Völlig außer Atem kam Sirius beim Gemälde der Fetten Dame an. Dieses Mal erbarmte sie sich sogar, ihre Gesangsübung zu unterbrechen, um ihn hinein zu lassen. Ohne den anderen Schülern im Gemeinschaftsraum seine Aufmerksamkeit zu schenken ging Sirius geradewegs in den Schlafsaal und ließ sich auf sein Bett fallen. Mit einer kurzen bewegung seines Zauberstabs schlossen sich die Vorhänge und er war endlich alleine.
Doch allzu lange konnte Sirius die Stille auch dieses Mal nicht genießen, denn nach einigen Minuten hörte er, wie jemand das Zimmer betrat. Nach den nun über vier Jahren, die er hier jetzt schon mit den Rumtreibern lebte, konnte er genau sagen, dass es sich um James handelte. Seine Schritte waren schwerer als die von Remus und nicht so schnell wie die von Peter.“Sirius?”, fragte er in den Raum hinein.
“Schläft.”, grummelte Sirius, genervt. Sonst konnte er wirklich nie genug Aufmerksamkeit haben, aber kaum wollte er einmal in seinem verdammten Leben eine ruhige Minute für sich haben, schien sich die ganze Schule nur für ihn zu interessieren.
Doch auch James ließ sich von Sirius mieser Stimmung nicht aufhalten, denn keine Minute später sah Sirius dessen schwarzen Haarschopf zwischen den Vorhängen hervorlugen. Der rest von James schob sich hinterher und zog ein Kissen, sowie eine Decke mit sich, mit denen er es sich am Fußende von Sirius Bett bequem machte.
“Du weißt genauso gut wie ich, dass wir beide nicht der Typ für emotionale Gespräche sind”, begann James und Sirius musste schon jetzt innerlich aufstöhnen, denn er konnte sich den folgenden Monolog schon genau ausmalen, “Aber es ist offensichtlich, dass Remus nicht dein wirkliches Problem ist. Selbst Peter hat das erkannt. Glaubst du, wir wissen nicht, dass du letzte Nacht kaum ein Auge zu gemacht hast? Wir haben dich heute morgen wecken müssen! Dich, den immer gut gelaunten, energiegeladenen Sirius. Du bist anders als sonst. Du, von uns allen ausgerechnet DU, bist über den Sommer stiller geworden! Und du kannst mir nicht erzählen, dass du unter plötzlicher Reife leidest.”
James lachte gequält.
“Die ersten Tage bist du normalerweise so aufgedreht, wie die restlichen Wochen zusammengenommen, du konntest kaum stillsitzen und jetzt verkriechst du dich schon vor dem Abendessen in dein Bett.”
“Du verstehst das nicht...”, begann Sirius, doch James unterbrach ihn sofort: “Wenn du so anfängst geht es um deine Familie. Und ich verstehe das vielleicht nicht, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht helfen kann! Das heißt nicht, dass ich nicht für dich da sein kann! Du bist mein bester Freund. Mein Bruder!”Sirius hatte James noch nie so verzweifelt, nie so emotional gesehen. Er tat ihm leid. Aber gleichzeitig fühlte er sich auch schuldig, sollte doch eigentlich Remus diese Aufmerksamkeit bekommen. Sirius konnte James jetzt aber auch nicht einfach ohne eine Antwort hier sitzen lassen, also erzählte er: “Diese Ferien waren einfach schlimmer, als die letzten Jahre. Viele Familienessen, mehr Demütigung. Mir wurde zwei Monate lang das Leben zur Hölle gemacht. Und jetzt das mit Remus, irgendwann habe selbst ich keine gute Laune mehr und auch keine Kraft, sie vorzuspielen.”
“Wenn ich dir irgendwie helfen soll, kannst du immer mit mir reden.”
“Danke”, Sirius lächelte müde, stürzte sich aber nur wenige Sekunden später mit einem Kissen bewaffnet auf James.
“Wir waren lange genug ernst und jetzt friss Federn!”
James ließ sich direkt von dem plötzlichen Stimmungswechsel anstecken und versuchte lachend, Sirius wieder von sich runter zu schieben. Diese ernsten Gespräche waren normalerweise wirklich nicht ihr Stil, aber diese Aussprache hatten sie beide gebraucht und Sirius fühlte sich besser, denn James hatte ihm erneut deutlich gemacht, dass die Rumtreiber ihn nicht bloß wegen seiner guten Laune schätzten.“Aaaarg!”, ertönte auf einmal ein Kampfschrei und ein drittes Kissen mischte sich in das rangelnde Knäuel, welches Sirius und James mittlerweile gebildet hatten. Kurz darauf folgte auch Peter, der sich lachend neben ihnen auf Sirius Bett fallen ließ. Und in diesem Augenblick war Sirius kurzzeitig einfach nur glücklich. Zwar lag Remus noch immer im Krankenflügel und keines seiner Probleme war gelöst, aber er hatte seine Freunde und er würde noch drei Jahre lang mit ihnen die genialsten Streiche aushecken, die die Schule jemals gesehen hatte.
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Meet me at Fullmoon [Wolfstar]
Fanfiction"Illegale Verwandlungen in majestätische Tiere? Du hattest mich schon bei illegal!" ~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~ Für die Rumtreiber bricht das fünfte Schuljahr an. Ein Schuljahr, welches sie alle verändern wird. Schon auf der Zugfahrt...