Als ich den Weg über den Schnee überwunden hatte und mich den Zelten näherte, wurde ich wohl bemerkt. Herr Pasir verließ sichtlich verwundert sein Zelt und sah mich fragend an.
"Wie kann es sein dass ihr jetzt schon zurück seid? Und wo ist Lucas", wollte er wissen.
Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, sah der Lehrer es mit eigenen Augen. Lucas kam naher, sein neuer Gefährte segelte knapp über dem Boden neben ihm her und fand schließlich vor Herr Pasir Platz. Lucas grinste während der Lehrer, seinen Augen immernoch nicht trauend, den Drachen betrachtete.
"Da hast du aber einen schönen Drachen gefunden", bemerkte er schließlich, "er scheint sehr liebenswürdig zu sein. Er müsste dem Aussehen nach männlich und um die 50 Jahre alt sein. Das ist noch nicht besonders alt für einen Drachen, aber alt genug um Anstand zu besitzen. Lucas, wie hast du ihn so schnell gefunden?"
"Eigentlich war es Glück", begann Lucas, "er war der erste den wir gesehen haben und anscheinend hat von Anfang an alles gepasst."
"Felsendrachen sind sehr intelligent. Sie wissen, wem sie Vertrauen können. Wahrscheinlich hat er dich deshalb nicht angegriffen. Nun darfst du ihm einen Namen geben", erklärte der Lehrer.
Lucas überlegte, aber kam schnell zu dem Entschluss, seinen zukünftigen Begleiter Arktos zu nennen. Seiner Meinung nach erinnerte ihn dieser Name an den Schnee, der in der Zwischenzeit gefallen war und ihre Begegnung in diesem.
Auch Nathalia hatte inzwischen ihr Zelt verlassen und stand neben uns, während wir alle den Drachen bestaunten, der ebenfalls seine grauen Augen auf uns gerichtet hatte.
Herr Pasir klopfte Lucas auf die Schulter und lobte ihn erneut, was er doch für einen schönen Drachen gefunden hatte.
"Jetzt hat er seinen Drachen", fing ich an, "wie geht es weiter?"
"Arktos wird wie Taifun immer in der Nähe bleiben und uns bis zum Schluss begleiten. Seine Ausbildung fängt erst an wenn wir wieder zurück sind", antwortete der Lehrer mir, "als nächstes fliegen wir in die Wüste, damit Nathalia das ganze hinter sich hat. Außerdem liegt die Wüste sowieso auf unserem Weg", fügte er schließlich mit einem leichten grinsen hinzu, "wenn ihr wollt, fliegen wir sofort los"
Zögernd nickte Nathalia, aber sie wusste, dass sie diesem Tag nicht entgehen konnte. Ich wusste immernoch nicht, ob es eher positiv oder negativ war, dass ich die letzte sein würde, die ihren drachen bekommen würde. Wahrscheinlich war einer der Gründe dafür, dass mein Drache der gefährlichste von allen war und dass Drachen seiner Art, sehr unberechenbar waren. Trotzdem stimmten wir alle der Idee zu und ein wenig später rief Herr Pasir seinen Drachen und forderte uns auf, unsere Sachen zusammenzupacken.
Schließlich saßen wir wieder auf Taifuns Rücken und hoben langsam ab. Als wir eine gute Höhe erreicht hatten, bemerkte uns auch Arktos, der die ganze Zeit seine Kreise über unserem Lager gezogen hatte. Er betrachtete Taifun kurz und als er merkte, dass von diesem keine Gefahr ausging, beruhigte er sich und flog hinter uns her.
Wir ließen die riesigen, verschneiten Bergketten hinter uns und flogen eine Weile lang geradeaus. Obwohl wir hoch in der Luft waren, spürten wir, wie es immer wärmer wurde und wir uns der Wüste näherten. Wahrend des Fluges beruhigte Herr Pasir Nathalia, die ziemlich überfordert mit der ganzen Situation war. Aber sie hatte nichts zu befürchten, denn der Lehrer hatte es vor einigen Jahren schließlich auch geschafft, in der Wüste einen Drachen zu finden. Er würde wissen was zu tun war.
Langsam aber sicher wurde die Hitze größer, desto tiefer wir in die Wüste eindrangen. Herr Pasir suchte die endlos scheinenden Dünen nach einem Lager ab und fand letztenendes auch eins, das etwas abgelegen der Dünenlandschaft auf einem Plateau gelegen war.