✨ 9 . j o v i ć x r e b i ć

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Info: relativ lang (circa 4740 Wörter)

15. Januar 2021

l u k a

In Höchstgeschwindigkeit düste ich vom Frankfurter Flughafen die altbekannten Straßen entlang in Richtung Trainingszentrum. Vor eineinhalb langen, schrecklichen Jahren fuhr ich hier das letzte Mal und nun war ich endlich zurück, hier in der Stadt am Main und mein Lächeln bekam ich dadurch gar nicht mehr aus dem Gesicht. Heute hatte ich ein straffes Programm, es war gerade erst neun Uhr, denn um halb zehn wurde ich bereits zum Medizincheck erwartet und im Anschluss war direkt Training. Filip und ich freuten uns schon sehr, uns wieder zu sehen und so lieb wie er war, hatte er mir angeboten, bei ihm zu wohnen. Mijat spielte nun in Hoffenheim, wie mir Filip bei unserem letzten Telefonat erzählt hatte, was mit Ante war, wusste ich nicht, aber meines Wissens spielte er immer noch bei der Eintracht, war jedoch auf Leihbasis in Mailand. Sowohl den Verein, als auch die Spiele hatte ich stets immer verfolgt, ich liebte den Verein einfach, jedoch hatte ich auch alle neuen Nachrichten über Ante dauerhaft ignoriert und rein theoretisch wüsste ich nicht einmal mehr, ob er überhaupt noch lebt. Darauf freute ich mich schon sehr ihn wieder zu sehen. Wir hatten, als ich nach Madrid gegangen war, beschlossen, dass es besser wäre, eine Beziehungspause einzulegen. Exakt, wir waren ein Paar gewesen, besser gesagt hatten wir eher eine Affäre, viele hatten behauptet, wir wären unzertrennbar. Bis dieses Angebot kam. Diese folgenschwere Entscheidung. Diese Fehlentscheidung. Die darauffolgende Einsamkeit und Sofija, welche mich aus dem Loch herausgezogen hatte. Ja, das war so eine Sache. Ich liebte Sofija, ich liebte sie wirklich, genau so wie unseren kleiner Sohn Aleksej und David, der Sohn von Andjela und mir, liebte ich mindestens gleich. Man konnte mittlerweile sagen, dass mein Liebesleben das reinste Chaos war. Andjela, meine erste große Liebe und ich, waren bis vor ungefähr einem Jahr zusammen, doch nebenher hatte ich irgendwie eine Affäre, aber auch Beziehung, mit Ante. Als sie das dann erfahren hatte, war Schluss mit lustig und Ante hatte die Distanz zwischen Frankfurt und Madrid nicht mehr ausgehalten. So hatte dieser eine Wechsel mein Leben kurzzeitig in den Ruin getrieben. Alle Leute, die ich geliebt habe, hatte ich kurzerhand vergrault und bis jetzt hatte ich meine Fehler nicht einmal ansatzweise wieder gut machen können. Ich hatte viele, sehr viele Fehler begangen und ich hasste mich selbst dafür. Das größte Problem war jedoch, dass ich immer noch Gefühle für Ante hatte. Man war mein Leben kompliziert und ich hoffte sehr, dass ich es jetzt hier in meiner alten Heimat, welche ich so nebenbei Madrid jeder Zeit bevorzugen würde, wieder in den Griff bekommen würde.

Als ich eine gute viertel Stunde später nun endlich mein Ziel erreichte, stieg meine Aufregung, alleine schon bei dem bloßen Anblick des Gebäudes, ins Unermessliche. Ich fühlte mich gerade so, wie an meinem aller ersten Tag bei der Eintracht, nachdem ich von Benfica Lissabon auf Leihbasis hier her gewechselt war. Das war eine fantastische Zeit gewesen und diese würde ich nur so oft es geht wiederholen wollen. Falls das überhaupt möglich war, wurde mein Lächeln noch breiter, als ich mit meiner Sporttasche über der Schulter endlich das Gebäude betrat. Hier drinnen hatte sich allem Anschein nach nicht viel verändert, weshalb es mir ein Leichtes war, den richtigen Raum zu finden. Als ich an die Türe klopfte, wurde mir diese von einem des Medizinteams geöffnet und nachdem ich eingetreten war, stellte ich mit Erleichterung fest, dass mir das ein oder andere Gesicht tatsächlich noch bekannt vorkam. ,,Es ist schön, dass du wieder da bist, Luka! Wir haben dich hier alle vermisst.", meinte mein mich früherer hauptsächlich behandelnder Arzt grinsend und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. Nachdem ich verkabelt wurde, es wurde natürlich alles schön fotografiert, durfte ich nun endlich auf das Laufband und der Check konnte beginnen. Zu meiner Erleichterung war das gesamte Prozedere auch relativ schnell vorbei, ich hasste Medizinchecks normalerweise wie sonst noch etwas, aber heute machte mir das nicht im geringsten etwas aus. Während die Ergebnisse ausgewertet wurden, bekam ich ein Stapel Klamotten von irgendjemand den ich nicht kannte, in die Hand gedrückt. Ich sollte mich für das bevorstehende Training schon einmal umziehen, weshalb ich in einen kleinen Nebenraum geschickt wurde. Dieser Raum stellte sich im Nachhinein als die kleinere Umkleide für die Fitness- und Krafträume heraus. Augenblicklich kamen die Erinnerungen wieder hoch. Wie die Jungs und ich lachend irgendwelche Lieder gegrölt hatten, von denen wir nicht einmal den Text gewusst hatten. Wie Filip und ich ab und zu Abends noch einmal ein kleines Training absolviert hatten. Wie Ante mich an die Wand gedrückt hatte und vor den Augen aller mich geküsst hatte, wodurch wir uns automatisch geoutet hatten. Ich war mindestens bisexuell. Lächelnd lehnte ich mich genau an der selben Stelle an der Wand an. Ich hatte das alles hier so unfassbar sehr vermisst und ich konnte es kaum erwarten, dass dieses Kapitel Frankfurt endlich weiter ging.

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