Kapitel 11 - wir sind für dich da

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Ssscht! Chloee!!“ So wurde ich am nächsten Morgen wach. Ich hatte Tränen in den Augen und sah Mia direkt vor mir. „Was ist?“. „Du hast schlecht geträumt und im Traum geredet“ Sie schaute mich besorgt an. „Willst du über gestern Abend reden?“ fragte sie mich dann. Ich schüttelte nur den Kopf und stand dann auf. Ich hatte noch meine Klamotten von gestern an. Ich nahm frische Sachen aus dem Schrank und sagte Mia dass ich Duschen gehe. Dann lief ich zum Bad und schaute auf mein Handy. Dort standen auf dem Display 2 verpasste Anrufe von Chris und Mia. Die waren anscheinend noch von gestern Abend. Dann schaute ich auf die Uhr. Es war halb 11. Naja geht ja. An gestern wollte ich gar nicht mehr denken. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst wie gestern, deswegen wollte ich es so schnell wie möglich verdrängen und hoffte, dass die anderen mich auch nicht mehr so oft drauf ansprechen und mich auch verstanden, dass ich nicht darüber reden wollte. Es klinkt komisch aber ich schämte mich sogar dafür, was gestern geschah. Ich fühlte mich so schwach wie nie gestern. Sonst war ich nicht so, ich war immer stark, ein Einzelgänger, der keine Hilfe braucht, hab mich gegen meinen gewalttätigen Freund gewehrt, gegen meinen Vater und auch die bulimie hatte ich damals besiegt. Doch gestern war ich so schwach wie noch nie zuvor und genau dafür schämte ich mich.

Ich ging also Duschen und machte mich fertig. Ich kam mir total dreckig vor und duschte extra lange und gründlich. Dann schaute ich in den Spiegel. Ich hatte einen echt großen Schnitt in meiner linken Wange, welche ein bisschen rot war. Ich föhnte meine Haare und überlegte gerade ob ich sie jetzt wieder glätten sollte, als die Tür aufging. Dann stand Abigail vor mir. „Ach du bists..“sagte sie nur, musterte mich von oben bis unten und stellte sich dann neben mich vor das Waschbecken und fing an sich die Zähne zu putzen. Ich föhnte meine Haare weiter und bemerkte wie sie mich im Spiegel dauernd beobachtete. Als sie fertig war, starrte sie mich weiter an. „Ist irgendwas?“ fragte ich dann genervt, worauf sie nur lachte: „Warst du zu blöd mit ner Schere umzugehen oder was hast du mit deinem Gesicht gemacht“ „Geht dich nichts an“ antwortete ich nur, nahm meine Sachen und ging. Vor meiner Zimmertür blieb ich dann stehen weil ich Stimmen hörte. Es war Mia die gerade redete: „...mir Sorgen. Heute Morgen hat sie im Schlaf ein bisschen geweint und manchmal sogar Sachen gesagt wie 'lass mich in Ruhe,bitte '“- „Oh man wer weiß wie lang das Schwein sie schon belästigt hat oder was er schon gemacht hat“ Das war Chris. Er klang wütend und traurig zugleich. Ich ging näher an die Tür und lauschte weiter „Ich weiß nicht... sollten wir sie fragen oder eher nicht?“ fragte Mia. „Ich glaub nicht ob das ne so gute Idee ist“ hörte ich diesmal Max. „Ja kann sein.“ sagte Mia darauf. Dann war es still. Ich wusste nicht ob ich jetzt da rein gehen sollte. Sie würden mich wahrscheinlich dann komisch anschauen. Da es aber immer noch still war, ging ich dann ins Zimmer und tat überrascht. „ Oh hi“ Max saß mit Mia auf ihrem Bett und Chris mit Joey auf meinem. Sie begrüßten mich alle und schauten mich dann an, wie ich es befürchtet hatte. „Also wollen wir runter gehen und frühstücken?“ sagte ich dann um die unerträgliche stille zu unterbrechen. Alle stimmten zu und standen dann auf. Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger aber ich ging eben mit. Ich saß zwischen Mia und Chris. Es war wieder mal total still, was mir echt unangenehm war. Ich nahm mir einen Apfel, während die anderen sich alle ein Brötchen schmierten. Sie schauten mich und meinen Apfel an. „Willst du nichts weiter essen außer dem Apfel“ fragte dann Max vorsichtig. „Ne hab keinen Hunger“ „Komm du musst was essen“ sagte daraufhin Mia. „ne ich ess den Apfel hier. Das passt schon, später kann ich ja auch noch was essen“ besänftigte ich sie. Chris aß auch fast nichts und saß nur still neben mir. „Wollen wir schon mal hoch ?“ fragte er mich dann. „Okay“. Also standen wir auf und gingen in mein Zimmer. Dann setzten wir uns auf mein Bett. Wir lehnten uns an die Wand bis er schließlich fragte: „Möchtest du über gestern reden ?“ Ich überlegte. Eigentlich sagt man ja reden hilft, aber ich wollte mich mit dem Thema jetzt nicht auseinandersetzen also schüttelte ich den Kopf. „okay“ sagte er daraufhin. „Danke“ sagte ich nach einer Weile. „Wofür?“ wollte er wissen. „Na dass du gestern Abend da warst“ „Achso... war ja selbstverständlich. Wir haben dich schon überall gesucht. Leider konnte ja das Arschloch noch abhauen...“ er ballte seine Hand zu einer Faust und wirkte wütend „Mhh..“ sagte ich nur und lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. Daraufhin nahm er meine Hand in seine und ich schloss die Augen. Das war es was ich brauchte. Einfach eine Schulter zum Anlehnen. Nicht reden, einfach nur da sein! Einfach einen der mir zeigte das ich in Sicherheit war. Und Chris war in diesem Moment derjenige. Lange Zeit saßen wir einfach so da und er streichelte meine Hand. „Versprichst du mir was?“ fragte er schließlich. „was?“ ich schaute ihn an. „Versprichst du mir, dass du nie wieder alleine im Dunkeln durch die Stadt läufst und dich das nächste mal eher meldest... ich hatte echt Angst“ „okay..“ „danke.Und wenn du doch mal reden willst, dann weißt du ja dass du mit mir oder den anderen reden kannst oder?“ Ich nickte daraufhin. „Egal worüber...Wir sind immer für dich da

.“ „Okay..“ Dann ließ er meine Hand los und legte seinen Arm um mich. Schließlich legte wir uns hin und er hielt mich einfach fest. Ich kuschelte mich wieder an seine Brust und zog seinen Duft ein. Er schaute mich die ganze Zeit an und strich mir dann über meine Wunde an der Wange. „Wo bleiben die anderen eigentlich?“ fragte ich dann. „Weiß nicht. Is doch egal“ Dann klopfte es an der Tür.

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