5. Vater

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Mittags war die Sonne immer viel zu hell und zu heiß, um die Drachen anständig im Fliegen zu unterrichten. Die Urgals und die Elfen hätten am wenigsten ein Problem, doch die Menschen und vor allem die Zwerge könnten sich keine Übung lang im Sattel halten. Das war Saphira bewusst, daher entschied sie, ihre Schüler im Wasser trainieren zu lassen. Saphira wusste noch gut von ihrem eigenen Training, dass Veränderungen wichtig sind, um die Schüler zu motivieren und ihnen Spontanität beizubringen.
Ihre Schüler sollten sich im Wasser auf dem Sattel ihrer Drachen halten, während diese ohne Unterlass Schrauben im Wasser drehten. Die drei Elfen hatten keine Schwierigkeiten, die zwei Zwerge ebenfalls nicht, jedoch die vier Urgals und die fünf Menschen konnten sich selten im Sattel halten. Saphira vermutete es könnte daran liegen, dass Elfen und Zwerge in der dunklen Tiefe nicht so leicht die Orientierung verlieren, während Menschen und Urgals einfach schlecht wird.
Nach einigen weiteren Übungen, welche deutlich an Schwierigkeit zunahmen, entließ Saphira ihre Schüler. Auch hatte sie bereits vor einigen Minuten, den Geist ihrer Tochter gespürt. Sie waren kurz davor am Berg Utgard anzukommen, was Saphira freute, denn Fey kam nur selten mit Luna zum Berg Utgard.

Eragon war in einer Besprechung mit einigen Eldonari, welche sich direkt mit einem Zwergen Botschafter auseinander setzten. Die Zwerge sollten im Berg die Stollen stillegen, die im Moment Kohle und Granit lieferten, um eine Lagerstätte für weiter Schüler schaffen. Eragon hatte bereits mit Orik gesprochen, der als König der Zwerge den Zwist schnell lösen sollte. Nur hatte der Clan Dûrgrimst Gedthrall in dieser Angelegenheit Mitspracherecht und wollten sich nicht einfach dazu bewegen lassen den Berg zu bearbeiten, außer sie dürften zuerst die Kohle abbauen und abtransportieren.

Eragon hatte ihnen angeboten, dass sie nach dem Bau alles aus dem Berg haben könnten. Jedoch war der Clan der Meinung, die Stabilität des Berges könnte nicht mehr ausreichen, um alle Schächte weiter auszubauen. Es war bereits das vierte Gespräch und Eragon war es leid, das Gespräch immer und immer wieder zuführen. Er dachte darüber nach, ob er es nicht Mithilfe von Magie lösen könnte, doch die Stabilität aufrecht zu erhalten wäre ohne Magie danach nicht mehr möglich.

Also gab es nur die Möglichkeit, die Zwerge um Hilfe zu bitten oder mit Hilfe der Eldonari dauerhaft Magie zu erzeugen, was nicht ewig funktionieren würde. Deshalb unterdrückte Eragon einen Seufzer und beteiligte sich an der Unterhaltung. „ Um euch entgegen zu kommen, wäre ich bereit, alle Felle der Tiere, die die Drachen erlegen, euch zu geben. Ich wäre bereit, euch für die gesamte Länge des Baus begrenzten Einblick in die Ausbildung der Schüler zu gewähren.", versicherte Eragon dem Zwerg Uzk. Er hatte volles Sprachrecht von seinem Clanoberhaupt bekommen. Uzk antwortete Eragon: „ Ich habe bereits erklärt, dass wir erst die Kohle abbauen müssen, denn die Stollen können danach wieder geschlossen und die Unterkunft errichtet werden. Wir könnten das innerhalb des nächsten Jahres erledigen." Eragon hätte am liebsten geschrien, ihr Gespräch drehte sich im Kreis. Er wusste keine Möglichkeit, um das Problem schnell zu lösen, denn sie bräuchten die Unterkünfte bereits jetzt.

Plötzlich kam ihm eine Idee. Warum sollten sie ein Jahr zum Abbauen von Kohle brauchen und fragte Umarot direkt: „ Warum bauen wir nicht die Kohle mit Magie ab, die Zwerge müssen uns nur zeigen wie wir die Stollen bauen müssen. Drei oder vier Tage, maximal eine Woche und die gesamte Kohle wäre abgebaut." Umarot stimmte Eragon zu und auch Uzk war einverstanden. Sogar mehr, denn er versprach ohne weitere Kosten und in kürzester Zeit mit den Arbeiten anzufangen. Die Eldonari hatte genügend Magie gespeichert und sollten danach immer noch einige Reserven haben.

Plötzlich spürte Eragon über Saphira eine Verbindung zu ihrer Tochter und seiner. Er entschuldigte sich hastig bei Uzk und gab Umarot bescheid, was er mit einem freudigen Gedanken aufnahm.

Umarot hatte Luna und Fey gern, er hatte ihnen beinahe so viel gelernt wie Eragon.
Eragon nahm, immer zwei Stufen auf einmal, auf dem Weg vom Fenster Zimmer der Eldonari zum Baumhaus Garten, den die Elfen hatten wachsen lassen. Dort lief Eragon mit großen Schritten zum Landeplatz, an dem sich einige Schüler sammelten.
Die Schüler wollten wahrscheinlich zwei Teams bilden, um "Catcher" zu spielen.

