[4] Servietten voller Schmetterlinge

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»Außerdem sind Schmetterlinge einige der wenigen Tiere, die mit ihren Füßen schmecken können.«

»Okay«, Taddl nickt. »Okay, Schmetterlinge sind wirklich echt cool und es gibt einfach auch so viele verschiedene Arten. Ich glaube, der größte hat 'ne Flügelspannweite von bis zu dreißig Zentimeter.«

»Die können ja auch richtig toll aussehen, total bunt und mit Mustern...« Zeo denkt an farbenfrohe, exotische Schmetterlinge, mit Augen, Punkten, und Streifen auf ihren Flügeln.

»Jetzt haben wir so viel über Schmetterlinge geredet... jetzt muss ich irgendeine Line über Schmetterlinge machen.« Taddl grinst.

»Mit Schmetterlingen kann man bestimmt auch viele Metaphern schreiben. So... von der Raupe bis zum Schmetterling.«

»Erstmal muss ich etwas finden, was sich darauf reimt.«

»Hm... so spontan fällt mir so gar nichts ein. Wie machst du das?«

»Ich nehme irgendwas«, Taddl klaubt eine Serviette aus dem Serviettenhalter, »schreibe das Wort auf und alle Reime darunter. Hast du zufällig einen Stift?«

Zeo steht auf und kommt gleich darauf mit zwei Kugelschreibern zurück. Einen davon reicht er Taddl, der ihm im Gegenzug eine Serviette zuschiebt.

»Schmet-ter-ling«, murmelt er vor sich hin und Zeo schreibt, so wie Taddl es vormacht, das Wort mit Silbentrennstrichen auf das Papier. »Reime, die über mehrere Silben gehen, sind am besten. Also wenn es sich statt nur auf ling, auf ter-ling reimt. Oder auf alle Silben, aber ich glaube, das ist hier schwierig.«

Zeo nickt und beginnt auf geradezu mediative Weise in seinem Kopf immer wieder Schmetterling aufzusagen, aber gleichzeitig- auf nicht besonders mediative Weise- seinen Wortschatz auf der Suche nach irgendwas Passendem zu durchforsten. Bei Taddl kratzt der Stift schon auf der Serviette herum, aber der ist die Suche nach Reimen auch schon gewöhnt, nicht wahr?

Also braucht Zeo sich auch nicht so zu stressen. Er lässt seinen Blick aus dem Fenster streifen und unter der Reflektion von den beiden am Tisch sitzend, dort, wo der Tisch und die Bänke zum Fenster hin kein Licht durchlassen, sieht er das auf dem Boden liegende Herbstlaub. Bei Herbst denkt er an Jahreszeiten, an Winter und Frühling und... Früh|ling... Schmet|ter|ling?

Es ist zwar nur die letzte Silbe, die sich reimt, aber dafür besteht eine Verbindung zwischen den Begriffen, schließlich taumeln im Frühling die ersten Schmetterlinge durch die Blumen. Zufrieden schreibt Zeo seinen Fund auf, und dabei kommt ihm irgendwie das Wort Schreiberling in den Sinn. Er gleicht die Silben ab und siehe da: beides drei Silben und zwei von drei reimen sich- und weil es ihm bei Schreiberling direkt auch noch einfällt, schreibt er Dichterling mit einem Schrägstrich gleich dahinter. Zeo kommt nicht umhin ein wenig stolz auf sich zu sein.

»Hast du schon was?« fragt er Taddl und beim Anblick dessen vollgekritzeltem Papier korrigiert er sich. »Ich meine... was hast du schon?«

»Also...«, Taddl legt den Stift weg und nimmt die Serviette in die Hand. »Als erstes hatte ich Schmetterling und der King. Dann bin ich auf Verben gekommen, die mit ver- anfangen und in der zweiten Silbe ein I haben, zum Beispiel, äh, verging, zerging, verbring und verkling. Eh, ja, die sind alle in der Vergangenheit, aber damit lässt sich bestimmt was bauen. Jetzt wollte ich gerade versuchen, ähnlich wie bei der King, noch andere mehrsilbige Reime über mehrere Wörter zu finden.«

Taddl bläst die Wangen auf und starrt auf seine Serviette. Er ist von seiner Sache so gefangen, dass Zeo schmunzeln muss bei der Ernsthaftigkeit die Taddl aufbringt.

Sweet wie 'ne PepsiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt