Alles in mir erstarrte. Ich merkte, wie mir augenblicklich schlecht wurde und mein Glas auf den Boden fiel. Innerhalb von einer Sekunde auf die andere erfasste mich ein regelrechtes Gefühlschaos: Wut, Trauer, Leere, Panik und Angst wechselten sich in Sekundenschnelle ab. Nach einer schier endlosen Ewigkeit - während der ich wie angewurzelt auf der Stelle stand - riss ich mich schließlich los und rannte nach draußen vor den Club, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Ich setzte mich auf die einzige leere Parkbank, die noch nicht von angetrunkenen Partygästen belagert war und versuchte, wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen. Es gelang mir nicht. Ab diesem Moment fiel ich in einen Schockzustand und fühlte ich mich wie in einem Film, während ich alles nur an mir vorbeiziehen sah. Das letzte, an das ich mich noch erinnere ist, dass ein Mädchen auf mich zukam und sich zu mir setzte.
Am nächsten Morgen wachte ich in einem mir wohlbekannten Zimmer auf. Ich sah, dass es sehr mädchenhaft eingerichtet war und ich auf einer lilafarbenen Schlafcouch geschlafen hatte. Noch ehe ich wirklich realisiert hatte, wo ich war, öffnete sich auch schon die Zimmertür und Luna trat herein.
"Na du, hast du schon ausgeschlafen?" fragte sie ruhig.
"W-was mache ich hier?" antwortete ich verwirrt und sah sie an. Mit einem Mal kamen mir wieder die Bilder des gestrigen Abends in den Kopf und ich fühlte mich wieder schlechter.
"Ich hab gesehen, dass du plötzlich aus dem Club herausgestürmt bist und wollte sehen, was mit dir los ist. Du saßt ganz alleine auf einer Parkbank und ich hatte das Gefühl, dass es dir nicht gut geht. Ich habe dich dann zu mir gefahren, ich wusste nicht, wo du wohnst." antwortete Luna.
"Danke." brachte ich schließlich heraus, während ich versuchte, den Abend zu rekonstruieren. Es gelang mir nicht, ich konnte mich nicht mehr an viel erinnern.
"Du musstest aber nicht extra wegen mir nach Hause fahren Luna." fügte ich hinzu.
"Ach, ich hatte gestern eh nicht wirklich Bock feiern zu gehen und wurde sowieso mehr oder weniger von meinen Freundinnen dazu überredet, alles gut." erwiderte Luna und lächelte leicht.
"Aber meine Freunde, sie wissen gar nicht-..."
"Mach dir keine Sorgen, ich habe Flo gesehen und ihm alles erklärt." unterbrach sie mich. "Was hat dich denn gestern so aufgewühlt? Du warst ja richtig geschockt." hakte sie vorsichtig nach.
"Clara... sie hat mit Noah rumgemacht. Und das vor meinen Augen." Ich wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war Luna davon zu erzählen, aber es hatte etwas sehr Befreiendes an sich, dass ich mich einfach jemandem anvertrauen konnte.
Ich merkte augenblicklich, dass sich Lunas Gesicht plötzlich verfinsterte.
"Dieses kleine Miststück! Mit ihr darf man sich einfach nicht einlassen." sagte sie mit einem wütenden Unterton.
Ich sah sie lange an. Wütend hatte ich sie bisher noch nie erlebt.
"Luna, bitte erzähl mir, was damals genau zwischen Clara und dir vorgefallen ist." sagte ich leise.
"Nein, jetzt ist gerade noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür." wiegelte sie ab und machte mir mit ihrem Gesichtsausdruck zu verstehen, dass sie über dieses Thema nicht weiter reden wollte.
Langsam stand ich von der Couch auf und wechselte das Thema.
"Ich denke, ich gehe jetzt langsam mal. Mein Kopf ist voller Gedanken und ich brauche einfach ein bisschen Zeit alleine, um das zu verarbeiten. Übermorgen sehen wir uns wegen dem Referat ja sowieso wieder."
"Magst du nicht noch zum Frühstück bleiben? Meine Eltern sind diese Woche im Urlaub und meine Schwester ist mit ihnen mitgefahren, es muss dir also nicht unangenehm sein." erwiderte Luna, während sie wieder anfing zu lächeln.
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Süße Versuchung
Teen FictionEines Tages macht Jonas eine Bekanntschaft, die sein Leben für immer verändern wird...