Catcher funktionierte eigentlich ganz simpel. Aber nur Schüler, die bereits Magie behersten, können mitspielen. Das Spiel ist einfach. Mithilfe von letter und kodthr werden Bälle aus Wasser, mit Hilfe  von Magi, erzeugt und von einem Spieler zum nächsten geschossen. Das geschah alles in der Luft, während die Drachen versuchten, zwischen Werfer und Fänger zu gelangen. Das Ziel ist es nämlich, den Ball in einen Fluss oder See zu befördern und dadurch einen Punkt zu machen. Eragon war mit den Spielen einverstanden, da es Flug und Magi neben der Aktivität schulte.

Saphira landete auf dem Flugplatz neben den anderen Drachen. Eragon erkannte, wie viel Zeit vergangen war, seit dem sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. Saphira war bereits gigantisch, jedoch war Glaedr immer noch deutlich größer gewesen, bei seinem Tod. Eragon sprang und griff nach einer Zacke am Hals von Saphira mit deren Hilfe er sich in die Kuhle an ihrem Hals schwang. Saphira brachte sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Gemeinsam flogen sie zu einer kleinen Insel, die seitlich in einem See lag.

Dort saß bereits Luna auf der Schaukel, die Eragon ihr als kleines Kind gemacht hatte. Sie musste ihn bereits spüren und doch kam sie nicht auf ihn zu. Entweder sie war tief in Gedanken oder etwas beschäftigte sie immens. Als sie ihn mit ihrem anklagenden Blick ansah, wusste Eragon, dass es zweitens war. Er setzte sich neben sie und beide schaukelten eine Weile, während sie schwiegen. Eragon und Luna saßen beieinander, bis das orangene leuchten den Himmel färbte. Saphira und Fey hatten sich zusammen in den Himmel geschwungen. Eragon spürte Saphira nur noch am Rande seines Bewusstsein, was ihn trotzdem beruhigte.

Luna spürte, dass es an der Zeit war, um sich mit ihrem Vater zu unterhalten. Sie setzte an und fragte ihren Vater:" Warum hast du die Tür vor mir versteckt gehalten? Bin ich in deinen Augen so unreif? Weshalb musste ich heimlich herausfinden, dass du mir etwas verheimlichen willst, was sogar Angela mir sagen wollte. Ich vermute, du hast dir Sorgen gemacht, was ich verstehe, bei einer so ungestümen Tochter wie mir." Es geschah einige Minuten nichts und Luna dachte es seien Stunden, bis Eragon erklärte: „ Diese Tür kann gefährlicher sein, als alles was, in den letzten tausend Jahren geschah! Selbst Galbatorix, welcher mich beinahe tötete, ist gegen diese Tür eine Kleinigkeit. Diese Tür oder auch Tor ist eine Weggabelung zur Magie und Zeit selbst, welche das Urvolk wahrscheinlich schuf. Selbst die Elfen hatte keinen sicheren Weg gefunden mit der Zeit zu arbeiten. Angela vermutete, dass sich diese alte Zivilisation mit Erschaffung dieser Pforte selbst vernichtete. Alleine die Benutzung von unerforschter Magie ist ein Risiko, dass Keiner eingehen sollte. Deshalb bitte ich dich, von der Tür Abstand zu nehmen! Verzeih deinem Vater, der seine eigene Tochter schützen wollte und sich dabei wie ein Narr verhielt." Luna verstand ihren Vater und sie konnte nie lange böse auf ihn sein, was auch umgekehrt galt. Sie sprang auf und umarmte ihren Vater, der sie mit einem breiten Grinsen in den Arm nahm.

Jetzt, nach dem Luna wieder leichter ums Herz war, konnte sie ihrem Vater alles erzählen, was in den letzten Monaten passiert war. Die Wandlung des Kindes ließ Eragon aufhorchen und ihn grübeln. Er kannte die Fähigkeiten seiner Tochter. Trotzdem war er sich ihrer Auswirkungen noch nicht vollständig im klaren. Seine Erfahrungen mit Elva, dem Kind das Eragon segnen wollte und das er dann aus versehen verflucht hatte, prägte ihn nun negativ. Doch Luna hatte diese spezielle Fähigkeit, in den Strom der Magie eines Menschen einzugreifen und diesen zu manipulieren, was kein Elf oder andere Kreatur hätte erklären oder in Worte fassen können.

Luna kam nun zu dem Punkt, dass Angela sich ihrer annehmen wollte und ihr neue Bereiche der Magie, wie der Welt zeigen. Mit erschrockenem Blick sah er sie an. So saßen sie zusammen da und schwiegen. Eragon fasste sich und fragte:" Willst du bei ihr in die Lehre gehen? Ich in deinem Fall, würde es sofort tun und außerdem werden wir dir es nicht verbieten. Selbst wenn das bedeutet, dass ich mich mit deiner Mutter anlegen muss!" Bei diesen Worten wurde Eragon deutlich bleicher. Luna freute sich über die Aussage ihres Vaters und sagte:" Ich will mehr über diese Pforte wissen und vielleicht neue Pfade finden! Trotz allem werde ich dir versprechen nicht leichtfertig zu handeln."

Tochter und Vater saßen gemeinsam bis tief in die Nacht zusammen, wobei sie über die Ausbildung, aber auch viele anderen Themen sprachen. Luna zog sich irgendwann in ihr Baumhaus zurück, das ihr Vater immer als Rückzugs Ort für sie bereithielt. So würde es auch weiterhin bleiben.

Eragon Vergangenheit, Gegenwart und ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt