Vier

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Die Fahle Sonne, die durch den Eingang des Stalles in die Boxen schien zeigte jedes noch so kleine bisschen Staub das ich durch meine Bewegungen aufwirbelte. Es kam mir vor als würde ich schon Stunden lang Pferdemist schaufeln. Vielleicht stimme das auch. Ich hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren und die Arbeit lag mir in den Knochen. Ich würde mich Morgen sicher nicht mehr bewegen können. Zu meinem Bedauern standen allerdings immer noch Pferde im Stall. „Wie viele von diesen Viechern gibt es denn hier nur", fluchte ich zu mir selbst und ließ erschöpft die Mistgabel mit einem lautem scheppern gegen die grüne Schubkarre fallen.

„27 und 4 Fohlen", erregte eine tiefe Stimme meine Aufmerksamkeit. Erschrocken drehte ich mich herum. Wie hatte es nur jemand geschafft hier rein zu kommen ohne, dass ich es gemerkt hatte?

„Das erklärt warum es kein Ende nimmt", sagte ich und schloss die Tür der Box. Mein Blick fiel auf den jungen dunkelblonden Mann, dem diese tiefe Stimme gehörte, die zuvor gesprochen hatte. Er musste etwa in meinem Alter sein. Er hatte blasgrüne Augen und eine Narbe auf der Stirn, die meine Aufmerksamkeit sofort von seinen Augen wegzog.

„Wer bist du denn überhaupt?", fragte ich beiläufig und nutzte die Chance um heimlich eine Pause zumachen. Nicht das der Eseljunge wieder wütend wurde. Mich würde mal Interessieren wo er überhaupt abgeblieben war. Erst jetzt eine halbe Ewigkeit nachdem er mich allein gelassen hatte fiel mir auf das er noch immer nicht wiederaufgetaucht. Hatten diese auch so super eleganten Tiere mich so abgelenkt? Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf den immer noch Namenlosen Jungen und ich wartete ungeduldig auf eine Antwort.

„Luke, ich wohne hier", rechtfertigte er sein plötzliches Auftauchen und musterte mich von oben bis unten. Das ist also Amys jüngerer Bruder. „Und du bist sicher einer von der Sorte >der Richter hatte Mitleid mit mir und schickt mich noch nicht in den Knast< oder?", fragte er und lächelte mich schief an.

„Danke, Lou hätte gereicht", erwiderte ich und nahm wieder ein Pferd aus der Box. Wenigstens war ansatzweiße ein Ende in Sicht. Ich erkannte mich gerade selbst nicht wieder. Ich fasste sie an und führte sie durch die Gegend, aber nur um sie so schnell wie möglich aus dem Stall zu verbannen und auf eine Weide abzuschieben wo ich sie nicht mehr sehen musste. Jetzt meldete sich wieder die tiefe Stimme hinter mir. „Wo ist denn Milo?" Der dunkelblonde Mann sah sich suchend im Stall um und sah mich anschließend auffordernd an. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Das wüsste ich auch gerne" schnaubte ich während ich das Pferd auf die Weide brachte. „Alles lässt er mich allein machen mit diesen Viechern", brummte ich und wurde noch eines von ihnen auf der Weide los. Luke musste schmunzeln und sah mich grinsend an. „Kein Pferdefan?", fragte er.

Ich drehte mich zu ihm herum. „Sehe ich so aus als wäre ich eines dieser Pferdemädchen die Wendyhefte sammelt oder sowas wie Reitstiefel besitzt?", fragte ich gereizt.

„Ehrlich gesagt nicht. Pferdemädchen freuen sich in der Regel sobald sie Hufe klappern hören und du freust dich, wenn es in der Ferne verstummt", stellte er fest und fuhr sich durch die Haare.

„Du hast es erfasst", sagte ich und stapfte mit schweren Schritten zum Stall zurück. Ich hatte das Gefühl mich keinen Meter mehr bewegen zu können.

„Du weißt also nicht wo Milo ist?", fragte er um das Gespräch auf das eigentliche Thema zurück zu lenken

„Nein, weiß ich nicht. Wieso willst du das wissen? Brauchst du Hilfe mit dem Traktor?", fragte ich in der Hoffnung das Gespräch noch etwas hinauszuzögern und somit etwas Bummeln zu können.

„Wieso weißt du das?" Fragend legte sich seine Stirn in Falten.

„Malea redet viel", erklärte ich. In der Nähe dieses Mädchens war wohl kein Geheimnis sicher so viel war klar. Dafür redete sie viel zu gerne.

Nur noch eine Chance - Am Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt