Noch bevor ich mich bewegen, geschweige denn Atmen konnte griff Amy meine Arme, zog diese auf meinen Rücken und drehte diese dann ein. Das tat weh! Ich stieß ein schmerzvolles Keuchen aus und kniff die Augen zusammen.
„Ist das dein Ernst?", schrie Amy aufgebracht. „Du bist sauer auf mich und deswegen greifst du meine Geschwister an", schrie sie wütend. „Für so Ehren los hätte ich dich nicht gehalten", schrie sie und zog meine Arme noch ein weiteres Stück nach oben. Ich war mir sicher, dass sie mir, wenn ich mich auch nur einen Millimeter bewegen würde, die Arme brechen würde. Ich verstand das nicht. Was war nur in sie gefahren? Hatte sie gedachte das ich Liz angegriffen hatte?
„Amy beruhig dich", sagte ich heißer kaum hörbar vor Schmerzen und das Tatsache das Amys Tritt mir gerade das Atmen schwer machte. Meine Augen füllten sich mit Tränen, meine Sicht verschwamm und unaufhaltsam zog dieser Schmerz, den Amy durch ihren Griff verursachte durch meinen Körper.
„Mich beruhigen? Du bist doch verrückt geworden! Was hat dir Liz je getan, warum tust du das?", fragte sie schreiend nach einer Antwort.
Endlich gelang es mir einen gescheiten Atemzug zu machen. Mein Herz raste und mit jedem weiterem hämmernden Schlag gegen meine Brust wurde auch mein Atem schneller.
„Lass los", sagte ich flehend, vor Schmerzen keuchend. Ich war lange nicht mehr an diesem Punkt gewesen, an dem ich um etwas flehen musste aber gerade schossen mir wieder tausende Bilder gleichzeitig durch den Kopf. Sachen an die ich mich nie wieder in meinem Leben erinnern wollte.
Amy schrie weiter aber das was sie sagte kam nicht mehr bei mir an. Meine Sicht verschwamm immer mehr und mir begann schwindelig zu werden. Ich bekam in meinem Rausch aus Adrenalin mit das Luke in die Scheune gerannte kam. Seine tiefe Stimme drang im Gegensatz zu der hohen von Amy noch zu mir durch. „Was ist denn hier los?", sagte er fassungslos und sah zu mir. Dann zu Amy die mich immernoch hielt. „Was ist in dich gefahren Amy? Lass sie los, sofort!", schrie er und tatsächlich lockerte sie ihren Griff und ließ dann ganz von mir ab.
Amys Griff war das einzige gewesen was mich noch in dieser hockenden Position gehalten hatte und ich kippte zur Seite um und landete auf dem kalten Boden der Scheune. Der stechende Schmerz verschwand. Dafür begannen mein Kopf und mein Rücken zu schmerzen. Ich blieb am Boden liegen. Meinen Atem hatte ich noch immer nicht unter Kontrolle der Schwindel wurde stärker und langsam begann ich vor meinen Augen Punkte zu sehen. Ich spürte wie ich von Kräftigen Händen wieder in eine sitzende Position gezogen wurde.
„Was sollte das werden? Wolltest du sie umbringen", rief Luke außer sich. Ich sah seine verschwommene Silhouette direkt vor mir.
Er rief etwas. Ich hörte den Farbton seiner Stimme aber das was er sagte kam nicht mehr bei mir an. Langsam aber sicher wurden die Punkte größer und die schwärze begann mich einzunehmen. Ich spürte das er mir etwas ins Gesicht hielt. Mein Herz raste noch immer. Das war das einzige was ich gerade noch spüren konnte. Das hämmern meines Herzens in meiner Brust. Langsam dran der klang von Luke's Stimme wieder zu mir. „So ists gut atme langsamer", hörte ich ihn sagen. Er hatte sich neben mich auf den Boden sinken lassen und hielt auf aufrecht während er mit einer Hand sorgsam meinen Kopf ruhig hielt und mir mit der anderen eine Tüte ins Gesicht drückte in die ich gerade atmete. Dadurch würde mein Atem langsam wieder ruhiger und meine Sicht etwas klarer. Irritiert sah ich um mich und versuchte zu begreifen was gerade geschah aber ich brachte keinen klaren Gedanken zu stande.
Auf einmal stieg eine furchtbare Übelkeit in mir hoch und ich riss kraftlos die Tüte aus meinem Gesicht und drehte es zur Seite. Ich ließ mir das Essen von gestern Abend nochmal durch den Kopf gehen. Das ging offenbar auch ohne Frühstück...
Immer noch schwer atmend ließ ich meinen Kopf wieder gegen die Wand fallen. Ich begann am ganzen Körper zu zittern und versuchte zu begreifen was genau gerade passiert war. Erst jetzt fiel mir Liz, auf die noch immer regungslos und in Schockstarre an dem Ort stand wo ich zuvor auch noch gestanden hatte. Bevor Amy auf dem nichts auf mich zugesprungen und mich gegen die Wand befördert hatte.
Luke drückte meinen unkontrollierbar zitterten Körper fester gegen seinen und langsam konnte ich ruhiger werden.
Flatternde, unruhige Atemzüge füllten meine Lungen mit Luft. „Es ist alles in Ordnung beruhig dich", sprach Luke leise. Seine ruhige, raue Stimme beruhigte mich. Langsam kehrten die Schmerzen in Kopf und Rücken wieder, die für einen kurzen Moment verschwunden waren. Immer noch schwer atmend schaute ich zu Luke, der mich in seinen Armen hielt, dann zu Amy und zu Liz. Luke lockerte seinen Griff langsam von mir als er merkte das es mir unangenehm war. Er sah zu seiner Schwester.
„Und jetzt erklär mir mal was das sollte! Ihr seid beide Erwachsen", sagte er und warf einen kurzen Blick auf mich. „Oder zumindest fast. Ihr werdet ja wohl in der Lage sein ein Gespräch zu führen ohne das einer von euch beiden Sterben muss oder?", rief er Amy vorwurfsvoll zu.
Diese wagte nicht mich anzusehen. „Sie hat Liz angegriffen. Ich wollte sie nur beschützen", sagte Amy abwehrend und warf nun doch einen Blick zu mir. Ohne Luke der mich hielt war sitzen gerade zu kräftezehrend also legte ich mich langsam wieder hin, darauf achtend mich nicht in mein eigenes erbrochenes zu legen.
„Amy, sie hat nichts gemacht", sagte Liz, die sich endlich aus ihrer Starre löste und kam langsam auf mich zu. Vorsichtig nahm sie meine Hand. „Geht es dir gut?", fragte sie ängstlich aber mir fehlte noch immer die Luft zum Sprechen also schwieg ich.
„Was? Aber... Du hast geschrien das sie aufhören soll... Sie muss etwas gemacht haben. So laut hast du noch nie geschrien. Ich habe dich bis in den Stall gehört", sagte Amy abwehrend.
Luke sah zu seiner Schwester. „Wenn du so weiter machst bist du bald die jenige von euch beiden die im Knast landet. Du hast sie doch nicht mehr alle. Sie hätte jedes Recht dazu dich anzuzeigen du kannst dich glücklich schätzen, wenn sie darauf verzichtet", sagte Luke bitter. Er sah zu mir.
„Ich bring dich in dein Zimmer in Ordnung?", fragte er und ich antwortete nur mit einem Nicken. Wieder kamen seine kräftigen Arme, die mich nach oben zogen. Ohne ihn hätte ich mich sicher nicht eine Sekunde auf den Beinen halten können. Dieser Move von Amy hatte mich wortwörtlich ausgenogt. Eigentlich mochte ich es nicht Schwäche zu zeigen und ihnen gerade so hilflos ausgeliefert zu sein gefiel mir gar nicht aber gerade war ich einfach nur fertig. Er schleifte mich an Amy vorbei. „Ich weiß ich bin der kleine Bruder aber du gehst heute nicht mehr in ihre Nähe verstanden?", sagte Luke zu seiner Schwester, welche das ganze nur mit einem Nicken beantwortete. Luke richtete seinen Blick wieder auf mich dann nochmal zu Amy. „Versuch dich erstmal wieder unter Kontrolle zu bringen", sagte Luke zu seiner großen Schwester während er mich langsam aus der Scheune führte. Um zum Haus zu kommen mussten wir einmal über das komplette Gelände. Der Weg war mir noch nie so lang vorgekommen. Meine Beine fühlten sich an wie aus Gummi und knickten unter meinem Gewicht weg. Wenn Luke mich jetzt loslassen würde, würde ich wie ein Sack voller Kartoffeln zu Boden fallen. Luke schob mit einer Hand die schwere Holztür, die ins Haus führte auf während der mich mit der anderen immer noch hielt.
Die Treppen trug er mich mehr oder weniger hoch und ich war froh als ich endlich die weiche Matratze meines Bettes unter mir spürte.
„Brauchst du einen Arzt?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte einfach nur Schlafen. Seine grünen Augen betrachteten mich unruhig. „Dein T-Shirt ist dreckig", bemerkte er und ich blickte an mir hinunter. Am oberen drittel meines Shirts war ein Nasser Fleck. Offenbar hatte ich nicht nur auf den Boden gespuckt. Langsam streifte ich mir mein T-Shirt ab und schmiss es neben meine Schuhe, die vor dem Bett standen. „Ist dir das nicht zu warm im Sommer?", bemerkte Luke der kurz mein Top ansah welches ich unter meinem T-Shirt getragen hatte.
Ich schüttelte müde den Kopf. Es gab gute Gründe warum ich das trug. Ich trug es immer egal bei welchen Temperaturen.
Luke entfernte sich von mir und blieb in der Tür stehen. „Keine Sorge, ich kümmere mich darum das dir Amy heute nicht nochmal zu nah kommt. Ruh dich aus", sprach er ruhig bevor er leise die braune Holztür hinter sich schloss.
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Nur noch eine Chance - Am Ende der Welt
Novela JuvenilLou's Welt steht Kopf. Sie weiß nicht mehr genau wann oder wie ihr Leben so aus den Rudern gelaufen ist. Ob der Tod ihres Vaters oder das Verschwinden ihrer Mutter die Ursache waren oder ob das ganze schon viel früher begonnen hatte. Die 17-Jährige...