1.Kapitel P.o.V. Taylor

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Ich sah in ihre eisblauen Augen, die voller Trauer waren, aber sie wich meinem Blick aus. Ihr goldenes Haar schimmerte im Mondlicht und eine weitere Träne kullerte über ihr bildhübsches Gesicht. Sie war ungefähr in meinem Alter, so 15 oder 16 Jahre. Wer war dieses Mädchen? Ich wollte sie nicht mehr ansehen, denn ich wusste genau was jetzt passieren würde. Aber ich konnte nicht anders. Sosehr ich auch wegsehen wollte, etwas in mir verhinderte das. Deswegen konnte ich weder meine Augen schließen, noch wo anders hin sehen. Also blickte ich weiter in ihre Augen. Sie sah aus als wär sie ein Engel. Ihre Haare waren vom Wind zerzaust, wunderschön, aber ihr Gesicht und ihre Augen waren so traurig, dass ich zu ihr hinlaufen wollte, sie trösten wollte und sagen, dass alles wieder gut wird. Aber das wird es nicht. Vielleicht sollte ich sie zu mir nach Hause bringen, aber ich fühlte mich, als wären meine Beine versteinert. Ich wollte schreien, laufen, sie umarmen und sie schützen. Aber ich konnte nicht. Ich konnte ihr verdammt nochmal nicht helfen. Da geschah es: ein Knall ertönte, sie flog ein Stück nach vorne und blieb vor mir am Boden liegen. Dunkelrotes Blut floss aus ihrem Rücken. Nein! Sie durfte noch nicht sterben! Ich wollte schreien und ihr helfen, auch wenn ich nicht wusste wie, aber ich war immer noch wie versteinert. Gleich würde ich ihren Mörder gegenüber stehen. Gleich würde ich wissen, wer dieses dumme Miststück war. Da war ein lautes schrilles Klingeln, das mich verwirrte. Woher kam es? Ich schlug die Augen auf. Es war mal wieder der gleiche Traum wie immer. Und mal wieder wachte ich kurz bevor ich den Mörder sah auf. Kann ich nicht ein einziges mal weiter träumen? Mich an dem Mörder rächen? Ich schaltete den Wecker aus und rappelte mich auf. Nachdem ich Klamotten aus dem Schrank geholt hatte, zog ich mich eilig um, putzte schnell meine Zähne, stylte meine Haare und frühstückte, wie immer, Müsli. Heute war der erste Schultag nach den großen Ferien und ich hatte auf alles Lust, außer auf Schule. Aber ich musste wohl oder übel, also nahm ich meine Schultasche und machte mich auf den Weg zum Bus. Es war kälter geworden, denn es wurde Herbst. Zum Teil freute ich mich ja auf den Winter, aber ich hasste die Kälte. Meinen Blick auf den Boden gerichtet stapfte ich weiter in Richtung Haltestelle. Den Traum hatte ich schon längst aus meinem Kopf verbannt, als ich in den Bus einstieg. Wie gewohnt, nahm ich ziemlich weit hinten bei meinen Kumpels Platz. Wir redeten über jeden möglichen Schrott, aber es war lustig. Das war wahrscheinlich das einzige Tolle an Schule, mit Freunden abzuhängen. Und Ferien natürlich. Auf dem Weg zum Klassenzimmer hatte ich ein sehr merkwürdiges Gefühl im Magen. Irgendetwas stimmte nicht. Und als ich das Zimmer betrat, wusste ich auch was. Wir hatten eine neue Mitschülerin, ein Mädchen mit eisblauen Augen und goldenen Haaren.

Liebe ist ein TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt