich zog meine Hand grob aus Danis Griff und vergrub sie in der Jackentasche.

„Da kann ich dich wohl nicht überzeugen.", murrte ich.

Es gab nichts an Danis Standpunkt zu bemängeln. Sie wollte mich ohne Frage beschützen und machte sich große Sorgen. Ihre Worte ärgerte mich trotzdem. Warum durfte ich nicht wie Aydin voller Aufregung über meine Liebe reden, ohne das meine beste Freundin das Bedürfnis hatte mir ins Gewissen zu reden?

„Sei nicht sauer. Poppy. Ich will doch nur..."

„Ich bin nicht sauer!", unterbrach ich sie und offenbarte mit meinen harschen Ton ganz klar, wie wütend ich war.

„Ja, klar.", zischte Dani. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich ernst.

„Das ist meine Meinung. Ich werd dich nicht anlügen. Dazu bist du mir zu wichtig."

Sie streckte wieder die Hand nach mir aus. Eine beschwichtigende Geste, doch ich wich ihr aus.

„Das will ich doch auch gar nicht."

Ich klang zu verletzt, zu traurig. Obwohl ich alles nachvollziehen konnte, was sie mir sagte. Die Realität machte mich so wütend. Und diese verfluchte Situation, in die ich mich mit Heaven hineinmanövriert hatte. Wenn alles nur ein bisschen anders wäre und Heaven sich nur ein bisschen anders verhalten würde, dann hätte Dani überhaupt keinen Grund für ihre Sorgen.

Dani schaffte es so leicht, mich vom siebten Himmel, immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzureisen. Deshalb wurde sie Ziel meiner Wut. Ich wollte nur träumen. Mehr als alles andere. Dani war unverschämt genug mich aufzuwecken.

„Was willst du denn dann?"

Auch Dani klang verärgert. Doch viel mehr hing deutliche Besorgnis in ihrer Stimme. Manchmal unterdrückte ich den Drang, ihr hinzuwerfen, dass ich bereits eine Mutter hatte und sie nicht dafür brauchte sich zu sorgen. Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass es keinen vernünftigen Grund gab, sie zu verletzen.

„Ich will mit Heaven zusammen sein, ohne dass sich jemand daran stört."

Mein tiefster Wunsch, dazu verdammt vermutlich nie wahr zu werden. Heaven selbst lehnte ihn ab. Außerdem würde es immer jemanden geben, der sich an der Verbindung zwischen zwei Frauen störte.

Dani fasste mich am Arm, diesmal ließ ich sie gewähren.

„Ich stört mich nicht daran, dass du mit Heaven zusammen sein willst. Ich stör mich daran, dass Heaven genau das nicht zu wollen scheint."

Warum musste meine beste Freundin den Nagel so auf den Kopf treffen? Ich hatte keine Argumente dagegen. Nur Ausreden und Hoffnungen.

„Ja schon...aber ich möchte das nicht aufgeben. Heaven öffnet sich mir gerade. Selbst wenn sie mich verletzt, krieg ich es schon hin. Ich mein, das ist dann halt einfach so. Sowas passiert und ich kann es verkraften."

Genau das musste Dani verstehen. Ich war bereit verletzt zu werden. Sie konnte mich nicht vor der Welt beschützen. Trotzdem hoffte ich natürlich auf ein Happy End. Andernfalls hätte ich sofort aufgegeben.

„Das ist dann einfach so...", wiederholte Dani meine Worte tonlos.

Eine scharfe Falte schnitt in ihre Stirn.

„Gott, ich hasse es sowas von dir zu hören. Ich mein, ich verstehs. Ich verstehs zu gut. Und hasse es."

Sie presste die Hände an meine Wangen und quetschte mein Gesicht zusammen.

„Dann lass dich mal verletzen. Butterblume. Ich sag dir trotzdem was ich denke. Und sag dir aber auch, dass ich es verstehe. Heaven ist eindeutig hübsch und talentiert. Und sicher verdammt charmant, wenn sie will. Ich hab euch zwei zusammen gesehen und da packt die verfluchte Hexe ihren ganzen Charme aus. Kein Wunder, dass du dich so verknallt hast, wenn sie für dich das extra Programm auffährt. Ob es jetzt fake oder ehrlich ist."

Dani seufzte laut und ballte die Hand zur Faust.

„Ich würd ihr so gern eine reinhaun.", wisperte sie mehr zu sich selbst, als zu mir. Die Szene wollte ich mir gar nicht vorstellen.

Dann riss sie mich in ihre Arme und drückte mich fest. Ich keuchte überrascht.

„Aber vergiss nicht. Du bist auch hübsch und talentiert und Heaven sollte sich glücklich schätzen, dass du auch an ihr interessiert bist. Lass dir von ihr nicht einreden, dass sie irgendwie besser ist als du und dass du sie nicht verdient hast. Das stimmt kein bisschen. Mein Sonnenschein."

Hey, Heaven (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt