[10] wenn es doch nur den ganzen Tag lang morgens sein könnte

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Sonne. Geschlossene Augen, gleichmäßiges Atmen. Wärme. Behaglich streckt Zeo sich auf der weichen Matratze; blaue Strähnen kringeln sich leicht auf dem Kissen neben ihm. Taddl gähnt verhalten und dreht sich auf den Rücken, Zeo stützt sich auf die Unterarme und lehnt sich zu ihm.

»Nanu«, seine Stimme ist noch verschlafen und rau. »Ein Wunder, dass ich dich nach gestern nicht rausgeschmissen habe. So viele rote Panzer sind unverschämt, T.«

Taddl brummt nur etwas bestimmt genauso Liebevolles zurück und legt seinen Arm um ihn. Eine Weile ist es einfach still. Für heute hat sich die träge Herbstsonne entschieden zwischen den Wolken hervorzukriechen und helle Streifen auf die Zimmerwände zu malen. Als wäre das Zimmer unter Wasser, aber nicht mit blauer, sondern goldener Luft; alles in einem frühmorgendlichen Schwebezustand. Was auch immer frühmorgens bedeutet.

Zeo schließt die Augen und holt tief Luft und es riecht nach Taddl. Er riecht gut. Angenehm, irgendwie herbstlich; er vergräbt die Nase in Taddls Shirt und schnuppert; nach etwas, dass ihn an Harz erinnert und ein ganz bisschen nach Nudelsuppe.

Erst als Taddl sich bewegt, um sich zu strecken, rutscht Zeo wieder etwas zur Seite. Er beobachtet ihn, aber Taddl döst weiter vor sich hin. Langsam streckt Zeo seine Hand aus und fährt durch die blauen Haare und als ein leises Schnurren erklingt, lacht er unterdrückt. Taddls Lippen sind leicht geöffnet und sein Brustkorb vibriert ganz leicht. Klang so ähnlich nicht die Snare, die Taddl ihm vorgemacht hat? Zeo weiß es nicht mehr genau.

Willkürlich beginnt er Muster auf Taddls Arm zu zeichnen und das Schnurren bekommt eine kleine Melodie. Auf dem Oberarm hat Taddl zweimal untereinander die Zahlenfolge von Pi tätowiert- oder zumindest eine Rundung- und daneben ein Hündchen. Darunter ein Manga oder Anime Mädchen mit langen schwarzen Haaren und asiatischen Schriftzeichen, darüber ein Drache mit drei Hälsen. Zeo schiebt vorsichtig den Ärmel von Taddls Shirt ein Stück weiter nach oben, um sich die Köpfe anzusehen und beginnt damit die Linien der Tattoos nachzufahren. Taddl bekommt eine Gänsehaut und schüttelt sich, wobei sein Shirt am Bauch hochrutscht.

Knapp eine Handbreit über dem Bauchnabel hat er ein Tattoo mit simplen Linien, vielleicht ein Symbol oder ein stark vereinfachter Gegenstand? Es erinnert Zeo aber auch an einen Schmetterling oder eine Motte. »Hey, was ist das?« fragt er geradeheraus, ohne nachzudenken.

»Was?« Träge stützt Taddl sich hoch und beugt den Kopf nach vorne, um zu sehen was Zeo meint. »Ach so das«, er gähnt, »das ist der Gleiter aus Nausicaä, uhm, einem Anime.«

Seine dunkle Stimme klingt noch sehr schläfrig und prompt fühlt Zeo sich schuldig Taddl so aus seinem Dämmerschlaf gerissen zu haben.

Aber Taddl lässt sich einfach wieder in das Kissen fallen und zieht Zeo zu sich, vielleicht schläft er mit offenen Augen weiter; er starrt an die Wand oder Decke, während er mit Zeos Haaren spielt. Zeo fragt sich gerade, woran er wohl denkt.

»Wieso«, fängt Taddl nachdenklich an, »machst du eigentlich keine Komödien? Oder beides; Krimikomödien?«

Zeos Blick fällt auf den schwarzen Fernseher und auf die DVD-Sammlung daneben, er überlegt. »Wenn ich 'ne Komödie machen würde, beständen die Pointen fast ausschließlich daraus, dass eine Person sagt ›Also das werde ich auf gar keinen Fall machen‹ und dann Cut, wie die Person genau das doch macht.«

Taddl gluckst.

»Oder irgendetwas passiert und zwei Personen im Hintergrund lösen ihre Wetten ein. Oder ein Charakter erzählt was und im Hintergrund passiert gleichzeitig etwas, was dem widerspricht. Zum Beispiel, äh, Meine Freunde sind echt cool, du wirst sie mögen und im Hintergrund bekämpfen sich zwei Typen mit Sellerie.«

Sweet wie 'ne PepsiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt