Kapitel 3 - Eine schlaflose Nacht

161 15 1
                                    

Langsam begannen sich die Erstklässler auf die Zimmer zu verteilen und Sirius machte sich mit James auf den Weg zu ihrem eigenen Schlafsaal. Vorsichtig öffnete Sirius die Tür und spähte in das dunkle Zimmer. Sofort kam Peter angelaufen und flüsterte ihnen zu, dass Remus schon schlief. Daraufhin ließ James die Spitze seines Zauberstabes leicht aufleuchten. Wenn sie im Dunkel stolpern und fallen würden, war Remus auch nicht geholfen.
So leise wie möglich zogen die Drei sich um und schlüpften schließlich unter ihre Decken.

Schon bald hörte Sirius das gleichmäßige Atmen seiner Freunde, doch er selbst konnte keinen Schlaf finden. Noch immer bildete er sich ein, Remus Kopf auf seiner Schulter zu spüren. Was war nur falsch mit ihm? Immer wieder drehte er sich von einer Seite auf die andere, doch alles schien ihm unbequem. Schließlich zog er die Vorhänge an seinem Bett, welche die Rumtreiber normalerweise offen ließen, zu, tastete nach seinem Zauberstab und flüsterte: „Lumos.“
Sofort wurde er von einem warmen Licht eingehüllt. Er hatte gehofft, es würde die dunklen Schatten vertreiben, die die Nacht über seinen Geist gelegt hatte, doch es schien nur neue zu werfen.

War das was er fühlte normal? Er hatte zu Remus schon immer eine andere Beziehung gehabt, als zu James oder Peter. James war wie ein Bruder für ihn. Nein! Nicht wie ein Bruder: Er war sein Bruder. Viel mehr, als Regulus es jemals sein würde.
Und Peter. Er mochte Peter. Aber er hatte nicht das Gefühl, dass diesem sonderlich viel an ihm lag. Natürlich war er bei allem Dabei, sie hatten immer viel Spaß zusammen und konnten ihm Vertrauen, aber er hatte kaum eigene Ideen und Sirius hatte nie eine solch enge Bindung zu ihm aufbauen können, wie zu James und Remus. Trotzdem würde er sagen, dass Peter sein bester Freund war. Aber James und Remus waren mehr als das. James, sein Bruder. Aber Remus? Was war der Werwolf für ihn? Vielleicht ein kleiner Bruder? Das würde Sinn machen. Er hatte das Bedürfnis, Remus vor allem Übel dieser Welt zu schützen. War das nicht, was große Brüder machen sollten?
Doch irgendetwas tief in Sirius Innerem kämpfte gegen diese Gedanken an. Schrie, dass sie falsch waren, doch Sirius schob sie noch ein Stückchen tiefer und verschloss sie dort. Auf dass sie niemals wieder das Tageslicht erblicken würden. Seufzend verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und starrte verbissen die roten Vorhänge an.

Draußen klag der Schrei eines Tieres. Es hörte sich so gequält an, wie Sirius sich fühlte. Gerne hätte dieser noch weiter wach gelegen, denn aus Erfahrung wusste er, dass auf Probleme beim Einschlafen niemals erholsamer Schlaf folgte. Im besten Fall würde er nur unruhig schlafen und am nächsten Morgen verschwitzt und unausgeruht aufwachen. Lief es schlechter würde sein Unterbewusstsein ihn mit bildern seiner reizenden Familie foltern und in regelmäßigen Abständen aus dem Schlaf reißen.
Doch obwohl er vor zweiterem fast schon panische Angst hatte, musste er zumindest versuchen zu schlafen, sonst würden die Anderen morgen Fragen stellen und er wusste, dass er auf diese keine Antworten finden würde. Zumindest keine, die er bereit wäre zu geben.

Das Tier schrie erneut.
Sirius erwischte sich dabei, wie er mitfühlend in die Richtung schaute, in der er das Fenster vermutete. Hoffentlich würde das arme Ding bald von seinen Schmerzen erlöst.
Das Geräusch erklang erneut.
Doch irgendwas war falsch daran. Sirius richtete sich auf und schlug die Vorhänge an seinem Bett auf. Die gold glänzenden Stickereien der Gardinen warfen sanft das Licht von seinem Zauberstab zurück. Da fiel es ihm auf. Die Geräusche kamen nicht vom Fenster. Das schien ohnehin geschlossen zu sein.
Langsam drehte er sich der Geräuschquelle zu. James lag friedlich da und schien tief zu schlafen. Auch Peter wirkte nicht so, als hätte er in letzter Zeit ein anderes geräusch als sein leichtes Schnarchen von sich gegeben und auch die Eulen saßen ruhig in ihren Käfigen.

Sein Blick wanderte in die hintere Ecke des Zimmers, wo Remus Bett stand. Der Werwolf hatte sich damals extra das Bett ausgesucht, das am weitesten vom Fenster entfernt war. So hatte er immer mehr oder weniger unbemerkt aus dem Schlafsaal schleichen können und musste außerdem nicht den Anblick des Mondes, seiner größte Angst, der Gestalt seines Irrwichtes etragen.
Vorsichtig stieg Sirius aus dem Bett und dimmte das Licht, welches noch immer aus der Spitze seines Zauberstabes strahlte. Langsam machte er sich auf den Weg durch den dunklen Schlafsaal.
Wieder hörte er das gequälte Stöhnen.
Dieses Mal erkannte er ganz klar: Es kam von Remus.
Sirius beschleunigte seine Schritte soweit es ihm Möglich war, ohne die Anderen zu wecken.
Remus wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. In unregelmäßigen Abständen stieß er diese schrecklichen Schmerzenslaute aus, die Sirius das Herz zerreißen wollten. Seine dunkelblonden Haare klebten ihm schweißnass im Gesicht und sein Atem ging unruhig.

Vorsichtig ließ Sirius sich neben Remus nieder. Unsicher beugte Sirius sich über den Freund. Er musste irgendetwas tun. Vorsichtig legte er Remus eine Hand auf die Schulter. Mit sanftem Druck begann er den Schlafenden zu schütteln.
Es dauerte etwas, aber schließlich öffnete Remus die Augen. Der Ausdruck, der in diesen lag erschreckte Sirius und er war sich sicher, dass er ihn nie wieder würde vergessen können. Völlig ungehindert offenbarten er die Schmerzen, Angst und Verzweiflung, die in dem Jungen wüteten.

"Alles gut?", flüsterte Sirius. Zwar wusste er, dass die Antwort "Nein" sein musste, aber er war vollkommen überfordert mit der Situation und wusste nicht, wie er den Werwolf sonst ansprechen sollte.
"War nur ein Albtraum", wehrte Remus ab. Doch Sirius wollte sich nicht so schnell zufrieden geben.
"Willst du darüber reden?"
"Nicht nötig. War nicht so schlimm", gab Remus zurück.
"Das glaube ich dir nicht", Sirius sorgte sich zu sehr um den Werwolf, als dass er sich mit einer solchen Antwort zufrieden geben würde, "Ich habe dich gesehen. Deine Schreie gehört. Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht schlimm war und erwarten, dass ich es glaube."
Im verzweifelten Versuch, sich zusammen zu reißen, biss Sirius sich auf die Unterlippe, bis er schließlich Blut schmeckte. Remus antwortete nicht, sondern schaute ihn nur aus verängstigten, grünen Augen an.
"Hey, du brauchst keine Angst haben", Sirius trat noch etwas näher an Remus ran und ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder, "Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich habe solche Träume selbst oft genug, oder glaubst du, meine Familie lässt mich komplett kalt? Man schämt sich. Denkt, man sollte das alles schon längst überwunden und verarbeitet haben. Sein sein Leben normal weiter Leben, so wie alle anderen es auch tun. Aber die Wahrheit ist, dass wir es nicht ändern können."
Remus bleib weiterhin still.
"Wenn du nicht mit mir reden willst kann ich auch James oder Peter wecken."
“Nein.”, er rutschte nervös hin und her, “Es war wirklich nicht so schlimm. Ich erinnere mich schon fast gar nicht mehr daran.”
“Wenn du meinst”, Zwar war Sirius noch immer nicht überzeugt, aber er ahnte, dass er den Werwolf nicht zum Reden bringen konnte.

Zögerlich richtete er sich wieder auf und drehte sich noch einmal zu Remus um. Er sah so verloren aus, wie er da in der mitte von seinem Bett lag und ihn aus glasigen Augen ansah. Einer plötzlichen Eingebung folgend beugte er sich erneut zu ihm hinunter und schloss Remus für einen Moment fest in die Arme. Eine Geste, die die Rumtreiber nur selten austauschten. Mehr als eine schnelle Umarmung hier und da war für sie eher unüblich, hatten sie doch einen Ruf zu verlieren. Aber jetzt, wo die Dunkelheit eine gewisse Diskretion versprach, genoss Sirius die wenigen Sekunden in denen er den Freund an sich drücken konnte.
Nachdem er sich gelöst hatte machte er sich ohne erneutes Zögern auf den Weg zurück in sein Bett. Doch selbst nachdem er für mehrere Minuten dort gelegen hatte und die Zeiger seiner Uhr bereits kurz vor der Eins standen, wollte die Müdigkeit nicht zurückkommen.
Noch immer hing der Geruch von Remus in seiner Nase. Es war eine angenehme Mischung aus Pergament, Schokolade und Tee mit einem Hauch von Honig.

~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~
A/n

Seid gegrüßt, liebe Leser!

Das Kapitel heute ist leider etwas kürzer, aber ich habe leider keine bessere Stelle gefunden um den Cut zu setzen.
Dafür versuche ich aber, das nächste Kapitel auch in den nächsten Tagen hochzuladen.

Bye, peoples

~Charly

Meet me at Fullmoon [Wolfstar]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt