Zwei Tage später war die merkwürdige Art von Normalität eingekehrt, die immer zwischen Remus Aufenthalten im Krankenflügel und dem nächsten Vollmond lag. Remus war für den Tag noch vom Unterricht freigestellt, begleitete seine Freunde am Morgen allerdings trotzdem zum Frühstück in die große Halle. Kaum hatten die Rumtreiber sich auf ihren Stammplätzen niedergelassen, sah Sirius, wie sich eine Gestalt vom Hufflepufftisch löste und zu ihnen hinüber kam.
„Guten Morgen, Eve", begrüßte Sirius das Mädchen. Remus misstrauischen Blick bemerkte er nicht.
„Guten Morgen", antwortete Eve, „Ich habe die Blätter."
Sie reichte ihm eine kleine Metalldose.
„Vielen Dank", Sirius bemühte sich um sein charmantestes Lächeln, „Du hast uns wirklich sehr geholfen."
„Vergiss aber nicht, dass ich noch was dafür bekomme", gab Eve grinsend zurück und zwinkerte Sirius zu, bevor sie sich umdrehte und wieder zurück zu den anderen Hufflepuffs lief.„Wer war denn das?", fragte Remus verwundert, „Habe ich was verpasst, Sirius?"
„Nichts wichtiges", antwortete Sirius, „Das ist Evelyn, ich habe sie vor ein paar Tagen am See getroffen und sie hat mir für Zaubertränke ein paar Kräuter bei Professor Sprout besorgt."
„Was für Kräuter? Muss ich mir die auch besorgen?", jetzt wirkte Remus deutlich ängstlich.
Sirius brauchte dieses Mal etwas länger um sich eine Ausrede einfallen zu lassen: „Nein, keine Panik, wir haben die am Anfang von Slughorn bekommen, aber mein Trank ist irgendwie in die Luft gegangen und in der Hoffnung, dass ich das noch rechtzeitig schaffe, habe ich Eve gefragt, ob sie mir die Kräuter besorgen kann."Es fühlte sich falsch an, Remus so anzulügen, aber sie hatten abgemacht, ihm nichts von ihrem Plan zu erzählen und so war er dazu gezwungen, sich diese Ausrede einfallen zu lassen.
Remus schien aber nichts davon bemerkt zu haben, denn dieser hatte sich auf das Essen gestürzt und verschlang hungrig sein Rührei.
Lächelnd beobachtete Sirius ihn dabei. Er freute sich, Remus wieder so zu sehen. Er wirkte so glücklich, obwohl das Rührei in Hogwarts eher zu den unspektakulären Speisen gehörte. Und wieder einmal merkte Sirius, wie leicht er sich in den Gesichtszügen des Anderen verlieren konnte. Es war einfach immer wieder faszinierend, wie sich die Narben in Remus Gesicht verschoben, wenn er Lachte. Sirius fand nicht, dass die Narben Remus verunstalteten. Sie machten ihn zu etwas besonderem, waren Beweise für dessen Mut und gaben dem sonst so friedlichen Jungen etwas verwegenes.Dass er Remus etwas zu lange beobachtet hatte wurde Sirius erst klar, als James ihn von der Seite anschubste.
„Darf ich vorstellen? Das ist Remus Lupin und obwohl er die letzten Tage nicht da war gehört er zu uns! Erinnerst du dich?", lachte James. Sirius spürte wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Noch nie war er so froh über die Entscheidung gewesen, lange Haare zu tragen. Denn seine schulterlangen Locken fielen ihm perfekt vors Gesicht, sodass niemand seine Reaktion sehen konnte.
„Ja, ich erinner mich dunkel", gekonnt überspielte er seinen Scham mit einem Lachen.
„Vielleicht sollten wir uns auch langsam mal zum Unterricht begeben", zwar war das kein sehr gelungener Themenwechsel, allerdings wollte Sirius so schnell wie möglich aus dieser Situation herauskommen und Unterricht war doch schließlich immer ein schlüssiges Argument.
„Was habt ihr denn?", erkundigte sich Remus, „Ich habe mir den neuen Stundenplan noch gar nicht angesehen."
„Kräuterkunde mit den Ravenclaws", antwortete Peter.
„Dann begleite ich euch noch bis zum Unterricht", entschied Remus, „Ich muss mich dringend mal wieder etwas bewegen und frische Luft hat noch niemandem geschadet."
„Erzähl das den tausenden Muggeln, die jährlich erfrieren", lachte James.Kräuterkunde war unspektakulär wie immer. Nicht direkt langweilig, aber einfach nicht zu vergleichen mit Verteidigung gegen die dunklen Künste oder Zauberkunst.
Remus trafen sie erst einige Stunden später beim Mittagessen wieder. Die frische Luft schien ihm tatsächlich gut getan zu haben. Er hatte wieder etwas mehr Farbe im Gesicht und verschlang das essen mit großem Appetit. Anders ging es Sirius. Es mangelte ihm zwar nicht an Appetit, allerdings war er so beschäftigt damit, jede einzelne Bewegung des Werwolfs zu analysieren, dass er gegen Ende der Mittagspause seine Pancakes hastig herunterschlingen musste.
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Meet me at Fullmoon [Wolfstar]
Fanfic"Illegale Verwandlungen in majestätische Tiere? Du hattest mich schon bei illegal!" ~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~ Für die Rumtreiber bricht das fünfte Schuljahr an. Ein Schuljahr, welches sie alle verändern wird. Schon auf der Zugfahrt...