Eric...!

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„Wo steckst du Missgeburt? Du wirst es nicht schaffen, dich zu verstecken. Wir werden dich kriegen." Die Stimme von Nate dröhnt aus dem Lautsprecher der Schule. Es ist mitten in der Nacht. Nate, Jimi, Luke und Ryan mobben mich seit drei Jahren. Mein Name ist Eric und ich bin sechszehn Jahre alt. Warum die Jungs mich mobben? Ich weiß es nicht. Sie nennen mich ständig Streber und Schwuchtel (ja, ich bin schwul). Egal, was ich mache, alles ist für die Clique eine Provokation. Zweimal lag ich schon im Krankenhaus auf der Intensivstation, weil sie mich zusammengeschlagen haben. Gewalttätig sind sie zwar jeden Tag, aber an diesen beiden Tagen sind die komplett durchgedreht und ich dachte wirklich, dass sie mich totschlagen würden. Vermutlich wollten sie das auch, aber haben es aus irgendeinem Grund nicht geschafft.

Es ist Samstagnacht und ich laufe seit einer Stunde durch die Schule. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause nachdem ich mich mit meinem Freund getroffen habe. Cody ist leider nicht auf meiner Schule, da er privat unterrichtet wird. Als ich fast zuhause war, wurde ich plötzlich von hinten gepackt und betäubt. Ich bin dann vor einer Stunde hier in der Schule aufgewacht. Da Wochenende ist, ist die Schule natürlich leer. Nachdem ich zu mir kam, habe ich natürlich direkt die Ausgänge abgecheckt. Aber alle Türen sind verschlossen.

Nach ein paar Minuten ertönte dann zum ersten Mal Nates Stimme aus dem Schullautsprecher. Und seine Worte haben sich in mein Gehirn gebrannt. „Guten Morgen, Schwuchtel-Prinzessin! Wie du sicher schon bemerkt hast, haben wir dich in der Schule eingeschlossen. Und wir wollen ein Spiel mit dir spielen. Die Regeln sind ganz einfach. Wenn du es schaffst, dich die ganze Nacht vor uns zu verstecken, lassen wir dich am nächsten Morgen unversehrt wieder raus. Kriegen wir dich allerdings, bevor die Sonne aufgeht, bringen wir dich um. Also streng dich an und verstecke dich gut, damit wir dich nicht finden. Möge das Spiel beginnen!"

Seine Worte haben mich in die pure Todesangst versetzt und ich habe nur noch einen Gedanken. ÜBERLEBEN! Sie dürfen mich einfach nicht finden. Nate und seine Jungs sind Monster. Sie sind krank! Immer wenn sie mich zusammengeschlagen haben, haben sie dabei wie Psychopathen gelacht. Die meinen das auf jeden Fall ernst. Kriegen die mich, werde ich sterben. Deshalb dürfen sie mich einfach nicht finden. Aber wie soll ich das anstellen? Wo soll ich mich verstecken? Wenn ich doch wenigstens mein Handy hätte damit ich Hilfe rufen kann. Aber das haben sie mir abgenommen. Scheiße verdammt! Was soll ich nur tun? Wo soll ich hin?

Ich laufe wie ein Irrer durch die Schule, um mich irgendwie verstecken zu können. Aber jedes Versteck scheint mir nicht gut genug. Mittlerweile bin ich im ersten Stock und suche mir hier einen Raum, wo ich vielleicht sicher bin. Immer wieder lausche ich, ob ich irgendwie Schritte höre. Aber bis jetzt ist alles ruhig. Das bedeutet, dass sie nicht in meiner Nähe sind. Zumindest hoffe ich es. Den Gedanken, dass es ein Trick ist, um mich in Sicherheit zu wiegen, verdränge ich so gut es geht aus meinem Kopf. Ich muss das einfach schaffen!

„Wir werden dich kriegen!" Das Nate immer wieder über den Lautsprecher zu hören ist, macht mich noch mehr fertig. Das ist der blanke Psychoterror.

Gerade bin ich auf dem Weg zum Musikraum. Vielleicht schaffe ich es dort mich eine Weile zu verstecken. Eine andere Idee habe ich zumindest im Moment nicht. Das ist gerade mein einziger Plan, also muss ich es versuchen. Ich bin fast da, es ist nicht mehr weit.

Es ist zu schaffen.

Ich bin da. Erschöpft lasse ich mich in eine Ecke sinken und mache mich so klein wie möglich. Ängstlich hänge ich meinen Gedanken nach. Wie soll ich ihnen die ganze Nacht entkommen? Ja, die Schule ist groß, aber sie sind zu viert und ich bin allein. Das ist fast schon unmöglich. Deshalb brauche ich unbedingt Hilfe. Aber wie soll ich die bekommen? Plötzlich kommt mir ein Gedanke. Im Sekretariat gibt es Telefone. Dort kann ich Hilfe rufen. Aber dafür muss ich irgendwie dorthin kommen. Und das am besten, ohne erwischt zu werden. Das Problem ist nur, dass Nate da irgendwo ist und ich würde ihm da direkt in die Arme laufen. Da kann ich mich auch gleich selbst umbringen. Doch irgendeine Möglichkeit muss es doch geben, damit ich da unbemerkt reinkomme. Also verlasse ich wieder den Musikraum und mache mich wieder langsam und leise auf den Weg nach unten. Es bringt nichts, ich muss es versuchen.

Mobbing Oneshots...!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt