Kapitel 14

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Irgendwann blieb ich stehen und setzte mich. Sie dachten also alle, dass ich Bulimie hatte, Chris verbreitet diese Lüge und alle glaubten es. Ja sogar Mia. Ich merkte dass ich alle falsch eingeschätzt hatte und ärgert mich selber über mich, dass ich so blöd war und mich so leicht täuschte vor allem bei Chris. Ich hatte vor allem ihn anders eingeschätzt. Ich weiß nicht wieso aber ich dachte wirklich, dass Chris ein reifer und netter Kerl war. Aus irgendeinem Grund lag mir trotz der kurzen Zeit viel an ihm und auch an den anderen. Ich hatte nie richtige Freunde. Klar ab und zu gab es in der Schule ein paar Leute, aber ich konnte mich nie wirklich auf eine Freundschaft, in der man sich alles erzählte einlasse, dafür war mein Leben durch die Krankheit und meinen Vater und auch meinen Freund damals zu kompliziert. Aber hier auf dem Internat wollte ich doch Freunde finden, ja ich wollte versuchen mehr auf andere zuzugehn und offener zu sein und jetzt? Jetzt fühlte ich mich schlecht. Ich hätte Joey nicht so anschreien sollen, immerhin war er derjenige, der wenigstens offen mit mir sprach. Nachdem ich länger noch über mich, meine Einstellung, Chris und die anderen nachdachte und mir langsam kalt wurde, beschloss ich wieder zum Internat zu laufen.

Ich wusste nicht was ich machen sollte, bzw. wie ich auf die anderen reagieren sollte. Als ich ins Zimmer kam, war zum Glück weder Mia noch sonst irgendjemand da. Es war 18:00 und ich saß auf meinem Bett und starrte Löcher in die Wand. Irgendwann kam dann Mia mit Max ins Zimmer.

„ da bist du ja, ich hab mir Sorgen gemacht“ sie kam auf mich zu und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich schaute sie nur unsicher an. Sie wollte mich umarmen doch bemerkte noch meinen Blick und nahm ihre Arme wieder weg, da sie anscheinend selbst nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Max hatte sich auf Mia´s Bett gesetzt und keiner sagte etwas. „Joey hats uns erzählt“ sagte dann schließlich Mia. „Also hast du wirklich keine Bulimie ? Sei bitte ehrlich“ Sie fragte total zögerlich weil sie nicht wusste ob ich sie jetzt auch anfahren werde. Ich versuchte ruhig zu bleiben und zischte dann nur : „NEIN“ „ Tut mir echt leid..“ Sagte Mia daraufhin mit gesenkten Kopf und Max fügte ein „Mir auch“ hinzu. Ich konnte und wollte den beiden nicht böse sein. Sie konnten ja nicht wissen, dass Chris alles nur erfunden hatte. Also verzieh ich ihnen und wir umarmten uns alle. Anschließend gingen wir dann runter in den Speiseraum zum Abendessen.

Dort saßen schon Joey und Chris und aßen. Ich hatte eigentlich keinen Bock auf Chris, aber Joey konnte ja wirklich nichts dafür. Dank ihm wusste ich wenigstens was los war. Ich setzte mich also auf den Platz neben Joey und grinste ihn an. Er war etwas verwundert grinste dann aber zurück, nahm meine Hand, beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir ein „Tut mir leid“ ins Ohr. „Schon vergessen“ sagte ich nur und fing dann an zu essen. Chris ignorierte ich einfach und schaute ihn nicht an. Ich merkte jedoch, dass er ab und zu herblickte.

Als wir fast nur noch der einzige Tisch waren, der im Speiseraum war, sagte Chris plötzlich : „Chloe... es tut mir leid“ Ich reagierte einfach nicht und starrte auf mein Essen. Ich spürte die Blicke von Mia, Max, Joey und Chris. Letzterer setzte dann wieder an, als keine Antwort von mir kam : „ Chloe bitte red mit mir“ Diesmal schaute ich ihn kurz an und musterte sein Gesicht. Dann setzte ich ein gefaktes Lächeln auf und sagte übertrieben freundlich: „Mensch Chris, siehst du denn nicht, dass ich hier esse? Ach nein warte, ich hab ja Bulimie, ich sollte lieber gleich wieder aufs Klo gehen und mir den Finger in den Hals stecken“ „Verdammt Chloe!!“ er wurde etwas lauter. Jetzt starrte ich ihn böse an. „Was willst du !! Wieso verbreitest du so ein Gerücht, Bulimie ist eine Krankheit, man läuft nicht durch die Gegend und erzählt rum, dass jemand Bulimie hat, selbst wenn es wirklich so wäre, dann kanns dir egal sein! Aber zu deiner Info noch einemal: Ich habe keine Bulimie“ fuhr ich ihn anschließend an. „Mann was soll ich denn bitte schön denken wenn ich DAS seh!!“ schrie er und legte einen kleinen Zettel auf den Tisch. Alle starrten auf den Zettel.

Ich erkannte ihn sofort. Es war eine Visitenkarte von Lena. Sie war diejenige die für mich zuständig war in der Klinik und mir aus der Bulimie raushalf vor 1-2 Jahren. Ich hatte den Zettel noch weil sie mich bat sie anzurufen, wenn ich Probleme hatte oder rückfällig wurde. Sie war damals der einzige Mensch dem ich vertrauen konnte. Sie half mir mit der Bulimie und auch mit den Problemen mit meinem Vater und meinem Ex. Aber die anderen wussten ja nicht dass ich wirklich mal krank war. Mia ergriff als erstes die Initiative und nahm den Zettel in die Hand. „Was ist das?“ keiner antwortete ihr und Max nahm ihr den Zettel aus der Hand und schaute mich an. Als letztes nahm auch Joey den Zettel und nun starrten alle auf mich und ich wusste dass sie eine Erklärung wollten. „Chloe was ist das !! ich dachte es ist nichts dran, dass du Bulimie hast!“ sagte Mia dann streng. Ich starrte aber nur Chris böse an. „ Wo hast du den her? Warst du etwa an meinen Sachen ?“ fragte ich ihn dann streng. „von Abigail, was denkst du woher ich all die Informationen hab ?! Abigail hat mir dass alles erzählt! Denkst du ich zieh mir alles aus der Nase oder was“

Abigail also. An allem war nur Abigail Schuld. Ich wollte eigentlich nie mehr über meine Vergangenheit reden, nicht über die Bulimie und auch nicht darüber, dass mein Vater mich geschlagen hatte. Und vorallem wollte ich an diesem Internat verdammt noch mal neu anfangen, alles vergessen! Es war mir im Moment alles zu viel. Die Blicke meiner Freunde, die vielen Erinnerungen. Ich fühlte wie mir Tränen in die Augen stiegen, stand auf und rannte weg. Ich rannte aus dem Internat und in Richtung Meer. Klar hätte ich alles richtig stellen können, aber ich hab noch nie mit jemand anderem über all das geredet außer mit Lena, noch nicht mal mit meinen Eltern hab ich richtig darüber geredet und jetzt sollte ich es plötzlich 4 Leuten erzählen, die ich gerade mal ein paar Tage kannte?! Nein das konnte ich nicht. Bald blieb ich stehen und ließ mich einfach in den Sand fallen. Es war schon etwas dunkel doch der Mond erhellte alles. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir und schon setzte sich eine Person neben mich. Es war Mia.

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