4.Kapitel P.o.V. Hope

668 37 3
                                    

Ich fuhr mit dem vollen Bus, der mich jetzt schon so ankotzte, dass ich mich fragte, wie ich das jemals aushalten sollte, zu der Haltestelle in der Nähe meines Hauses. Das letzte Stück musste ich laufen. Aber musste ich nach links oder nach rechts? Toll, das konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. ich hätte den Weg doch noch mal ablaufen sollen. Weil es eh schon zu spät war, entschied ich mich einfach für links. Irgendwann würde ich es schon merken, falls ich falsch wäre. Ich bog aus meinem Bauchgefühl heraus ein paar mal links und rechts ab. Nach einer halben Stunde gehen, während ich in einem ärmeren Viertel ankam, war klar, dass ich mich verlaufen hatte. Das würde Mum bestimmt 'freuen'. Gerade, als ich mein Handy heraus holen wollte, um meine Mutter anzurufen, hörte ich ein Schluchzen. ich folgte ihm und fand ein kleines Mädchen, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt, das weinend auf dem Boden saß. zwar kannte ich sie nicht, aber ich saß mich neben sie auf die Erde, zog sie auf meinen Schoß und drückte sie fest an mich. "Shhh, nicht weinen, alles wird gut.", flüsterte ich ihr tröstend zu. Ja, so war ich. Mir tat es im Herzen weh, wenn ein Mensch unglücklich war. Sie vergrub ihren Kopf in meinen Haaren. So verharrten wir dann einige Stunden, bis sie sich beruhigte. "Danke", flüsterte sie und sah mich mit verweinten Augen an. "Willst du darüber reden?" Sie schüttelte nur den Kopf. "Ich bin übrigens Leyla. Wieso hast du mir geholfen? Du kennst mich doch gar nicht..." Ihre Stimme war noch zittrig. "Ich bin Hope. Jetzt kenne ich dich ja. Außerdem sollte Hilfe etwas selbstverständliches sein...", antwortete ich schulterzuckend. Sie lächelte mich an. Wenn sie nicht so verweinte Augen hätte, wär sie mit ihren grünen Augen und blond-braunen Haaren das süßeste Kind auf Erden. Da kam Taylor um die Ecke. Was trieb der hier? Als er Leyla erblickte, war er sichtlich erleichtert und als er mich erkannte, schaute er zuerst verwirrt, fing sich dann jedoch ziemlich schnell. Er kam auf uns zu und sagte: "Leyla, da steckst du ja! Ich hab dich überall gesucht!" Was? Die Beiden kannten sich? Nach dem Leyla meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte sie: "Hope, das ist Taylor, mein Bruder." Ahhh, so war das also. Sie sagten mir, ich solle ihnen folgen, was ich dann auch tat bis wir an einem kleinen heruntergekommenen Haus ankamen. "Leyla, geh schon mal rein. Ich fahr Hope schnell nach Hause.", sagte Taylor, während er sein Motorrad aus der Garage schob. Doch als er ihr geschocktes Gesicht bemerkte, fügte er kurz hinzu: "Es ist keiner Zuhause." Sie entspannte sich. Sollte das nicht andersrum sein? Wieso war sie froh, dass niemand da war? Ich meine, sie war 5 Jahre alt... Merkwürdig... Hinter ihm nahm ich auf seinem Motorrad Platz, aber ich war unsicher, wo ich mich festhalten sollte. Ich konnte ihn ja schlecht umarmen, oder? Da packte er jedoch meine Arme und legte sie um sich. "Sorry, aber ich will nicht, dass du runter fällst..." War das ein Witz? Wofür entschuldigte er sich? Es war das schönste Gefühl ihn zu umschlingen. Ich spürte sein Sixpack und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mein ganzer Körper kribbelte. Was machte dieser Junge mit mir? Die Fahrt war jedoch mit ihren 10 Minuten viiieeel zu kurz, ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Dennoch stieg ich ab und noch bevor ich meinen Schlüssel aus der Tasche fischen konnte, war er nach einem kurzen 'Tschüss' weg. Leider. Ich ging in die Küche, wo mich meine Mutter empfing. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Natürlich. Mein Vater war schon gestorben, als ich noch klein war, für mich war es vollkommen normal, keinen zu haben. Da ich Einzelkind war und meine Mum oft lang arbeiten musste, war ich oft allein Zuhause, aber während andere Teenager irgendetwas anstellen würden, machte ich nichts. Ok, gut, da war schon etwas, was meine Mutter nicht wusste, jedoch konnte ich das in der neuen Stadt vorerst sowieso vergessen. Und zwar, das hörte sich jetzt wahrscheinlich komisch an, vor allem, weil ich einen eher zierliche Körper hatte, aber ich boxte für mein Leben gern, überhaupt liebte ich Sport. in der alten Stadt fand ich einmal eine kleine abgelegene Holzhütte, in der ein Boxsack hing, und da probierte ich es aus reiner Neugier aus. Aber ich konnte das Zeug ja schlecht mitnehmen, es gehörte ja irgendjemandem. Jetzt musste ich mir entweder einen eigenen Sack kaufen und einen guten Platz finden oder jemanden suchen, der Boxtrainings veranstaltete. Beides würde Geld kosten. Erst da bemerkte ich, dass meine Mum mich erwartungsvoll anguckte. "Was?", fragte ich leicht verwirrt. "Wie war dein erster Schultag?", kicherte sie. Also erzählte ich ihr alles, von Lou und der strengen Lehrerin. Nur die Sache mit Taylor und Leyla ließ ich aus. Komplett alles musste sie auch wieder nicht wissen. Danach ging ich in mein Zimmer und machte Hausaufgaben, die Frau Mones uns gleich am ersten Tag aufgeben musste, wofür ich sie erwürgen könnte. Darauf packte ich meine Schultasche und schrieb ein wenig mit Lou. Ich war so froh, dass ich sie hatte! Ziemlich früh ging ich dann auch schon schlafen, wir hatten morgen nämlich schon 'toller' Weise Nachmittagsunterricht. Mal ehrlich, wie sollte ich diese Schule jemals mögen können?! Ich dachte noch über Taylor nach, er war so... ... unglaublich, als ich dann einschlief.

Liebe ist ein TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt