Drei

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Leise tappte ich aus meinem Zimmer den langen Flur entlang. Es war noch früh am Morgen aber dennoch hörte ich bereits Stimmen die von unten aus der Küche zu mir drangen. Und genau da wollte ich auch hin in die Küche. Mein Magen knurrte schon allein an dem Gedanken endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Nachdem ich die knarzenden Stufen der alten Treppe hinter mir gelassen hatte schlenderte ich in die Küche. Am Küchentisch saßen nur Amy und ihre beiden Schwestern, die anderen drei Teller waren bereits leer und voller Krümel.

Etwas verwirrt sah ich zu Amy. Sie hatte um 7 gesagt da war ich mir sicher.

„Bin ich etwa schon wieder zu spät? Du hast um 7 gesagt. Es ist grade mal dreiviertel", sagte ich. Amy zog den Flechtstuhl mit dem roten Kissen neben sich zurück. „Du bist nicht zu spät setz dich" schmatzte sie durch einen Bissen Brötchen.

Mein Blick schweifte über den Tisch. Es gab Brötchen, frische Eier und Unmengen an verschiedenen Belägen. Dafür hatte sich das Warten doch gelohnt. Ich konnte mich nicht daran erinnern wann der Frühstückstisch zuhause je so gut ausgesehen hatte. Ich ließ mich neben Amy auf den Stuhl fallen und blickte kurz in die Runde. Malea schluckte hastig ein Stück Brötchen herunter und sagte dann: „Mama und Papa stehen immer früher auf als wir, weil sie viel arbeiten müssen und Luke muss den Traktor reparieren. Amy isst immer noch mit uns und bringt uns dann normalerweise in die Schule aber gerade sind Ferien also können wir auch mithelfen die Pferde zu versorgen." Die blauen Augen des Mädchens funkelten in der Morgensonne, die es langsam wagte durch Fenster zu scheinen und blickten zu mir.

„Ah okay", sagte ich leise und spürte gleich den brennenden Blick von Amy auf mir. „Was? Ist unterhalten auch verboten? Muss ich deine Geschwister jetzt mit Schweigen strafen obwohl sie nichts gemacht haben?", fragte ich gereizt.

„Du bekommst immer gleich alles in den falschen Hals. Arbeite mal an deiner Einstellung", sagte Goldlöckchen und stellte mir eine Tasse hin und fügte dann hinzu: „Trink einen Kaffee, verbessert die Laune"

„Danke", sagte ich zögernd. Ich mochte Kaffee nicht besonders aber ich wollte nicht das Goldlöckchen wieder wütend wurde. „Ich mag ehrlich gesagt keinen Kaffee. Ich nehme lieber ein Glas Wasser", fügte ich hinzu und noch während ich das sagte war Malea mit so viel Schwung aufgesprungen, der ihr Stuhl kippelte.

„Bleib sitzen, ich hole dir eins", sagte sie hektisch und lief zum Schrank um ein Glas raus zu holen. Sie stellte es auf der Holztheke ab und füllte es mit Wasser, bevor sie es zu mir an den Tisch brachte.

„Danke Malea das ist sehr nett von dir", sagte ich und sie lächelte und zeigte dabei ihre große Zahnlücke. Ich zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln. Die ständige gute Laune und Harmonie waren zu viel für mich das war ich einfach nicht gewohnt. Wenn ich Zuhause nicht schnell genug das Haus verlassen hatte, begannen schon der Morgen mit einem Streit zwischen mir und meinem Bruder. Ich hatte mir ein Brötchen aufgeschnitten und ließ meinen Blick nun über den Tisch schweifen. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Amy sah von ihrem Essen auf. „Keinen Hunger?", fragte sie.

„Doch und wie ich kann mich nur nicht entscheiden", sagte ich und zog ein Glas Marmelade zu mir.

„Iss nur es liegt viel Arbeit vor uns du wirst deine Energie brauchen", sagte sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, dann bemerkte sie: „Du bist die erste seit langem die sich mal nicht beschwert das sie so früh aufstehen muss."

„Ich bin mehr der Morgenmensch. Wenn ich Ellie Frühstück gemacht habe bin ich aus dem Haus um Nick nicht zu begegnen", sagte ich leise und schmierte mir ein Brötchen. „Zumindest, wenn ich schnell genug war", fügte ich hinzu und nahm einen großen Bissen. In Windeseile hatte ich das Brötchen verputzt.

Nur noch eine Chance - Am Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt