m a t s
Samstag, 20.03.2021
Köln
Laut schallte der schrille Schlusspfiff durch das leergefegte RheinEnergieStadion und damit war das erneute Remis besiegelt. Zur Zeit lief überhaupt nichts nach Plan, so wie wir es gerne gehabt hätten. Klar waren da die Siege gegen die Hertha, Bielefeld, oder auch Schalke, in den vergangenen sechs Spieltagen, jedoch waren es Gegner aus dem Tabellenkeller, gegen welche es eine Pflicht war, zu gewinnen, wie wir erfolgreich bewiesen hatten. Andererseits hatten wir bitter gegen die Bayern oder Freiburg verloren in eben dieser Zeitspanne und auch das Remis gegen Hoffenheim machte die Angelegenheit nicht gerade besser. In Begleitung von Emre, der mir bemüht aufmunternd auf den Rücken klopfte, lief ich gedankenverloren in Richtung der Tribüne, auf welcher der Rest der Mannschaft saß. Es war ein Unentschieden, welches sich wie eine bittere Niederlage anfühlte. Dies konnte ich auch in den Gesichtern meiner Mannschaftskollegen erkennen, während Köln sich ausgelassen über den einen Punkt freute. Das Titelrennen war für uns so gut wie gelaufen, ja wir mussten sogar um die Champions League bangen, wie es mir vorkam. Eine Bewegung in meinem Augenwinkel ließ mich abermals aus den Gedanken schrecken. Ein wütender Erling warf einem der Kölner sein Trikot zu, an sich ja nichts Außergewöhnliches, jedoch stürmte er anschließend mit so einer Wucht in Richtung der Katakomben, bevor er für mich nicht mehr zu sehen war. Ich nahm mir fest vor, später im Bus mit ihm zu reden. Irgendwie hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, mit meinen Mannschaftskollegen zu sprechen, wenn es ihnen einmal nicht gut ging und so war ich mit der Zeit tatsächlich auch zu einer Art Anlaufstelle geworden und jeder, der einmal Probleme hatte, konnte mit mir reden. Nicht umsonst nannten mich Marco des Öfteren ,,Onkel Mats" oder ,,Papa Hummels", ich versuchte im Grunde genommen einfach für jeden da zu sein, weshalb ich mich nachher auch mit dem Norweger unterhalten würde. Mit dem Rest des Teams lief ich ebenfalls in die Katakomben, nachdem ich mir meine Jacke übergezogen hatte, welche irgendjemand mit auf die Tribüne geschleppt hatte. Während ich mich mit Lukasz ein wenig über unser Privatleben austauschte, betraten wir die Kabine. Mein Blick glitt direkt über die Sitzbänke, Erling war jedoch nirgends sichtbar, nur aus den Duschen ertönte bereits das Geräusch rauschenden Wassers, seine Schuhe und Klamotten lagen in einem wilden Durcheinander auf seinem Platz. Das war merkwürdig, denn normalerweise war er einer der Ordentlichsten aus dem Team und war zu dem jetzigen Zeitpunkt noch am Schuhe putzen. Ein weiterer Nachteil war die Abwesenheit von Jadon, welcher den Norweger nach einem nicht so ganz gelungenen Spiel immer aufmunterte, ich musste ganz dringend mit Erling ins Gespräch kommen, nicht dass er noch durchdrehte.
Als ich das Stadion verließ, saß bereits der Großteil der Mannschaft im Bus und nachdem meine Sporttasche im Bauch des Busses verstaut war, gesellte ich mich zu den Anderen. Inklusive meines Handgepäcks lief ich geradewegs durch den schmalen Gang auf Lukasz zu, neben welchem noch ein freier Platz war und ließ mich erschöpft darauf fallen, nachdem ich mich erkundigt hatte, ob schon jemand neben ihm saß. Ich setzte mir die Kopfhörer auf und wartete, bis der Bus losfuhr, als Lukasz mich anstupste, woraufhin ich meine Musik abstellte. ,,Ist alles in Ordnung bei dir?", erkundigte sich der Pole neugierig und setzte sich ein wenig anders hin, um mich besser anschauen zu können. Unentschlossen zuckte ich mit den Schultern, dankbar dafür, dass er versuchte für mich da zu sein. ,,Ich mache mir Sorgen um Erling.", gestand ich nach einer Weile, mein Blick klebte auf dem Blonden, welcher wie ein Häufchen Elend in sich zusammengesackt, gemeinsam mit Gio und Jude in einem der Vierer, ein paar Plätze vor uns, saß. Nachdenklich musterte mein Sitznachbar erst mich und anschließend Erling, in seinem Kopf schienen wahrlich die Zahnräder zu rattern, bis er mich irgendwann aufforderte ,,Geh' zu ihm hin und rede mit ihm, du kannst das besser als jeder andere aus der Mannschaft.". Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen, verstaute meine Kopfhörer in meinem Rucksack und huschte leise ein paar Sitzreihen weiter nach vorne, wo ich mich kurzerhand neben Erling setzte. Die Meisten schliefen bereits, es hatte wohl niemand so wirklich Lust, sich zu unterhalten, so auch Jude und Gio, welche gegenüber von uns saßen. Nur Erling war derjenige, welcher ärgerlich die Hände zu Fäusten ballte und mich nicht minder frustriert anstarrte, als ich leise und bedacht das Wort ergriff ,,Erling, ich verstehe, dass es nicht gerade einfach für dich ist, mit dem ganzen Druck und dann noch den verlorenen beziehungsweise unentschiedenen Spielen, aber denke daran, dass du nicht alleine bist und dass...". ,,Sei leise!", unterbrach er mich harsch und obwohl er versuchte, die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken, gelang es ihm nicht, was ihn allem Anschein nach nur noch wütender werden ließ. Seine Reaktion beunruhigte mich, er durfte sich nicht verschließen, er musste reden, um das Gefühl zu erlangen, sich besser zu fühlen und da half es nichts, alles in sich hineinzufressen. Oh man, ich hörte mich an, wie einer der Psychologen des Teams. Fürsorglich legte ich ihm meine Hand auf die Schulter, in der Hoffnung, dass er sich unter einer Berührung vielleicht ein wenig entspannte und herunterkam, jedoch schien dies nicht der Fall zu sein, als er meine Hand grob abschüttelte und sich wegdrehte. ,,Wir sind für dich da, okay? Und Jadon...", begann ich, jedoch unterbrach Erling mich wieder, betonte das ,,nicht" ganz besonders ,,Richtig, Jadon ist nicht da und jetzt verschwinde.". Vielleicht war es nur Einbildung, jedoch glaubte ich, schimmernde Tränen in seinen Augen erkennen zu können.
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Football Oneshots {BoyxBoy}
RandomMein 1. Buch auf Wattpad. Einfach eine kleine Sammlung an Oneshots. *pausiert* (Die Bilder sind alle aus dem Internet)