Die nächsten Stunden zogen schnell vorbei. Wir erfuhren viel über die einzelnen Drachenarten und die Edelsteine. Am Schluss erwähnte Herr Pasir noch etwas von den Drachenbildern bei der Mauer, die wir sowieso schon gekannt hatten. Es gab echt viele Drachen, zum Beispiel den Eisdrachen der alles und jeden mit seinem Atem gefrieren könnte. Deshalb war es sehr schwer, ihn zu fangen und ihn dazu zu bringen, dass er sich einem anschloss.
Unser Lehrer sagte am Schluss der Stunde noch, dass wir zum Nachmittagsunterricht an das große Eingangstor kommen sollten, da er uns Bekanntschaft mit seinem Drachen machen lassen wollte.
Beim Mittagessen fragte ich Nathalia: "Wie fandest du den Unterricht heute eigentlich?"
Nach einem kurzen betretenen Schweigen antwortete sie: "Irgendwie sind Drachen ja schon ganz interessant... es könnte schlimmer sein."
Man konnte ihr ansehen dass sie nicht gern darüber sprechen wollte. Anscheinend stand das Heimweh immernoch im Vordergrund.
Nach dem Essen und einer kleinen Pause gingen wir schonmal in Richtung des Tores.
Einige andere hatten es sich schon auf dem nebenstehenden Rasen gemütlich gemacht. Unter ihnen war auch Lucas der mit dem Rücken an die Mauer gelehnt im Gras saß.
Wir begrüßten uns und ich setzte mich neben ihn. Es kam mir so vor, als würden wir uns schon ewig kennen, obwohl es in Wirklichkeit nur ein halber Tag war.
"Wie findest du eigentlich das ganze mit den Drachen?", wollte ich wissen.
"Schöner als jeder Traum", antwortete er und lächelte.
Kurz darauf kam auch schon Herr Pasir, öffnete das Tor und schloss es, nachdem alle draußen waren wieder. Wie folgten ihm in ein kleines Waldstück neben der Schule und er bat uns, dass wir uns in einem Halbkreis um ihn herum aufstellen damit er seinen Drachen rufen konnte.
Eine Stille breitete sich aus, bis plötzlich ein Luftzug durch die Baumkronen wehte. Langsam konnte man auch Schläge von mächtigen Flügeln wahrnehmen.
"Geht einen Schritt zurück!", warnte der Lehrer uns.
Dann, kurz darauf sand sein Drache vor uns. Ein mächtiges goldgelbes Geschöpf. Mir fiel sofort auf, dass es ein Wüstendrache war. Seine glänzenden Schuppen sahen aus wie eine Rüstung. Ich hätte mir nie träumen können, soetwas jemals zu Gesicht zu bekommen.
Der Drache beobachtete uns mit seinen orange-roten Augen und Herr Pasir kletterte auf seinen Rücken.
"Will jemand mit mir fliegen? Es ist gänzlich ungefährlich. Mein Drache ist es gewöhnt, dass manchmal unsichere Anfänger auf ihm reiten", fragte Herr Pasir.
Ich würde schon gerne. Aber vielleicht... der Drache ist so groß...
Anscheinend bemerkte der Lehrer mein Grübeln und fragte, an mich gewendet: "Willst du es vielleicht versuchen?"
Nach kurzer Bedenkzeit sah ich den Drachen an und sagte: "Ja!"