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Minho PoV

"Vergiss es, Changbin. Ich gehe nicht wieder zu denen.", versuchte ich ihn zu stoppen, als er mich am nächsten Tag wieder mit zu der Gruppe schleppen wollte. Die gestrige Pause hatte ich allein verbracht, doch dieses Mal bestand er darauf, dass ich mitkam.

"Komm schon, Minho. Noch einmal. Und vielleicht entschuldigst du dich einmal bei Jisung."

"Mich entschuldigen? Ganz sicher nicht. Was kann ich dafür, dass er so sensibel ist."

"Sicher, dass nicht du das Sensibelchen von euch beiden bist? Du bist fast aus der Haut gefahren, als er dir gesagt hat, dass du nicht rauchen sollst."

"Das ist was anderes. Oder hat er schlechte Erfahrungen mit seinen Hamsterwangen gemacht?"

"Das kannst du nie sicher wissen. Vielleicht wurde er dafür fertig gemacht und ist jetzt unsicher, was das angeht."

"Ja, bestimmt. Wie stellst du dir das vor? 'Deine Wangen sind zu niedlich. Jetzt müssen wir dich leider verprügeln.'?"

"Du weißt genau so gut wie ich, dass es Leute gibt, die ihn deshalb fett nennen würden."

"Na schön. Ich entschuldige mich bei ihm.", meinte ich und verdrehte meine Augen. Ich hasste es, wenn Changbin recht hatte und ich mir das eingestehen musste.

Changbin schien zufrieden gestellt zu sein, weshalb wir zu der Gruppe gingen. Jisung sah auf den Boden und wich meinen Blicken aus, während die anderen eher genervt von mir aussahen.

"Hey, Jisung. Können wir kurz miteinander reden?", fragte ich ihn, weshalb er mir kurz in die Augen sah und dann nickte. Wir gingen ein Stück weg von den anderen, wo sie uns nicht mehr hören konnten.

"Wenn du mich wieder hässlich zu nennen willst nur dieses Mal ohne, dass die anderen es mitbekommen, kannst du auch gleich wieder gehen."

"Ich will mich entschuldigen. Du bist nicht hässlich. Tut mir leid, dass ich das gesagt habe."

"Sagst du das, weil Changbin dir gesagt hat, dass du dich entschuldigen sollst?"

"Nein. Ich sage es, weil das, was ich dir gestern gesagt habe, nicht stimmt. Du bist absolut nicht hässlich. Eigentlich bist du sogar ganz süß."

Wurde er gerade echt rot?

"Du blusht.", wies ich ihn darauf hin und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als er seine Hände vor sein Gesicht hielt, um es zu verstecken. "Na los. Wir gehen wieder zu den anderen."

Er folgte mir zurück zur Gruppe, wo Changbin mich fragend ansah.

"Jetzt schau nicht so. Ich hab mich bei ihm entschuldigt."

Mögen tat ich ihn trotzdem nicht. Ich hatte mich eigentlich nur entschuldigt, damit Changbin die Klappe hielt. Es stimmte, dass Jisung nicht hässlich war, doch ich war mir ziemlich sicher, dass er das selbst wusste und einfach nur überreagiert hatte. Also war meine Entschuldigung eh sinnlos. Außerdem war er doch jetzt offensichtlich wieder glücklich. Zumindest textete er alle zu. Ich verstand immer noch nicht, wieso alle um ihn herum glücklicher schienen, sobald er nur den Mund aufmachte.

Wirkte es nur auf mich so übertrieben oder bemerkte Changbin es auch? Die ganze Welt schien sich nur um den Jüngeren zu drehen und wir waren nichts anderes als die Nebencharaktere, die sich um ihn herum ansammelten und ihn seine Story leben ließen. Doch jeder Held brauchte einen Bösewicht und hier kam anscheinend ich ins Spiel.

Ich wollte nicht das was er hatte. Ich wollte, dass er nichts mehr hatte. Er sollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn man nichts mehr hätte und trotzdem alles verlor. Doch dafür würde ich an ihn ran kommen müssen, ohne dass Changbin es mitbekam, denn ansonsten würde er Verdacht schöpfen.

Also musste ich als erstes ein paar Sympathie sammeln. Wie das ging, hatten wir vermutlich alle in der Grundschule gelernt. Man tat einfach so, als würde man der Person zuhören, lächelte ab und zu, versuchte die Körpersprache zu imitieren und schon wirkte man viel sympathischer. Die nächsten Tage versuchte ich also Jisung so näher zu kommen.

"Was ist da zwischen dir und Jisung?", sprach mich Changbin darauf an, als wir uns nach der Schule bei ihm zu Hause trafen und ich mich auf seinem Bett ausgebreitet hatte, während er an seinem Schreibtisch saß.

"Da ist nichts zwischen uns. Ich mag ihn, aber mehr nicht.", antwortete ich. "Glaubst du, er will, dass da was zwischen uns läuft? Also Beziehungsmäßig?"

Es war mir so egal, ob Jisung auf mich stand, doch ich musste es für Changbin so aussehen lassen, als würde ich langsam Interesse an Jisung entwickeln. Changbin war schon immer ganz weit vorne mit dabei gewesen, wenn es darum ging, Leute miteinander zu shippen, was sich hier viel zu gut ausnutzen ließ. Wow... Ich wurde echt zu einem manipulativen Arschloch.

"Abgeneigt wirkt er von der Idee nicht gerade. Aber seit wann fragst du dich sowas?"

"Weiß nicht... Er ist irgendwie interessant. Und naja... Irgendwie schon echt süß?"

Er quietschte auf wie ein Teenygirl, das gerade von ihrem Crush auf Instagram abonniert wurde.

"Du stehst auf ihn! Ich wusste es!"

"Frese halten! Ich steh nicht auf ihn. Er ist nicht mein Typ. Er ist mir viel zu unterwürfig."

"Willst du mir echt erklären, dass Lee Minho nach jemandem sucht, der ihn dominiert? Sicher nicht. Der Minho, den ich kenne, ist kein Bottom."

"Du aber."

"Sag das noch einmal...", knurrte er und wollte auf mich losgehen.

"Wie willst du jemanden toppen, wenn du noch nichtmal an das Keksregal kommst, ohne dich auf die Zehenspitzen zu stellen?", grinste ich, weshalb er sich auf mich warf und wir anfingen, ein wenig miteinander zu kämpfen, ohne uns wirklich zu verletzen. Es dauerte nicht lange, bis Changbin unter mir im Bett lag und kapitulierte.

"Ich gebe mich geschlagen.", meinte er leicht außer Atem.

"Und?"

"Du hattest recht."

"Geht doch."

Ich ließ ihn wieder los und warf mich wieder neben ihm aufs Bett. Auch wenn ich es nicht wirklich zeigte, war ich wirklich froh, dass ich Changbin hatte.

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Nothing Left || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt