Vertrauen

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ACHTUNG!: Ich habe im letzten Kapitel einen Logikfehler gemacht. Wer sich also gewundert hat, warum Jay kein schlechter Mensch ist, obwohl er Mara gemobbt hat: Er ist kein schlechter Mensch, weil er es bereut, sie gemobbt zuhaben!
Sorry, ich hatte den Satz im Kopf gebildet, aber ihn nicht richtig aufgeschrieben. Also ihr könnt gerne noch mal nachlesen.

Ich wusste nicht genau, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Vor mir stand das Mädchen, dass ich jahrelang gemobbt hatte und sie verzieh mir. Obwohl ich mich nicht mal richtig entschuldigt hatte.
"Jason, da du laut deiner Schwester Zeit hast, lass uns darüber reden. Wir können uns auf die Wiese setzen, dann kannst du auch besser nach deiner Schwester gucken, wie heißt sie überhaupt?", riss Mara mich aus meinen Gedanken. "Hm, was?", wollte ich irritiert wissen. "Ich habe gefragt, wie deine Schwester heißt und ob wir uns auf die Wiese setzen wollen und du mir genau erzählst, was los ist.", half sie mir. Ich überlegte kurz. Sie wusste ja Dank Milla eh, dass ich vorhin gelogen hatte und vielleicht half es ja wirklich mit Menschen zu reden. Also sagte ich:" Sie heißt Milla und ja, von mir aus, können wir uns auch auf die Wiese setzen und reden, glaub aber nicht, das es ein schönes Gespräch wird." "Ich habe nichts anderes erwartet", war alles was sie dazu sagte und schlenderte dann auf die Wiese zu und ließ sich etwas weiter entfernt von Milla auf der Erde nieder. Ich folgte ihr, setzte mich neben sie und sah mich in der Gegend um. "Okay Jason, erzähl, warum bist du neulich so ausgerastet?", fragte sie nach einer Weile und sah mich kurz an, fuhr aber direkt fort:" Ich weiß zwar, dass es wegen deiner Mutter und der Schule war, aber ich denke, ich brauche ein paar mehr Details, um dir helfen zu können. Und ich werde dir helfen, ob du es willst oder nicht! Ich hasse es Menschen zu sehen, denen es nicht gut geht. Auch wenn du es nicht verstehen kannst, dass ich dir helfen will. Ich werde es trotzdem tun, egal wie schwer du es mir machst." Nach dieser Ansprache konnte ich nicht anderes, als sie geschockt und sprachlos anzusehen. Sie wollte mir grade wirklich sagen, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts sie davon abhalten könnte mir zu helfen. Die ist doch gestört, schoss es mir durch den Kopf. Als ich nach ein paar Minuten merkte, dass ich sie immer noch anstarrte, ohne etwas gesagt zu haben, wendete ich beschämt den Kopf ab. Aber Mara fing nur an zu lachen und sagte schließlich: " Was auch immer du grade gedacht hast, den Blick muss ich mir merken. Der ist ja Filmreif!" Sie lachte noch eine ganze Weile weiter, bis ich sie irgendwann genervt anguckte. "Hast du's dann bald?", wollte ich wissen. "Sorry, ich sollte besser aufhören, damit du mir erzählen kannst, was dich so sehr beschäftigt", sie sah mich erwartungsvoll an. Nach kurzem Zögern begann ich schließlich zu erzählen: "Kurz nach meinem achten Geburtstag, hat meine Mutter sich von mir abgewendet. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber auf jeden Fall, hat sie damals ihren Job verloren. Ich weiß nicht, ob es wirklich das war, oder ob nicht eher ich der Grund dafür war, weil ich meine, das ist doch kein Grund, sich von seinem Kind abzuwenden. Dann sucht man sich einen neuen Job und dann geht's wieder, oder nicht? Naja, egal... Jedenfalls konnte ich dann zusehen, wo ich blieb. Zuerst hat sie mich morgens noch geweckt, wenn ich in die Schule musste und sie hat auch noch Essen gemacht und das alles, aber sie war sehr abweisend. Mit acht bin ich eben gerne noch mal zum Kuscheln gekommen, aber sie hat mich immer weggeschickt und das nicht grade freundlich... Einmal hat sie sogar "Wichser" zu mir gesagt. Zu ihrem Sohn, der grade mal acht war! Ich wusste nicht, was genau das heißt, aber sie sagte es manch mal zu meinem Opa, wenn sie mal wieder Streit hatten und ich wusste, dass es nichts nettes war. Kurz danach, hat sie aufgehört mich zu wecken. Ich bin eines morgens nur wach geworden, weil ich die Wohnungstür zuknallen hörte. Als ich dann in die Küche bin, war da nichts. Kein Frühstück und kein Zettel, wo sie hin ist. Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Panik ich hatte. Es war zwar nicht das erste mal, dass ich alleine war, aber das erste mal, dass sie mir nicht sagte, dass sie ging." Ich machte eine kurze Pause und sah wieder zu Mara, die nachdenklich in den Himmel sah. Als sie merkte, dass ich sie ansah, sagte sie bloß: "Erzähl weiter." Deshalb holte ich tief Luft und fuhr fort: "Von da an, musste ich immer selbständig aufwachen und mir selbst mein Essen machen. Meine Mutter war zwar häufig da, weil sie ja eh keine Arbeit mehr hatte, aber sie kam nie mehr in mein Zimmer um mich zu wecken und nach der Schule stand auch nie mehr Essen auf dem Tisch. Ich musste mir das Kochen beibringen und wenn du eins nicht machen willst im Leben, dann ist es, dir selbst Kochen beizubringen. Mein Essen hat furchtbar geschmeckt! Inzwischen geht es einigermaßen, aber das letzte mal habe ich vor drei Wochen bei Hassun was wirklich gutes gegessen. Milla tut mir so leid, weil sie ständig auch meine Pampen essen muss. Naja und nach einem Jahr, hat meine Mutter das Ekel kennen gelernt. Er war mir direkt unsympathisch, wie er so vor mir stand mit seiner Glatze und den übergroßen Totenköpfen überall." " Moment", unterbrach Mara mich, "Wer genau ist das Ekel?" "Oh sorry, das ist mein Stiefvater. Nachdem ich ihn im Januar das erste Mal gesehen hatte, kam er ständig und im November wurde Milla geboren." Ich unterbrach mich selbst und schaute zu meiner kleinen Schwester, dem einzigen Menschen neben Hassun, dem ich immer vertrauen konnte. Ich lächelte und Mara folgte meinem Blick. "Du hast sie ganz schön lieb oder?", fragte sie. Aber es klang nicht abfällig, wie wenn Hassun es sagte, sondern es war einfach nur eine ganz normale Frage und deshalb log ich nicht wie bei Hassun und stritt es ab und sagte, dass sich ja irgendwer um sie kümmern müsse sondern antwortete einfach: "Ja, ja das habe ich. Ich würde alles für sie geben."
Mara lächelte leicht und guckte, als wolle sie noch irgendwas sagen, forderte mich aber nach einiger Zeit einfach wieder auf, weiter zusprechen. "Um meine Schwester kümmerte sich meine Mutter wieder ganz normal und auch zu mir, war sie nicht mehr so abweisend. Das freute mich sehr damals und ich hoffte sehr, dass es so bleiben würde. Aus diesem Grund versuchte ich mich auch nicht mait dem Ekel anzulegen. Ich wollte einfach wieder eine Mutter haben. In der Zeit, als Milla noch ganz klein war, lief auch alles wieder ganz gut, aber kaum, dass sie keine Flasche mehr brauchte, drückte meine Mutter sie mir auf den Arm und sagte, ich solle mich um sie kümmern. Das war kurz vor meinem elften Geburtstag. Naja, und von da an hat sich nicht viel verändert. Bis vor fast drei Wochen auf einmal mein Vater mit David vor der Tür stand. Er meinte er habe sich lange genug um ihn gekümmert und jetzt ist meine Mutter dran. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, dass ich noch einen Bruder habe und meinen Vater kannte ich bis dahin auch nur von einem Foto, weil meine Mutter ist mit mir weggezogen, bevor ich ein Jahr alt war. Tja, und jetzt hab ich auch noch David am Hals... Mehr ist es eigentlich gar nicht", beendete ich meine Erzählung schließlich. "Das war's schon?", fragte sie sarkastisch, "du weißt schon, dass außer Krieg oder Hunger ein Mensch in unserem Alter vermutlich nicht viel schlimmeres erleben kann, als den Tod oder in deinem Fall das Abwenden eines Elternteiles? Jason, das ist nicht wenig, was du durchmachen musstest. Ich will und kann mir das gar nicht vorstellen." Danach war es eine ganze Weile still bis Milla auf uns zu gerannt kam, sich auf meinem Schoß fallen ließ und sagte, dass ich mit ihr spielen solle. Ich lächelte sie an und versicherte ihr, dass ich gleich käme, aber sie schaute die ganze Zeit etwas verwirrt zu Mara und fragte schließlich: " Wer ist das eigentlich, Jay?" Es hatte nicht auch gewundert, dass sie es noch nicht gefragt hat, als Mara ihr vorgeschlagen hatte, auf der Wiese zu spielen. Aber wahrscheinlich war sie da zu abgelenkt von der großen Spielfläche gewesen. "Ich bin Mara und du bist Milla, oder?", stellte Mara sich vor. "Ja, ich bin Milla, aber warum redest du mit Jason, das macht keiner außer ich und Hassun.", stellte Milla klar. Na, danke auch Manchmal war die Ehrlichkeit von kleinen Kindern echt unangebracht. Aber Mara lächelte Milla nur weiter an und stellte keine Fragen, zumindest nicht mir, sondern Milla: "Warum sollte ich denn noch mit ihm reden, ist er böse?" "Nein!", rief meine Schwester empört, "er ist total lieb! Aber sonst redet nie jemand mit ihm." "Aber ich darf mit ihm reden oder verbietet du mir das?", fragte Mara sie, ohne auf das Warum einzugehen. Milla runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. "Ich darf das nicht verbieten, das ist nicht nett!", rief sie aus, "aber Jason, wann spielen wir jetzt was?" " Wenn du einen Vorschlag machst, jetzt gleich", antwortete ich. "Ich will Fangen spielen! Du musst Jason", rief sie aufgeregt und rannte weg. Also spielten Milla und ich eine Weile Fangen, bis mir auffiel, dass Mara daneben stand und nicht so richtig wusste, was sie machen sollte. Also fragte ich Milla, ob Mara mitspielen dürfe und Milla sagte nach kurzem Zögern, dass es in Ordnung ist und dann spielten wir zu dritt Fangen. Es war für mich eine sehr komische Situation und ich sah, das es auch Mara etwas unangenehm war, aber zum Glück wurde Milla dann relativ schnell müde und wollte aufhören. Ich war in dem Moment irgendwie ziemlich erleichtert, aber wusste dennoch nicht genau, was ich tun sollte. Ich meine, ich hatte mit meiner kleinen Schwester und einem Mädchen, dass ich nicht besonders gut kannte, die aber so ziemlich alles aus meinem Leben wusste und mir irgendwie auch geholfen hatte fangen gespielt. Als mir dieser Gedanke kam, fiel mir auf, dass es mir wirklich etwas geholfen hatte, meine Geschichte jemandem zu erzählen, so wie Mara es mir gesagt hatte, als wir uns vor wenigen Tagen hier im Feld getroffen hatten. Deshalb wusste ich dann doch, was ich sagen konnte: "Danke, Mara." "Wofür? Ich danke dir, für dein Vertrauen und jetzt überleg ich mir was, wie ich dir helfen kann", war ihre Reaktion auf meine Worte und es wurde mir wieder etwas klar. Es stimmte, ich hatte ihr vertraut.

Hey Leute,
ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich Jasons Geschichte nochmal, mit ein paar Details aufgeschrieben habe. Aber ich fand es wichtig, dass wir Mara's Reaktionen ein bisschen mitverfolgen können. Wenn ihr es nicht gut findet, dann kann ich auch einfach schreiben: Er erzählte ihr seine Geschichte, oder etwas ähnliches, aber ich persönlich finde es so besser. Aber sagt mir ruhig was ihr denkt.
Liebe Grüße Mallinskastorys

Wie kann das seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt