Ich sitze gerade auf der Couch, als mein fünfzehnjähriger Sohn Bryan nach Hause kommt. Er ist völlig aufgelöst und weint auch. „Was ist passiert, mein Junge? Komm, setz dich und rede mit mir." Ich bin seit dem Tod meiner Frau vor zehn Jahren alleinerziehend, Miranda starb an Krebs. Seitdem gibt es nur noch Bryan und mich. Als mein Sohn sich neben mich setzt, kann ich erkennen, dass sein Oberteil zerrissen ist. „Sie haben mich geschlagen und mein Shirt zerrissen. Dad, ich verstehe es nicht, warum sie mich ständig fertig machen. Ich habe doch niemandem etwas getan." Seit einer Weile hat mein Sohn wohl Probleme in der Schule. Er wird heftig gemobbt. Aber er will nicht die Schule wechseln und er will auch nicht, dass ich eingreife. Das fällt mir unglaublich schwer, weil ich ihm helfen will. Trotzdem muss ich seine Entscheidung respektieren. Er hat Angst, dass es dann noch schlimmer wird. Aber meinen Sohn so zu sehen, tut mir einfach nur unendlich weh.
Bryan ist ein guter Junge, er schreibt gute Noten, hat Freunde und spielt gerne Gitarre. Eigentlich ist er nicht unbedingt ein Opfer-Typ, aber das sehen die Kerle in der Schule wohl anders. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen soll. Mein Sohn soll nicht mehr leiden. Kurz sagt keiner von uns mehr etwas und wir scheinen beide der Musik im Radio zu lauschen. Gerade wird ein Lied angekündigt, welches gleich gespielt wird. Es ist ein Song, der vor kurzen von einem amerikanischen Sänger gecovert wurde. Das Original stammt aus Deutschland. So erzählt es der Moderator. Ich will diesem Lied lauschen, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. Doch dann durchbricht Bryan das Schweigen. „Dad? Warum mobben Menschen andere Menschen?" Als mein Sohn diese Frage stellt, geht zeitgleich der Song los und sowohl die Frage meines Sohnes, als auch der Anfang des Songs, sorgen dafür das mein Hals sich zuschnürt und ich keine Luft mehr zu bekommen scheine...
Der Song:
OK, du bist schon cool, weil du andere beleidigst, nach Streit suchst.
Aber pass mal auf, ich sag dir eines.
Komm mit deinem Gewissen in ein paar Jahren klar, wenn du selber Kinder hast und sie gemobbt werden, ja?
Ist es dann noch cool, wenn du ihre Tränen siehst und daran denken musst, so warst du auch mal irgendwie.
Eher nicht ne, also lass den Scheiß.
Du musst nicht mit machen.
Sag doch nein!
Dieser Zufall hätte nicht beschissener sein können, dass mein Sohn mich ausgerechnet das fragt und zeitgleich dieser Text zu hören ist.
Ich habe immer mehr Probleme damit zu atmen und ich fange an zu schwitzen. Was soll ich jetzt sagen? Wie soll ich meinem Sohn darauf eine ehrliche, aber auch richtige Antwort geben? Sagt mir wie, wenn die Frage meines Sohnes und der Text so grausam auf mich zutreffen?
Wie soll ich meinem Sohn erklären was Kai, mein bester Freund aus der Highschool und ich unserem Mitschüler Cole angetan haben, als wir gerade einmal sechszehn waren? Wie soll ich das machen, wenn dieses Geheimnis mich seit nun schon achtzehn Jahren innerlich auffrisst?
>> Flashback<<
„Sieh dir mal dieses Opfer an, Charlie! Wie erbärmlich kann man nur sein? Und sowas will ein Mann werden? Lächerlich!" Kai und ich lachten im Chor. Wir standen im Park, es war mitten in der Nacht und arschkalt. Vor uns war unser Lieblingsopfer Cole Brooks nur in Shorts an einen Baumgefesselt. Ein richtiger Looser, ein Streber, eine Schwuchtel. Einfach eine Lachnummer, der Typ! Seit vier Jahren ging er auf unsere Schule und seitdem mobbten wir zwei ihn. Es machte einfach so unglaublich viel Spaß, wenn er weinend vor uns lag, nachdem wir ihn wieder verprügelt hatten. Ich selbst hatte eigentlich nie speziell was gegen ihn. Aber Kai hat ihn gehasst und da er dafür seine Gründe gehabt haben muss, hasste ich Cole halt auch. Einfach aus Solidarität meinem besten Freund gegenüber. Kai und ich haben ihn uns gegriffen, als er durch den Park spaziert ist. Wir haben ihn gepackt, ihn ausgezogen und an den Baum gefesselt. Kai hat ihm gesagt, wenn er versuchen würde zu schreien, dann bringen wir ihn um. Das sollte natürlich nur Spaß sein, aber das musste er ja nicht wissen. Er stand also wimmernd und zitternd vor uns, ob aus Angst oder vor Kälte wusste ich nicht. War mir auch egal. Ich wollte nur meinen Spaß. Kai und ich hatten uns, wie so oft hochprozentiges besorgt und schütteten uns damit zu.

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Mobbing Oneshots...!
القصة القصيرةSTOPP MOBBING!! Mobbing zerstört Leben und oftmals beendet es sie auch...!! Hier findet ihr ein paar Mobbing Oneshots(jede Woche 1-2)❤