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Minho PoV

"Minho...? Minho?"

"Lass mich schlafen. Ich muss morgen früh zur Schule."

"Ich kann nicht schlafen..."

"Ja, das sehe ich.", seufzte ich und knipste meine Nachttischlampe an. "Was ist los?"

"Ich vermisse meine Mama..."

"Magst du zu mir ins Bett kommen? Du kannst eine Umarmung mit Sicherheit gut gebrauchen.", bot ich an und er nickte, ehe er zu mir ins Bett kletterte und mich umarmte. "Ich weiß, dass das gerade schwierig ist, aber du schaffst das. Wenn ich das durchstehen kann, kannst du das auch. Du hast jetzt Hayoon und mich."

"Danke, Minho. Du bist ein toller Halbbruder."

"Lass uns... Lass uns einfach sagen, dass wir Brüder sind. Du musst da keinen Unterschied machen." Außerdem muss ich dann nicht immer daran denken, dass er fremd gegangen ist.

"Dann kannst du auch zu meiner Tanzaufführung am Wochenende kommen...? Mama wollte mir eigentlich zusehen."

"Gerne. Aber jetzt versuch dir da keine Gedanken drum zu machen und schlaf, ja? Das wird sonst morgen ein anstrengender Tag."

"Mach ich. Gute Nacht, Minho.", antwortete er und kletterte wieder aus meinem Bett.

"Gute Nacht, Namgi."

Wir schliefen beide ein und er weckte mich auch nicht wieder, weshalb ich davon ausging, dass er bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen hatte und genauso wie ich von meinem Wecker geweckt wurde.

Ich stand noch fast im Halbschlaf auf und fiel beinahe über seine Matratze, als ich an meinen Schrank ging.

"Muss ich dich eigentlich zur Schule bringen oder so?", fragte ich ihn und suchte mir meine Klamotten raus.

"Ich kann nicht alleine hin, weil ich nicht weiß, wo ich lang muss."

"Gut, dann bringe ich dich. Zieh dich schonmal um.", antwortete ich und ging dann duschen und mich anziehen.

Als ich wieder ins Zimmer ging, sah ich, wie er mit Jisung telefonierte. Das Handy hatte er auf Lautsprecher gestellt.

"Warum bist du denn traurig?", fragte er in den Hörer.

"Weißt du, manchmal hört man eben Dinge, die man nicht hören will, und die machen einen sehr traurig..."

"Oh das verstehe ich. Manchmal sagen die Jungen in meiner Klasse böse Dinge über mich und die machen mich auch sehr traurig. Aber Mama hat immer gesagt, dass sie das nur machen, weil sie sich besser fühlen wollen, weil sie eigentlich unsicher sind und sich von dir bedroht fühlen. Vielleicht wirkst du auf sie ja wie ein großer gefährlicher Tiger. RAWR!"

Jisung lachte leise und auch ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Namgi, gib mir bitte das Handy, damit ich mit Jisung reden kann, ja?", meinte ich, woraufhin er mir das Handy gab, das ich wieder so schaltete, dass er Jisung nicht hören konnte.

"Was ist passiert, mein Kleiner?"

"Sie wollen mich nicht mehr, Minho... Ich verschwende nur ihr Essen, ihre Zeit und ihr Geld...", schniefte er. "Ich will sie nicht mehr sehen. Sie wollen mir doch nur wieder weh tun..."

"Du bist keine Verschwendung, Jisung. Ich mache dir schnell ein paar Sandwiches und dann holen ich und Namgi dich ab, ja? Dann musst du sie nicht sehen. Und nach der Schule kannst du wieder mit zu mir. Das ist keine Lösung auf lange Sicht, ich weiß. Aber das ist spontan das beste, was mir einfällt."

"Okay. Schreib mir dann, wenn du hier bist."

"Mach ich. Ich liebe dich, Sungie. Vergiss das nicht."

"Wie könnte ich das vergessen? Ich liebe dich doch auch, Min."

"Dann bis gleich?"

"Bis gleich."

Er legte auf und ich beeilte mich, um Jisung Sandwiches zu machen, selbst etwas zu essen und mich noch fertig zu machen.

"Warum beeilst du dich so?", fragte Namgi, der selbst aß.

"Weil Jisung auf uns wartet und ich ihn nicht gerne warten lasse. Vor allem wenn es ihm nicht gut geht.", antwortete ich und verstaute die Sandwiches. Er begann ebenfalls sich ein wenig zu beeilen, sodass wir nur 5 Minuten später vor Jisung's Haus standen.

Kaum hatte ich Jisung geschrieben, dass wir da waren, öffnete sich die Haustür und er fiel mir in die Arme.

"Hey... Alles wird gut, ja? Ich bin da und passe auf dich auf...", meinte ich und hielt ihn einfach fest an mich gedrückt.

Er nickte und zerquetschte mich schon fast, aber das war in Ordnung. Solange ich noch atmen konnte, sollte er mich ruhig so fest umarmen, wie er wollte.

"Lass uns hier erstmal weg, okay?", fragte ich sanft, woraufhin er sich von mir löste, einen kurzen Kuss aufdrückte und nach meiner Hand griff. Ich verschränkte unsere Finger miteinander und wir machten uns auf den Weg zu Namgi's Schule.

Immer wieder drückte ich aufmunternd Jisung's Hand, während wir dorthin gingen. Doch nicht nur mein Freund bereitete mir gerade Sorgen sondern auch Namgi. Es gab Leute an seiner Schule, die ihn beleidigten? Warum sollten sie das tun?

"Okay, Namgi. Wir holen dich nach der Schule hier wieder ab. Steig bei niemandem ins Auto ein und geh mit niemandem außer uns mit. Wenn dir jemand sagt, dass du mit ihm mit gehen sollst, fragst du nach dem Codewort.", erklärte ich ihm.

"Aber wir haben überhaupt kein Codewort."

"Richtig. Wenn die Person versucht, das Codewort zu erraten, weißt du, dass sie nicht von einem von uns geschickt wurde."

"Ahhh... Okay. Das hab ich verstanden."

"Sehr gut. Dann viel Spaß in der Schule."

"Danke, Minho. Euch auch."

Er umarmte erst mich und dann Jisung.

"Und bitte sei nicht mehr so traurig, Jisung. Ich mag es nicht, wenn du traurig bist."

"Ich versuche es.", versprach Jisung. "Aber jetzt ab mit dir."

Er verabschiedete sich noch und ging dann in die Schule. Wir liefen ebenfalls weiter.

"Du wirst irgendwann mal ein toller Dad für deine Kinder.", meinte mein Freund.

"Nein, Baby. Ich werde ein toller Dad für unsere Kinder. Und das wirst du auch. Sag mal, Ji... Hast du schon mal über eine Therapie nachgedacht? Ich glaube, es wäre gut für dich, wenn du da mit jemandem redest, der Ahnung hat, was man machen kann. Auch wenn ich dir natürlich immer zuhöre, wenn dich etwas bedrückt."

"Hab ich tatsächlich, ja. Aber irgendwie hat sich das nie ergeben. Eine Lehrerin hat es meiner Mutter auch empfohlen, aber sie hat vergessen, mir einen Therapeuten zu suchen. Oder es war ihr egal. Keine Ahnung..."

"Aber du bist alt genug, um dir selbst einen zu suchen. Changbin meinte, dass seiner ziemlich gut ist. Das klingt, wie als würde ich dir einen aufschwatzen wollen, aber ich mache mir einfach Sorgen darum, was passiert, wenn du es nicht alleine hinbekommst... Du bist alles, was ich noch habe."

"Vielleicht sollte ich das tatsächlich machen. Ich will dich doch auch nicht verlieren, Minho. Kann ich nachher von dir aus anrufen?"

"Natürlich, Sungie."

"Danke, Min."

"Wofür?"

"Dafür, dass du dich um mich sorgst und mich liebst."

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Nothing Left || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt