NEIN

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Noch bevor der Unterricht am Dienstag begonnen hatte, sprach mich Frau Mude im Gang an und wollte wissen, was meine Mutter gesagt hatte. Aber ich konnte ihr natürlich nichts sagen, weil ich nicht mit meiner Mutter gesprochen hatte und selbst wenn ich es getan hätte, hätte ich Frau Mude keine zufriedenstellende Antwort geben können. Ich war froh als es klingelte und meine Lehrerin den Raum gegenüber unseres Klassenraumes aufschließen musste, da sie in den ersten beiden Stunden eine andere Klasse unterrichtete. Ich wusste einfach nicht, was ich ihr sagen sollte. Ich hätte mir irgendwas ausdenken können, was meine Mutter gesagt haben könnte oder ich hätte ihr die Wahrheit sagen können, aber irgendwie konnte ich nichts von beidem. Ich hatte Frau Mude erzählt, wie meine Mutter war, aber sie glaubte mir nicht. Was auch irgendwo verständlich war, schließlich würde sich keine Mutter so stark von ihrem Kind abwenden, nur unsere Mutter würde es tun. Ich wollte aber auch nicht, dass Frau Mude denkt, dass ich nicht in der Lage bin einer Bitte nachzukommen oder, dass sie denkt, dass ich nicht zuverlässig bin. Ich meine, ich hatte durch meine Wutanfälle sowieso schon keinen so guten Ruf an dieser Schule hinterlassen, da musste ich nicht auch noch unzuverlässig rüber kommen. Ich grübelte die ganze Politik und Wirtschafts Stunde darüber nach, was ich Frau Mude in der nächsten Stunde sagen sollte, falls sie mich nochmal darauf ansprechen würde, doch ich kam zu keinem Ergebnis.

In der Pause wollte Hassun von mir wissen:  " Was ist schon wieder los, du hast die ganze Zeit nicht aufgepasst und nicht mal die warnenden  Blicke von Frau Reichhold bemerkt." Ich zuckte bloß mit den Schultern und wendete mich wieder meinem Essen zu. "Hallo, Erde an Jay", Jannis wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen herum, "wir reden mit dir! Was ist los?" "Nichts wichtiges, alles okay", antwortete ich etwas genervt. Hassun hätte es akzeptiert, wenn ich über eine Sache nicht reden will, aber Jannis musste immer weiter nachfragen. "Ey Jay, dir geht es echt nicht gut, ich seh' es dir an, was ist los?", fragte Hassun. Ich seufzte. Sobald Jannis anfing nach zu harken, machte Hassun immer weiter. Ich hasste es. Konnten die beiden mich nicht einmal mit meinen Gedanken in Ruhe lassen?
"Mit mir ist nichts, ist nur ein anstrengender Tag heute", entgegnete ich. Daraufhin sahen mich beide an, als ob sie sagen wollten: "Ist das dein ernst?" Doch ich ignorierte sie und aß mein Käsebrot fertig.

Der Deutschunterricht verlief ohne, dass Frau Mude mich nochmal darauf ansprechen aber nach der Deutschstunde forderte sie mich auf, zu ihr zukommen. Also blieb ich sitzen und sah dabei zu, wie die anderen in die Pause gingen. Hassun wollte auf mich warten, doch ich schickte ihn vor, weil ich nicht wusste, wie lange das Gespräch dauern würde und ich ihm nicht seine Pause klauen wollte.  "Wir konnten unser Gespräch auf dem Flur vorhin nicht zu Ende führen, was hat deine Mutter denn nun gesagt?", wollte sie wissen und sah mich dabei mit einem so durchdringlichen Blick an, als ob sie versuchen würde meine Gedanken zu lesen. "Ich habe nicht mit ihr gesprochen", gab ich zu, denn was blieb mir denn anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Frau Mude seufzte einmal tief und rückte ihre blaue Lesebrille grade. Deshalb schob ich schnell ein: "Aber wir könnten sie mit Sicherheit jetzt kurz anrufen, sie hat Dienstags frei", hinterher. "Das können wir machen, aber trotzdem hast du deine Aufgabe nicht erfüllt, so was kann sich schlecht auf das Arbeitsverhalten auswirken", stimmte sie mir zu. Innerlich verdrehte ich die Augen, hatten Lehrer nichts anderes als Noten im Kopf? Aber ich lächelte sie tapfer an und nickte. "Okay, dann hol mal dein Handy raus, bei mir wird sie laut deinen Schilderungen ja nicht dran gehen", forderte meine Lehrerin mich auf. "Ähm", machte ich wenig intelligent, "ich habe kein Handy, wir müssten vom Sekretariat aus anrufen." Die Frau vor mir sah mich leicht schockiert, veränderte ihren Gesichtsausdruck dann aber in Verständnis. "Du meinst, du hast dein Handy heute zu Hause gelassen  oder?", wollte sie wissen. Doch ich schüttelte wieder den Kopf. Ich besaß kein Handy, ich hatte nie eins bekommen und Taschengeld um mir selbst eins zu kaufen bekam ich sowieso nicht.  Der Gesichtsausdruck von Frau Mude verwandelte sich wieder in schockiert und fassungslos. Dann murmelte sie etwas vor sich hin, das stark nach "Wie kann das denn sein?" und "komische Menschen gibt's" klang. "Okay, dann gehen wir wohl ins Sekretariat und versuchen es von da aus", sagte Frau Mude laut.
Im Sekretariat ließ sich Frau Mude von der Sekretärin das Telefon geben und reichte es dann an mich weiter, damit ich zu Hause anrufen konnte. Es klingelte einige Male, aber dann hob jemand ab. "Kontina", meldete sich das Ekel am anderen Ende des Apparates. "Hi, hier ist Jason, kann ich mal mit meiner Mutter sprechen, es ist wegen des Elternsprechtages", antwortete ich. Ich hörte wie das Ekel meine Mutter rief: "Angi, komm mal her, Jason will was von dir!" Dann hörte ich irgendwelche Geräusche und ein entnervtes Seufzen. "Was?", bellte meine Mutter mich ein paar Sekunden später an. Ich stellte das Telefon laut, damit Frau Mude mitbekommen konnte, was meine Mutter mir antworten würde, wobei ich davon ausging, dass es nichts war, das sie hören wollte. "Ich rufe im Auftrag von Frau Mude an und soll dich", begann ich, doch meine Mutter unterbrach mich sofort. "Verpiss dich Jason, das Thema hatten wir schon!", meinte sie genervt und verärgert zugleich. Ich sah die ältere Frau mir gegenüber vielsagend an und merkte, dass sie völlig geschockt aussah. "Hör mir doch mal bitte kurz zu!", fuhr ich meine Mutter an, weil ich irgendwie das Gefühl hatte Frau Mude gegenüber etwas wieder gut machen zu müssen. Aber meine Mutter schrie ins Telefon: "NEIN!" Und legte dann einfach auf. Ich stöhnte auf, konnte sie sich nicht ein einziges Mal halbwegs wie ein Mensch benehmen? "Was... Was war das denn eben?", fragte Frau Mude mich, die noch immer etwas geschockt klang. "Meine Mutter", antwortete ich ihr schlicht. "Okay Jason, genieß den Rest deiner Pause und ich denke mir was aus", entließ sie mich. Als ich grade die Tür öffnen wollte, hörte ich die Sekretärin leise zu ihr sagen: " Vielleicht sollten Sie mal mit dem Jugendamt sprechen, so kann eine Mutter doch nicht mit ihrem Kind sprechen!" Kurz stockte ich, das konnte die doch nicht wirklich gesagt haben! Dann verließ ich den Raum so schnell und leise wie es nur ging. 


Und schon wieder hat es länger Gedauert als Geplant... Ich hoffe, das es besser wird, wenn ich Ferien bekomme und der ganze Schulstress mal für sechs Wochen vorbei ist. Ich will  nichts versprechen, aber ich versuche wenigstens wieder öfter zu updaten! Aber eins kann ich versprechen, das Buch wird nicht beendet, egal wie lange keine Updates kommen, denn wenn ich was anfange, mach ich auch immer bis zum Schluss weiter. 

Liebe Grüße 
Mallinskastorys 

Wie kann das seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt