Nicht so schlimm

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Jugendamt. Meinte die Sekretärin das ernst!? Ich wollte nicht in ein Heim oder so was, und Milla konnte ich auch auf gar keinen Fall alleine lassen! Die würden uns safe trennen, und ich würde sie nie wieder sehen. Fuck, fuck, fuck, das konnte ich nicht zulassen!
"Ey, pass doch auf!", brummte mich ein Typ an, den ich ausversehen angerempelt hatte. Doch das interessierte mich in dem Moment nicht. Die scheiß Sekretärin konnte es einfach nicht ernst gemeint haben, dass durfte sie nicht und auch Frau Mude durfte auf gar keinen Fall daran denken, mit dem Jugendamt zu reden. Ich wusste ja selbst, dass bei uns zu Hause etwas gewaltig schief lief, aber wenn irgendjemand das Jugendamt einschalten würde, würde ich Milla für immer verlieren. Das konnte ich einfach nicht zu lassen! Ich drängte mich durch die Menge im Foyer, ich musste dringend an die frische Luft. Ich erreichte die Tür zum hinteren Schulhof, auf dem Hassun, Jannis und ich uns meistens aufhielten, genau in dem Moment als es klingelte. Mist! Ich drehte mich wieder um, um in den Klassenraum zu gehen.

Ich konnte mich nicht auf Mathe konzentrieren, weil ich die ganze Zeit nur darüber nachdachte, wie ich Frau Mude davon überzeugen konnte, nicht das Jugendamt einzuschalten. Die Sekretärin hatte, es vermutlich nur so dahin gesagt, aber so überemfindlich wie Frau Mude die ganze Zeit schon wegen der ganzen Sache war, würde sie das wahrscheinlich ernst nehmen. Vielleicht hatte ich auch Glück und sie würde den Einwand der Sekretärin vergessen, aber ich musste erst mal vom Schlimmsten ausgehen. Das Jugendamt würde eingeschaltet werden! Das war nicht gut, das war gar nicht gut! Es würde alles zerstören, meine Freundschaften, meine Schwester und mich. Ich hatte zwar nur Hassun und irgendwie auch Mara, aber sie waren gute Freunde, bessere konnte man sich gar nicht wünschen! Vorallem bei Hassun war ich sehr froh, dass ich ihn hatte und obwohl ich Mara noch nicht lange gut kannte, waren wir in der kurzen Zeit gute Freunde geworden und sie war mir sehr wichtig! Das konnte ich doch nicht einfach verlieren, weil eine dämliche Sekretärentussi den Vorschlag gemacht hatte, dass meine Klassenlehrerin veranlassen sollte, dass sich das Jugendamt in meine Familie einmischt.

Als ich zu Hause ankam schnappte ich mir Milla und wir radelten so schnell, wie es eben mit einer fünf jährigen ging, zu Mara. Ich brauchte jemanden zum Reden und Milla würde es bestimmt gut tun mal wieder nachmittags mit jemand anderem spielen zu können als mit mir.
Als wir ankamen, klingelte ich. Von drinnen hörten wir das alt bekannte Bellen der Hunde und meine Schwester klammerte sich an meinem Arm fest.
Im Haus wurden die Hunde von einer männlich klingenden Stimme zurückgegruffen, die ich Hans zuordnete. Keine Sekunde später wurde die Tür von Maras kleiner Cousine Hannah aufgerissen, die Milla sofort anstrahlte, als sie sie erkannte. "Milla!", rief die kleine begeistert. Milla lächelte etwas schüchtern zurück und sagte leise: "Hallo." Bevor ich auch noch etwas sagen konnte, hatte Hannah meine Schwester schon ins Haus gezogen, und war mit ihr verschwunden. Ich musste lächeln, es war schön, dass Milla jemanden in ihrem Alter hatte mit dem sie spielen konnte, die mal nicht Derin war. "Hallo Jason", begrüßte mich Hans, der hinter Hannah gestanden hatte, freundlich. "Hallo, ist Mara da?", wollte ich wissen. "Nein tut mir leid, aber komm doch erstmal rein, die anderen freuen sich sicherlich dich zu sehen", antwortete er mir. Wir gingen in die Küche, in der wie beim letzten Mal als ich hier war sehr viele Leute saßen. Ich lächelte in die Runde und begrüßte alle die da waren. Bis auf Mara, ihre Geschwister und Leopold schienen alle anwesend zu sein, und Hannah war mit Milla irgendwo hin verschwunden.
"Was machst du denn hier Jason?", wollte Annika wissen. Ich zuckte mit den Schultern. "Eigentlich wollte ich zu Mara, aber die ist ja nicht hier", antwortete ich. Irgendwie war mir das ganze etwas peinlich. Ich war völlig überstürzt zu Hause aufgebrochen weil ich jemandem zum Reden brauchte, und jetzt war Mara nicht mal da, und ich stand alleine mit ihrer Familie in der Küche, und wusste nicht was ich machen sollte. Klar, ich mochte ihre Familie, aber ich sah sie jetzt zum zweiten Mal in meinem Leben, abgesehen von Maras Eltern und wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Trude, die eine Oma von Mara, lächelte mich an und sagte: "Mara hat heute lang Schule, sie kommt erst in einer guten Stunde nach Hause, willst du dich nicht setzen?" Eine Stunde bis Mara kam? Na, das konnte ja was werden... Ich druckste etwas herum, weil mir das ganze doch etwas unangenehm war, aber Gilbert lächelte mich an und sagte: "Mach nicht so ein Geschiss, setzt dich hin, wir beißen dich nicht!" Also setzte ich mich wohl oder übel an den Tisch. Nach einiger Zeit beteiligte ich mich dann auch an einem Gespräch zwischen Thomas, Joachim und Gilbert über einen Autounfall der vor zwei Tagen hier in der Nähe passierte, einfach damit ich etwas zu tun hatte. Während Gilbert und Joachim voller Überzeugung davon redeten, dass Autos das unnötige sind was es gibt, weil man ja Züge und Busse benutzen kann, waren Thomas und ich der Meinung, dass Autos schon mal ganz praktisch sein können, auch wenn ich selbst das letzte Mal mit ungefähr fünf Jahren in einem Auto gesessen hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02, 2022 ⏰

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