Der Krankenflügel war leer. Neben Remus war nur noch ein Erstklässler da, der im Treppenhaus von einer der schwingenden Treppen gefallen war und sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.
Remus saß in seinem Bett und starrte gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt hinter der Mauer, bis die Ankunft seiner Freunde ihn aus den Gedanken riss.
“Wir haben dir was mitgebracht!”, kündigte Sirius voller Freude an und Peter viel begeistert mit ein: “Genau, damit du uns nicht so vermisst, während wir uns mit Schniefelus im Unterricht rumschlagen müssen.”
Remus lachte.
“Danke. Aber erzählt mir besser nicht, wie viele Regeln ihr dafür gebrochen habt.”
James entlud seine Arme auf Remus Bett: “So viele waren das gar nicht.”
Während Peter die Bücher auf dem Nachttisch ablegte, begann Remus bereits den ersten Schokofrosch auszupacken.“Geht es dir schon besser?”, erkundigte Sirius sich und ließ sich auf dem Rand des Bettes nieder.
“Hab so ziemlich den ganzen Tag verschlafen und mein Kopf fühlt sich an, als würde ein Troll darauf Stepptanzen, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen.”
“Zumindest deinen Humor hast du anscheinend wiedergefunden”, lachte James, “Aber sieh zu, dass du schnell wieder gesund wirst. Sonst schaffen Sirius und Peter das Schuljahr nämlich nicht.”
“Schön, dass ihr mich für meinen Charakter mögt”, gab Remus nur zurück und schleuderte das Papier seines Schockofroschs in Richtung James.
“Hey!”, rief dieser wohl etwas zu laut, denn wenige Sekunden später wurden sie von Madam Pomfrey aus dem Krankenflügel gescheucht.“Das war ein kurzer Besuch, aber schön, dass er seinen Humor schon wiedergefunden hat”, lachte James, während sie sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum machen.
“Ja”, stimmte Stirius zu, “Aber er sieht immer noch schlecht aus.”
Sirius hatte sich die ganze Zeit über nicht wirklich von der ausgelassenen Stimmung anstecken lassen können. Nicht wenn Remus immer noch mehr tot als lebendig im Krankenflügel lag. Zwar sah er deutlich besser aus als gestern, allerdings war das trotzdem schlimmer als es normalerweise nach seinen Verwandlungen war.
“Habt ihr eigentlich schon die zwei Pergamentrollen für Zauberkunst?”, wurde Sirius von Peter aus seinen Gedanken gerissen.
“Nein, wann hätte ich das bitte machen sollen”, erwiderte er. Das Ganze kam deutlich unfreundlicher als gewollt rüber, aber Sirius konnte nicht verstehen, wie er sich jetzt für die Hausaufgaben interessieren konnte.
Auch James schien das bemerkt zu haben, denn er legte Sirius einen Arm um die Schultern und gab Peter zu verstehen, dass dieser vorgehen sollte. Dann wurde Sirius von ihm auch schon in einen etwas schmaleren, kaum genutzten Gang geschoben.“Was ist los mit dir?”, verlangte James zu wissen, “Und jetzt sag nicht ‘Nichts’, denn das werde ich dir nicht glauben.”
“Ich mache mir Sorgen um Remus. Was sonst?”
“Aber da ist noch mehr”, bohrer James weiter, “Wir machen uns alle sorgen um ihn, aber seit wir aus dem Zug gestiegen sind behandelst du ihn wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe und wir wissen alle, dass er genau das nicht will.”
“Aber es geht ihm schlechter als sonst! Viel schlechter!”, rief Sirius verzweifelt.
“Ja, das ist mir auch schon aufgefallen, aber ich bin mir sicher, Dumbledore und Madam Pomfrey kümmern sich bereits darum. Und außerdem habe ich auch schon eine Idee, wie wir ihm helfen können. Wir verbringen die Nacht heute in der Bibliothek und ich kann dir versprechen, dass wir das nicht wegen der Hausaufgaben tun”, versuchte James Sirius zu beruhigen und kurz darauf wurde Sirius von James in eine feste Umarmung gezogen.“Ich hab jetzt noch eine Verabredung mit Lily”, wollte James sich verabschieden, doch Sirius fragte lachend: “Weiß SIE auch davon?”
James verdrehte daraufhin nur genervt die Augen und boxte Sirius leicht in die Seite, bevor er in Richtung der großen Halle verschwand.
Sirius dagegen machte sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.Schon auf der Treppe erkannte er die schrecklich schrägen Klänge der Fetten Dame, die sich immer zu den ungelegensten Zeiten im Singen üben musste.
Das war zuviel für Sirius gereizte Nerven. Er drehte sich noch auf der, sich gerade in Bewegung befindenden, Treppe um und stürmte wieder hinunter. Dass er auf dem Weg mehrere Schüler aus dem Weg rammte, interessierte ihn nicht. Er war nur noch auf ein Ziel konzentriert: Raus aus dem Schloss.
Weg von dem Singenden Gemälde.
Weg von den Schreienden Schülern.
Weg von all den Gefühlen, die ihn zu überwältigen drohten.
Weg von Remus.
Von Remus, der noch immer erschöpft und zerbrechlich in seinem Krankenbett lag, der so tat als würde es ihm gut gehen, obwohl er gestern noch auf Sirius schulter eingeschlafen war, der all das was er durchmachte nicht verdient hatte, weil er so ein guter Mensch war.
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Meet me at Fullmoon [Wolfstar]
Fanfiction"Illegale Verwandlungen in majestätische Tiere? Du hattest mich schon bei illegal!" ~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~ Für die Rumtreiber bricht das fünfte Schuljahr an. Ein Schuljahr, welches sie alle verändern wird. Schon auf der Zugfahrt...