"Ich heiße Luna Meinert, bin 19 Jahre alt und mache gerade eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Davor war ich an der Goethe-Realschule und in meiner Freizeit tanze ich leidenschaftlich gerne Hip-Hop und reite auch gerne."
Normalerweise hasse ich diese Kennenlernspiele zu Beginn jedes Schuljahres abgrundtief, heute hörte ich jedoch besonders aufmerksam zu. Schlagartig wurde mir klar, warum sie mir so bekannt war: Sie ging früher mit mir auf dieselbe Schule und war in meiner Parallelklasse. Ich konnte mich auch erinnern, dass mein bester Kumpel Flo früher etwas von ihr wollte, nach langem Schreiben ist aus den Beiden letztendlich aber doch nichts geworden. Während ich also gedankenverloren dasaß, hörte ich plötzlich die Stimme unseres Klassenleiters Herr Hillermann.
"Und du? Willst du dich uns nicht auch vorstellen?" fragte er. Alle Augen der Klasse waren nun auf mich gerichtet. "Ähh sicher doch, ich heiße Jonas Seitner, bin 20 Jahre alt und mache eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Meine Hobbys sind Fußball, außerdem gehe ich auch gerne ins Gym" brachte ich schließlich nach gefühlt einer halben Ewigkeit heraus. Ich beobachtete dabei unauffällig Lunas Reaktion und als ich fertig gesprochen hatte, merkte ich, dass sie mir erneut kurz zulächelte.
Der restliche Schultag verlief unspektakulär, es stand typisches Orga-Zeug auf dem Plan. Luna beachtete mich nicht weiter und sprach auch sonst nicht mit mir, nach der Schule sah ich wie sie mit ein paar Freundinnen - die sie wohl schon aus der anderen Klasse kannte - zur S-Bahn lief. Ich machte mich anschließend auch mit der S-Bahn auf den Heimweg. Zuhause angekommen schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers.
"Na, wie war die Schule mein Schatz?" fragte meine Mom neugierig, als ich wieder ins Wohnzimmer zum Abendessen kam. "Ganz okay" murmelte ich, "ein paar Leute kannte ich sogar schon vom Sehen."
"Siehst du, ich wusste, dass du schnell Anschluss finden wirst." erwiderte meine Mutter und wuschelte mir lachend durch die Haare. Obwohl ich nun eigentlich kein Kind mehr war, tat sie das immer noch. Mich störte das allerdings nicht und das wusste sie. Den Rest des Abendessens unterhielten wir uns über andere Dinge, anschließend ließ ich den Tag bei einer Runde FIFA auf meiner Playstation ausklingen.
Am nächsten Tag fuhr ich wieder mit der S-Bahn zur Schule, diesmal schaffte ich es sogar ohne Verspätung. Luna sah ich heute hingegen nicht, vermutlich hatte sie eine frühere Bahn genommen. Beinahe hätte ich heute Morgen vergessen, dass heute Sport auf dem Stundenplan stand. Ich hatte also noch hastig meine Sportsachen zusammengepackt und ging nun direkt in die Sporthalle zur Umkleide. In der Umkleide wurde ich von Marco und Julian, zwei Jungs aus meiner Klasse angesprochen:
"Hey, du bist doch der beste Kumpel von Flo, oder?" fragte Marco während wir uns umzogen.
"Ja, der bin ich" antwortete ich und sah, wie er sich ein Trikot des FC Bayern anzog. "Ist das dein Ernst? Jeder weiß doch, dass der FC Barcelona der einzig wahre Verein ist" grinste ich und zog mir mein Messi-Trikot an. Marco boxte mir freundschaftlich und lachend in die Schulter.
"Das versuche ich Marco schon seit Jahren vergeblich zu erklären" meldete sich nun auch Julian und stellte sich mir vor. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich in den Beiden zwei neue Freunde gefunden hatte.
In der Sportstunde spielten wir dann Völkerball. Ich war mit Marco und Julian in einem Team und das gegnerische Team - in dem übrigens auch Luna war - war uns hoffnungslos unterlegen. Ein ums andere Mal schafften wir es, mit geschickten und schnellen Spielzügen unsere Gegner auszuschalten und zur Verzweiflung zu bringen. In einem Moment war ich jedoch unachtsam und merkte nicht, wie sich Luna hinter mich anschlich.
"Pass auf!" schrie Julian über das Feld, doch in genau diesem Moment war es schon zu spät und Luna hatte mich mit dem Ball am Rücken erwischt. Sie grinste mich unschuldig und frech an.
"Na warte, das bekommst du zurück!" sagte ich zu ihr und erwiderte ihr Grinsen. Immer wieder versuchte ich, sie abzuwerfen, musste mir dabei allerdings eingestehen, dass sie jedem meiner Versuche geschickt auswich. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit schaffte ich es schließlich, einen präzisen Wurf abzugeben. Das Nächste was ich hörte, war ein gellender Schrei von Luna als sie versuchte, meinem Wurf auszuweichen. Sie war umgeknickt und lag nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden.
Unser Sportlehrer Herr Becker eilte sofort herbei. "Geht es dir gut, hast du dich verletzt? fragte er besorgt.
"Es tut so weh" erwiderte Luna mit schmerzerfüllter Stimme. "Marco, hol bitte schnell den Schulsanitätsdienst" befahl Herr Becker knapp.
"Und du Jonas, begleite Luna bitte in die Umkleide und warte dort zusammen mit ihr, bis der Schulsanitätsdienst eintrifft. Ich kümmere mich noch um die anderen Schüler hier" fügte er noch hinzu und gab mir ein Kühlpad aus dem Erste-Hilfe Koffer mit. Für einen kurzen Moment blieb mein Herz stehen. Dann tat ich jedoch, was Herr Becker mir aufgetragen hatte und während ich sie stützte, ging ich mit Luna quer durch die Halle zu den Umkleiden.
"Sorry, das wollte ich wirklich nicht" stammelte ich entschuldigend, während ich mich mit Luna in der Umkleide auf eine Bank setzte und ihren Schuh auszog, um ihren Fuß zu kühlen.
"Du musst dich für nichts entschuldigen" sagte Luna plötzlich grinsend und ihr schmerzverzerrtes Gesicht war auf einmal wie weggeblasen.
"Wie? I-Ich verstehe nicht..." begann ich, wurde jedoch abrupt unterbrochen.
"Psst, du musst auch nichts verstehen" erwiderte sie leise. "Ich weiß, dass du auch auf der Goethe-Realschule warst und damals hatte ich diese Gelegenheit nicht. Ich will sie mir nicht noch einmal entgehen lassen" sprach sie leise und begann im selben Moment langsam damit, mit ihrem besockten Fuß meine Beine hinaufzufahren. Sie strich dabei auch über meine Schrittgegend und ich merkte langsam, dass meine Erregung größer wurde.
Gerade als ich mich fragte, was wohl als Nächstes passieren würde, öffnete sich die Tür der Umkleide und der Schulsanitätsdienst stürmte herein. Sofort setzte Luna wieder ihr schmerzverzerrtes Gesicht auf und begann zu schluchzen. Der Schulsanitätsdienst nahm sie mit ins Krankenzimmer. Als ich verwirrt wieder in die Halle gehen wollte, merkte ich, dass die Sportstunde bereits vorbei war. Schnell zog ich mich um, denn direkt nach Sport ging es mit Wirtschaft weiter und da wollte ich auf keinen Fall zu spät kommen.
Ich konnte mich allerdings überhaupt nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Alle meine Gedanken kreisten um den eben geschehenen Vorfall in der Umkleide. Dieses gewiefte Mädchen hatte tatsächlich eine Verletzung vorgetäuscht, nur um mit mir alleine zu sein. Ich fragte mich ständig warum und was sie mir wohl noch gesagt hätte, war gleichzeitig aber auch gespannt und neugierig, wie weit sie wohl noch gehen würde.
Ungefähr zur Mitte der Stunde kam Luna wieder in den Unterricht. Sie humpelte noch ein wenig (sie musste es natürlich so aussehen lassen, als wäre sie verletzt) und setzte sich auf ihren Platz neben mir. Sie beachtete mich zunächst nicht weiter.
Aus dem Hintergrund hörte ich, wie Frau Werner - unsere Wirtschaftslehrerin - sagte: "Um in das neue Thema einzusteigen, werden wir Referate machen. Julian und Marco, ihr übernehmt die Strukturpolitik. Alina und Tom, ihr macht bitte die Arbeitsmarktpolitik."
Anschließend schweifte ihr Blick durch das Klassenzimmer und blieb an unserem Tisch hängen: "Luna und Jonas, ihr stellt uns bitte die Wettbewerbspolitik vor. Zur Vorbereitung habt ihr eine Woche Zeit."
Mein Herz machte wieder einen kurzen Aussetzer. "Ja klar, das machen wir gerne" erwiderte Luna mit fröhlicher Stimme. Als sich Frau Werner wieder umdrehte, konnte ich bereits aus den Augenwinkeln ein verschmitztes Grinsen in Lunas Gesicht erkennen.
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Süße Versuchung
Teen FictionEines Tages macht Jonas eine Bekanntschaft, die sein Leben für immer verändern wird...