Kapitel 11 - Der letzte Tag

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Unser Treffpunkt war die Stelle im Wald an der wir das erste mal Bekanntschaft mit Taifun machen durften. Nathalia und ich gingen nebeneinander, Lucas hinter uns.

"So ist das also... du bist in Lucas verliebt", sagte Nathalia immernoch mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

"Ich kann es wohl kaum verstecken", antwortete ich.

"Musst du auch nicht", hörte ich Lucas' Stimme von hinten, "wir kennen uns jetzt ja auch schon länger, also sollte es kein Geheimnis sein."

Langsam kamen wir im Wald wo uns Herr Pasir schon erwartete.

"Wir werden heute die letzten Vorbereitungen treffen, morgen brechen wir auf!", sagte er mit Gewissheit.

"Morgen? Wollten wir nicht erst...", Herr Pasir unterbrach meinen Einwand, "wir haben lang genug gewartet. Ihr seid bereit dafür. Packt bis morgen einen Rucksack in dem ihr die wichtigsten Dinge mitnehmen könnt. Auf unserer Reise werden wir genug Verpflegung haben. Kommt einfach morgen früh wieder hierher und wir fliegen los!"

"Fliegen?", schrie Nathalia auf.

"Was dachtest du? Wir werden alle mit Taifun fliegen. Es wird ein weiter Weg der mit dem Zug nicht zu durchqueren ist. Ihr seid inzwischen alle geflogen und in Zukunft müsst ihr es auch noch viele male tun. Genießt es, auf diesem Drachen zu fliegen denn eure werden am Anfang höchstwahrscheinlich nicht so gemütlich sein", erklärte Herr Pasir, "die Details besprechen wir auf dem Weg, also kommt morgen nach dem Frühstück sofort hierher und wir brechen auf. Ihr könnt jetzt gehen und euch noch von allen verabschieden, bis morgen!"

"Kommt!", sagte ich zu Lucas und Nati und wir verließen den Wald wieder.

Zurück auf dem Schulhof gab Lucas mir erneut einen kurzen Kuss und dann trennten sich unsere Wege. Ich schwebte regelrecht über den Boden bis zu unserem Zimmer. Dort angekommen war nur Laura da, Ayumi war wohl schon bei ihrem Treffen.

"Warum seid ihr so früh schon wieder zurück?" wollte Laura erstaunt wissen.

"Unsere Reise geht morgen los, wir müssen bis dahin fertig gepackt haben", antwortete ich.

"Ihr seid aber ziemlich früh dran! Meine Gruppe fliegt erst ungefähr in einer Woche, ich werde mich zu Tode langweilen wenn ihr weg seid."

"Wir werden ja nicht für immer getrennt sein, außerdem...",

"freust du dich auf deine gemeinsame Zeit mit Lucas", beendete Laura meinen Satz.

"Ist es denn so offensichtlich", seufzte ich.

"Das merkt ein blinder auf den ersten Blick", scherzte Laura, "ich gehe aber jetzt auch langsam los"

Sie verabschiedete mich und verließ das Zimmer. Ich konnte mir immernoch nicht vorstellen, wie es wäre, einen eigenen Drachen zu haben. Feuerdrachen waren mach der Erklärung von Herr Pasir sehr misstrauisch und manchmal aggressiv. Nicht gerade die besten Voraussetzungen aber man muss nehmen was man bekommt.
Lucas würde einen Felsendrachen bekommen, die im Gegensatz zu meinem robust aber liebenswürdig und sanft sein würden. Erst jetzt fiel mir auf, dass Herr Pasir gar nicht erklärt hatte, wohin wir zuerst fliegen würden. Die 3 Drachen lebten in komplett unterschiedlichen Winkeln des Landes. Der Feuerdrache in den südlichen Vulkangebirgen, der Felsendrache in den nördlichen Gebirgen und Nathalia's Wüstendrache in der Wüste dazwischen. Trotzdem freute ich mich schon auf die Reise, die mein Leben vollkommen verändern würde. Außerdem war ich gespannt auf die zukünftige Zeit mit meinen neuen Freunden und deren Drachen zusammen.
Aber es war schon irgendwie komisch. "Neue Freunde". Zu den alten hatte ich inzwischen keinen Kontakt mehr. Nicht einmal zu meinen Eltern. Anscheinend sei es zu gefährlich Kontakt zur normalen Welt zu haben, weil die Menschen dort keinen Wind von dem hier bekommen dürften. Ich fragte mich, ob das für immer so sein würde oder ob ich irgendwann zurückgehen dürfte. Aber mein Leben hier hatte nicht einmal richtig angefangen. Es würden noch viele Abenteuer auf mich warten.

Ich ließ den Tag schön ausklingen, packte meinen Rucksack und ging schließlich früh, voller Erwartungen an den nächsten Tag, ins Bett.

DrachenflammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt