[5] Guten Morgen, träum was Schönes

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»Halb sieben«, stellt Taddl nach einem Blick auf sein Handy fest, während Zeo die Tür der Bar hinter ihnen abschließt.

»Fährst du auch mit dem Bus?« Zeo schiebt den Schlüssel in seine Tasche- er muss daran denken ihn Yoshi wiederzugeben- und tastet nach seinem Monatsticket.

Taddl schüttelt den Kopf. »Bin zu Fuß hergekommen, ich wohn hier in der Gegend.«

»In die Richtung?«

Taddl bejaht und sie schlagen die Richtung ein, in die Zeo gedeutet hat.

»Wenn du drei Tage wach warst und an deiner Musik gearbeitet hast... Wieso bist du überhaupt in die Bar gekommen? Wolltest du dich mit jemandem treffen?«

Taddl zuckt mit den Schultern. »Jemanden treffen? Nein, eigentlich nicht.« Er sieht auf und schenkt Zeo ein verschmitztes Lächeln.

»Aber naja, nach drei Tagen in deinen eigenen vier Wänden wird's auch irgendwann einsam. Keine Ahnung, uh, ein Freund von mir hat letztens erwähnt, dass es bei mir um die Ecke viele coole Läden gibt. Ich geh eigentlich nicht so gerne raus und- so unter Leute, aber«, er zieht das letzte Wort in die Länge, ehe er gedämpfter fortfährt, »keine Ahnung, was mich letztendlich dazu bewegt hat.«

Zeo nickt, macht »Mhm« und schiebt die Hände in die Taschen seiner Jacke. Für einen Moment laufen sie still nebeneinander über die bunten Blätter, die auf der anderen Straßenseite bereits von einer Kehrmaschine der Stadtreinigung an den Rand des Gehwegs gekehrt werden. Eine Frau auf einem Fahrrad radelt langsam vorbei, ein paar Häuser weiter tritt ein Mann in Sakko aus der Haustür. Der Himmel ist wolkenverhangen und ohne die Sonne wirkt alles ein wenig düster. Als sie an einer Straßenlaterne vorbeikommen, flackert sie als wäre sie nicht sicher, ob es wirklich schon so hell ist, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt werden.

Der Mann im Sakko kommt ihnen entgegen und Zeo raunt Taddl zu: »Schau, der Typ da vorne geht bestimmt gerade erst zur Arbeit.«

Auf der gleichen Höhe mit dem besagten Typen grüßt Zeo ihn heiter, aber er mustert die beiden nur mit einem verächtlichen Blick.

Taddl stößt laut Luft aus. »Und wir sind die Assis, die jetzt erst nach Hause gehen.«

»Pff, ich hatte Spätschicht«, feixt Zeo, »ich komme doch gerade von der Arbeit.«

»Gut, dann bin ich der asoziale Typ mit den Tattoos im Gesicht, der die ganze Nacht nichts gemacht hat, außer zu saufen und zu kiffen.« Taddl spricht in einem belustigten Tonfall, der Zeo verunsichert.

»Das stimmt nicht«, antwortet er betroffen, beinahe etwas hilflos.

»Aber das ist, was die meisten Leute denken, wenn sie mich sehen.«

Zeo neigt langsam verstehend den Kopf, bis sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet. »Also ich habe jedenfalls etwas ganz anderes gedacht, als ich dich gesehen habe.«

Nach einer kleinen Kunstpause fügt er bei: »Dass du ein schönes Lächeln hast und echt sympathisch aussiehst. Und naja, verdammt müde.«

Er sieht Taddl an und lächelt, Taddl schaut ihn an und lächelt zurück. »Danke.«

Und dann zieht er die Augen zusammen und entschuldigt sich mit einer zerknirschten Miene. »Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los war. Ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, was fremde Menschen über mich denken.«

Ihre Arme streifen sich und der Stoff ihrer Jacken raschelt leise.

»Ich glaube, es kann einem egal sein, was andere Menschen über einen denken, aber wenn sie einen grundlos verurteilen und einen dann anders oder schlechter behandeln, ist es legitim trotzdem angepisst zu sein. Das eine schließt das andere ja nicht aus.«

Sweet wie 'ne PepsiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt