Kapitel 17

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Wir gingen leise die alte Holztreppe nach oben, die ziemlich laut knarrte. Wahrscheinlich war es gar nicht so laut und es kam mir nur so vor, was wohl daran lag dass ich so Angst hatte erwischt zu werden - Ich bin ein Schisser, ich weiß . Hinzu kam, dass es hier nicht gerade sehr hell war, obwohl wir ca. 12 Uhr Mittag hatten. Oftmals stolperte ich, weil ich nichts sah und die falsche Stufe nahm, jedoch hielt mich Joey immer fest. Einzig und allein durch kleine Fenster drang ab und zu etwas Licht. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann endlich oben an. Der Raum in dem wir nun standen, war endlich wieder hell, da ringsherum genügend Fenster waren. Joey zog mich zu einer Tür, öffnete sie und wir traten hinaus. Wir traten auf eine Art Aussichtsplattform, welche sich ringsum den Turm erstreckte. "Wow" hauchte ich leise. Die Sicht von hier oben war unglaublich. Man konnte ewig weit schauen. Ich sah hinaus aufs Meer, welches durch die Mittagssonne glänzte. Es waren keine Wolken am Himmel, ein richtig schöner Frühlingstag. Nur der Wind ging hier oben etwas, was mich etwas frösteln ließ.

"Ist dir kalt? Willst du meine Jacke?" sagte Joey, als ob er meine Gedanken lesen konnte. "Nein.. doch also äh.." Er hatte aber schon längst seine Jacke ausgezogen und hielt sie mir hin. "Danke" lächelte ich schüchtern und zog seine Jacke an. "Komm mit auf der anderen Seite ist der Ausblick auch nicht schlecht" sagte er etwas aufgeregt und nahm meine Hand, um mich auf die andere Seite zu ziehen. Seine Hand war schön warm, wodurch sich die Wärme gleich auf mich übertrug. Wir liefen um den Turm und nun sah man den kleinen Wald der zwischen dem Internat und der nächsten kleinen Stadt lag. Auch die kleine Stadt konnte ich sehen, in der ich ja schon mit Mia war und alleine als...- nein daran will ich nicht denken! Es war wirklich schön hier oben und es war es auf jeden Fall wert, hier hoch zu kommen. Joey hatte Recht. Erst jetzt merkte ich, dass Joey immernoch meine Hand hielt und mich abwartend anssah. "Na wie findest dus hier? Hab ich dir zu viel versprochen?" grinste er mich mit seinem frechen Lächeln an, als ich ihn anssah. "Nein, es ist wirklich toll hier" lächelte ich.

Joey und ich schauten uns in die Augen und sein freches Lächeln verschwand langsam. Er schaute mich ernst an und kam mit seinem Kopf langsam näher. Was ? oh nein ? was wird das? will er mich Küssen? Will ich das auch ?? er kam immer näher und ich wusste nicht was ich tun sollte. Auf der einen Seite wollte ich ihn küssen. Ich hatte schon lange keinen geküsst und mir hatte schon lange kein Kerl gezeigt, dass er mich gern hat. Aber auf der anderen Seite war ich doch nicht verliebt in ihn oder? Er strich sanft eine Strähne aus meinem Gesicht und war nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Doch dann bekam ich Panik. Dasselbe hatte mein Exfreund immer getan. Der selbe Blick, die selbe Bewegung, alles gleich. Doch verbunden mit dieser Erinnerung sind auch all die Erinnerungen an das was er mir angetan hat, die Schläge, die Worte, die Enttäuschung. Ich baute wieder meine Mauer um mich herum auf, mein Gesicht versteinerte sich und ich drückte Joey im letzen Moment von mir weg. Er sah ziemlich erschrocken aus und hob entschuldigend seine Hände. ich musste hier weg! Ich lief zur Tür und die Treppe runter. Hinter mir hörte ich noch wie Joey mir nachrief: "Chloe das wollte ich nicht, es tut mir leid, bleib doch stehn" . Doch ich lief weiter die Stufen hinunter , raus aus der Tür und in Richtung meines Zimmers.  

Als ich es errreichte und die Tür hinter mir schloss lehnte ich mich dagegen und sank nach unten. Ich schaute in den Raum und erkannte dass Mia zum Glück nicht da war.. Ich hasste mich wieder mal in diesem Moment. Ich hasse mich dafür, dass ich Joey enttäuscht hatte, ich hasse mich dafür, dass ich mich so vor engeren Kontakt zu Menschen verschließe und ich hasse mich dafür, dass ich es zulasse, dass meine Vergangenheit mich so unter Kontrolle hatte. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht so reagieren, ja ich wollte doch Joey sogar für einen kurzen Moment auch küssen. oder wollte ich das überhaupt ? Joey ist doch nur ein Freund, mit dem ich Spaß haben kann und alles andere vergessen kann. Wieso machte er das jetzt kaputt, wieso war jetzt wieder alles so kompliziert, es war doch alles so leicht gewesen zwischen uns. 

Mir lief eine Träne über die Wange, welche ich mit dem Ärmel wegwischte.. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch Joey´s Jacke anhatte. Ich stand auf und zog sie aus. Nein ich war nicht verliebt in ihn. Nach einer Woche konnte man sich nicht verlieben. Mir wurde bewusst, dass ich ihn nur küssen wollte, weil er mir seit langem wieder das Gefühl von Sicherheit gab und Geborgenheit, Das hatte ich so lange nicht, und jetzt überwältigte es mich einfach. So erklärte ich mir zumindest die ganze Sache. Ob es wirklich stimmte, oder ob ich mir das alles nur einredete, wusste ich nicht...

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