Kapitel 2 - Vertrauensschüler

191 18 6
                                    

Am Gleis mussten sie schockiert feststellen, dass die anderen Schüler sich bereits auf den Weg zu den Kutschen gemacht hatten und selbst die neuen Erstklässler schon weg waren.
„Komm, wir sichern uns ne Kutsche!", rief James und zog Sirius mit sich in Richtung Wald. Gemeinsam liefen sie bis zu dem Tor, an dem Filch bereits auf sie wartete.

„Hat da einer der berühmten Rumtreiber etwa vergessen, seine Uniform anzuziehen?", begrüßte er Sirius, „Und dann kommen die werten Herren auch noch zu spät. Na, das Jahr fängt ja schon mal gut an."
Sirius musste sich zusammenreißen, um dem Idioten nicht an die Kehle zu springen. Der hatte ja nicht die geringste Ahnung, was Remus vor wenigen Tagen hatte durchstehen müssen und auch wenn seine Angriffe sich nicht direkt gegen den Werwolf richteten, dieser war ja nicht einmal anwesend, war das für Sirius einfach zu viel.
Zum Glück übernahm James das Reden: „Es tut uns sehr leid. Leider geht es Remus Lupin nicht gut. Deshalb haben wir uns etwas verspätet. Peter bringt ihn gerade her, wir bitten sie eine Kutsche zurück zu halten, damit unser Freund so schnell wie möglich in den Krankenflügel kann.
Filch grunzte wütend, deutete dann aber auf eine Kutsche, die verborgen im Schatten einiger Bäume stand.
Langsam gingen Sirius und James darauf zu.

„Du hast dich eben fast so Diplomatisch angehört wie Remy", lachte Sirius.
„Ja, ich war mir schon selbst ganz fremd", antwortete James ebenfalls lachend, „Aber Filch ist echt ein Kotzbrocken."
„Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen."
Die beiden fielen in ein angenehmes Schweigen. Jeder ging seinen Gedanken nach, doch Sirius Gedanken führten ihn viel zu schnell wieder zu dem müden Werwolf.
„Ich habe das Gefühl, Remus geht es schlechter als sonst nach der Verwandlung", offenbarte Sirius seinem besten Freund die Sorgen, die ihn seit der Zugfahrt plagten.
„Ich weiß nicht", antwortete James, „Vielleicht fehlt ihm einfach die Erholung im Krankenflügel."
„Vielleicht", gab Sirius matt zurück. Auch wenn er von ganzem Herzen hoffte, dass es nur die fehlende Ruhe war, sagte ihm eine hartnäckige Stimme in seinem inneren, dass diese Erklärung viel zu einfach war, für ein so komplexes Thema wie Lykanthropie es war.

Mittlerweile waren sie an der Kutsche angelangt und Sirius ließ sich erschöpft zu Boden sinken, um sich an eines der Räder zu lehnen.
James setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter.
„Ich weiß, dass du dir Sorgen machst", flüsterte er, „Wir alle machen das und wir finden einen weg, wie wir ihm Helfen können. Ich habe da schon ein Paar Ideen."
Beim letzten Satz zog sich ein freches Grinsen über James Gesicht und Sirius musste auch unweigerlich grinsen.

Einige Minuten harrten die beiden Freunde noch vor der Kutsche aus, dann kam Remus auf Peter gestützt aus dem Wald.
Sirius sprang hastig auf und half dem Werwolf in die Kutsche.
Der Weg zum Schloss verlief, wie schon die Zugfahrt, ungewöhnlich still. Sirius ließ seinen Gedanken erneut freien Lauf und die anderen schienen es ihm gleich zu tun.
Wie schon zuvor drehten sich die Gedanken des jungen Blacks schon bald ausschließlich um Remus Lupin. Zwar wagte er es nicht ihn anzuschauen, obwohl er der Festen Überzeugung war, dass dieser erneut eingeschlafen oder sein Geist zumindest so weit entrückt war, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm.

Kurze Zeit später erreichte die Kutsche der Rumtreiber das Schloss. James sprang als erster hinaus. Er schien darauf zu warten, dass Remus aussteigen wollte, denn als dieser keine Anstalten machte aufzustehen gab er Sirius mit einer Geste zu verstehen, dem Freund zu helfen.
Zögernd ging Sirius auf den Werwolf zu, der wie erwartet schon wieder schlief, sodass sein Kopf in einem ungesunden Winkel nach hinten gekippt war.
Langsam streckte Sirius seine Hand aus und legte sie vorsichtig, beinahe zärtlich auf die Schulter des Schlafenden, doch die Berührung war so leicht, dass dieser nicht erwachte.
Also begann Sirius Remus sanft zu schütteln, bis er sich schließlich aufrichtete und mit schmerzverzerrtem Gesicht den Nacken massierte.
„Wir sind da", erklärte Sirius mit besorgter Stimme.
„Ja, alles gut. Gebt mir nur eine Minute zum Aufwachen", erwiderte Remus.
Schließlich erhob er sich, wobei er sich schwer auf dem Rand der Kutsche abstützen musste. Alles in Sirius drängte danach, ihm zu helfen, ihn zu stützen und wenn nötig ihn bis zum Schloss zu tragen, doch seine letzten Worte hatten so abweisend geklungen.
Nachdem Remus sich aus der Kutsche gequält hatte folgten auch Peter und Sirius.

Meet me at Fullmoon [Wolfstar]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt