Mit großen Schritten sprintete Sirius am Hogwartsexpress entlang. Das wütende Geschrei seiner Eltern, die ihm erklären wollten, dass er sich vernünftig zu verabschieden und danach mit Regulus zu den anderen Reinblütern zu gehen hatte, verblasste allmählich im gewohnt hohen Geräuschpegel des Gleises neundreiviertel am ersten September.
Erstklässler standen mit offenen Mündern und strahlenden Augen vor dem großen Zug. Die älteren Schüler vielen ihren Freunden in die Arme und einige Eltern erkannten in der Menge ihre alten Klassenkameraden wieder.
Doch all diesen Leuten schenkte der Junge keine Beachtung. Stattdessen hielt er seinen Blick starr auf die Waggons neben ihm geheftet, immer auf der suche nach dem Gesicht seines besten Freundes, James Potter, der ihnen, wie er in einem Seiner letzten Briefe geschrieben hatte, ein Abteil besetzen wollte.Da erkannte er ihn hinter einer der staubigen Scheiben; Große Brille, strubbelige, schwarze Haare und ein freches Grinsen. Das war unverkennbar James. Schnell schnappte Sirius sich sein Gepäck und schmiss sich förmlich in das Abteil.
James stürmte ihm entgegen und zog ihn in eine kurze aber herzliche Umarmung.„Sommer gut überstanden, oder lebt deine herzallerliebste Mutter noch?“, erkundigte dieser sich lachend und boxte Sirius freundschaftlich gegen die Schulter.
„Die weilt leider immer noch unter uns.“, antwortete Sirius und verdrehte die Augen.
Dann wechselte er schnell das Thema: „Sind Remus und Peter noch gar nicht da?“
„Peter hab ich noch nicht gesehen, aber Marlene meinte, er hätte irgendwie Probleme mit seiner neuen Eule. Die hat wohl am Gleis ne Maus gesehen und ist hinterher. Jetzt lässt sie sich nicht mehr einfangen.“
Bei dem Gedanken daran, wie der pummelige Junge in der drängenden Menge am Gleis seiner Eule nachjagte, musste Sirius ungewollt grinsen. Egal, wie sehr er Peter mochte und wie viel Mitleid er eigentlich mit ihm haben sollte, das Bild, dass sich vor seinem inneren Auge abspielte, war zu lustig. Außerdem war er sich sicher, dass es Peter nicht anders gehen würde, wäre Sirius es, der seinem Vogel nachjagte.
„Remus war kurz hier, hat aber nur sein Gepäck abgeladen und ist sofort losgelaufen, in der Hoffnung, noch ein paar Schokofrösche kaufen zu können, bevor die Erstklässler alles weg gefuttert haben.“, fuhr James fort.
Dieses mal musste Sirius laut lachen. Das war Typisch für Remus. Eigentlich hätte man bei seinem haarigen, kleinen Problem, wie die Rumtreiber seine monatlichen Verwaltungen nannten, erwartet, dass er sich auf der Suche nach dem nächsten blutigen Steak befand, aber nein, sie mussten ja ausgerechnet den einzigen Werwolf erwischen, der etwa so bedrohlich wie ein Knuddelmuff war und, zumindest in menschlicher Form nur Schokolade hinterher jagte.
„Schöne Gedanken?“, holte James' Lachen Sirius aus seinen Gedanken zurück. Erst jetzt fiel dem jungen Black auf, dass er eindeutig zu lange dämlich grinsend mitten im Abteil gestanden hatte.
„Ähm... Ja.“, lachte er verlegen, überspielte diesen kurzen Moment der Unsicherheit allerdings sofort gekonnt, „Passt irgendwie zu unserem Remy. Aber Peter sollte sich langsam echt beeilen, sonst schaffte er es nicht mehr in den Zug.“James lachte und bedeute Sirius, sich umzudrehen, sodass dieser sich nur wenige Zentimeter von Peters hochrotem Gesicht wiederfand.
Auch Sirius begann zu lachen.
„Äh... Hallo, Leute.", murmelte Peter, „Nette Begrüßung. Darf man erfahren, was los ist?"
„Nichts.", antwortete James immer noch lachend und ließ sich auf die gepolsterte Sitzbank fallen.
Sirius tat es ihm gleich und schmiss sich mit übertriebenem Seufzen auf den Platz gegenüber von James. Peter stand einige Sekunden lang unschlüssig im Eingang, bis er sich dafür entschied, sich neben James zu setzen.Kaum hatten sie sich alle niedergelassen, wurde die Tür ein weiteres mal aufgerissen. Ein ziemlich mitgenommen aussehender Remus schlurfte hinein.
„Ihr glaubt nicht, wie lästig diese Erstklässler sein können.", beschwerte sich der sich der sonst so gutmütige Junge, „Erst sprinte ich durch den ganzen Zug, um die Süßigkeitenhexe zu finden und ergattere trotzdem nur die letzten fünf Schokofrösche und dann kommt so ein kleiner Junge und bettelt so lange, bis ich ihm einen Schokofrosch und alle Sammelkarten gebe, damit ich überhaupt noch ins Abteil komme."
Mit diesen Worten ließ er sich neben Sirius fallen und begann, den ersten Schokofrosch auszupacken.
„Alles gut, Remus.", versuchte Peter den Freund zu beruhigen und begann in seiner Tasche zu wühlen, „Meine Mum hat mir haufenweise Schokoriegel mitgegeben." Triumphierend hielt er drei der in buntes Papier gewickelten Riegel hoch.
Remus lächelte ihn kurz dankbar an, dann kümmerte er sich wieder konzentriert um den Frosch, den er mit geübten Händen aus seinem kleinen Gefängnis befreite und ihn in seinen Mund beförderte. Der genießerische Ausdruck, der sich sofort auf seinem Gesicht breit machte, brachte die Rumtreiber erneut zum Lachen.
Sirius winkte daraufhin Peter zu: „Wirf mal welche Rüber!"
Kurz darauf flogen die drei Schokoriegel quer durchs Abteil auf Sirius zu, der sie, vom regelmäßigen Quidditchtraining geübt, mit Leichtigkeit auffing. Er schälte den Ersten aus dem Papier und biss ein großes Stück ab, während er die anderen Beiden an Remus weitergab.
Erst als Remus sich umdrehte, um die neu errungenen Süßigkeiten bei den Schokofröschen in der Tasche zu verstauen, traute sich Sirius, den Werwolf genauer anzusehen. Er war nicht nur erschöpft vom Sprint durch den Zug. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab und die braunen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht und waren so fettig, dass selbst Schniefelus vor Neid erblasst wäre. Aber am schlimmsten waren die knochigen, abgemagerten Schultern, die sich viel zu deutlich unter dem Pulli abzeichneten, so wie die neuen Kratzer und Narben, die Sirius unter dem Kragen erkennen konnte.
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Meet me at Fullmoon [Wolfstar]
Fanfic"Illegale Verwandlungen in majestätische Tiere? Du hattest mich schon bei illegal!" ~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~ Für die Rumtreiber bricht das fünfte Schuljahr an. Ein Schuljahr, welches sie alle verändern wird. Schon auf der Zugfahrt...