- Todesliste -

31 3 0
                                    

Jin geht in den Speisesaal, holt sich ihr Essen und setzt sich zu Levi, Hanji und Erwin. Die Braunhaarige hat sich neben Erwin gesetzt, vor Levi, der neben Hanji sitzt. Der Kommandant ist derweil wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden und nimmt seine Arbeit wieder in Angriff. Jin nippt kurz an ihrem Tee und sieht dann zu Erwin. „Hast du noch die Todesliste?“, fragt sie ihn, mit trauriger Miene. Kurz macht sie eine Pause, dann fährt Jin fort: „Ich hatte keine Zeit, um sie anzusehen und jetzt hängen sie nicht mehr …“ Sie blickt müde von Erwin auf ihr Essen. Alle toten waren bereits unter der Erde, den einzigen, den sie wirklich realisiert hatte, war Mike. Sie erinnert sich, an das leere Grab, zu dem es keine Leiche gibt. Die Braunhaarige sitzt nun dort, wo Mike früher gesessen hat. Trauer breitet sich in ihr aus. Jin hat vorher neben ihm gesessen und ist schließlich einfach aufgerückt. „Ja, komm später einfach in mein Büro.", reißt der blonde Kommandant sie schließlich aus ihren Gedanken. Sie sieht wieder zu ihm auf. „Gut, denn ich muss dringend etwas mit dir besprechen.", sagt sie nun wieder völlig gefasst und entschlossen. Erwin nickt und Jin widmet sich wieder ihrem Essen. „Oh, worum geht es denn?“, fragt Hanji neugierig und interessiert nach. Monoton wie immer schaut Levi zu ihr und wuschelt ihr kurz durch ihre Haare. „Du bist zu neugierig, Brillenschlange.", gibt er genervt von sich, während er nach seinem Tee greift und daraus trinkt. „Es geht um meinen Opa“, sagt Jin schließlich und seufzt. „Er hat mir einen Brief geschrieben, bei dem ein weiterer dabei war, für den Kommandanten.“ Levi scheint erstaunt zu sein, dass Jin es nun doch gesagt hat. Er bemerkt einmal mehr, wie offen und unverschlossen sie ist. „Ist er nicht bei der Militärpolizei?“, harkt Erwin nach und sieht Jin nun etwas verwundert an. Sie erwidert seinen Blick und nickt. „Ich weiß aber nicht, was er von dir möchte. Ich selbst habe den Brief nicht geöffnet.", gibt Jin dem Kommandanten zurück, der darauf ein „Verstehe“ verlauten lässt und nachdenklich wirkt.

Die Braunhaarige spült ihr Besteck nach dem Essen ab und macht sich mit Erwin auf den Weg in sein Büro. Vor der Tür bleibt sie stehen, während Erwin die Tür aufschließt. „Ich hole ihn schnell.", erklärt  sie, worauf Erwin nickt und sie geht. Wenig später kommt sie zurück in sein Büro, klopft kurz, tritt ohne eine Antwort abzuwarten ein und schreitet an Erwin's Schreibtisch, nachdem sie die Tür geschlossen hat. Die Braunhaarige streckt ihm den Brief entgegen und schaut ungeduldig darauf, während Erwin ihn nimmt und öffnet. „Was steht drinnen?“, fragt sie voller neugier und Interesse in ihrer Stimme. Erwin sieht ernst zu ihr hinauf und sagt, mit ebenso ernster Stimme: „Hol bitte Levi her. Ich möchte mit euch beiden darüber sprechen.“ Jin ist zunächst verwirrt. „Ist es denn so schlimm und warum hat ihr Opa kein Wort davon in dem für sie adressierten Brief geschrieben? Und warum hat er ihn nicht einfach direkt an Erwin geschickt und ihn vorher zu ihrem Brief dazu gelegt?“, fragt sie sich. Stumm nickt die Braunhaarige und beginnt sogleich den Undercut träger zu suchen. Sie findet ihn schnell, bittet ihn ihr zu folgen und geht mit ihm im Schlepptau zurück in das Büro des Kommandanten.

Levi stellt sich neben Jin vor Erwin's Schreibtisch und verschränkte die Arme. „Du wolltest mich sprechen, Erwin?“, fragt er den Blonden und sieht dabei ausdruckslos in seine Augen. Erwin erwidert den Augenkontakt und
lässt mit ernster Stimm verlauten: „Ich möchte, dass du Jin morgen am Familientag zu ihren Großeltern begleitest.“ Levi scheint verwundert und schaut Erwin fragend an. Auch Jin schaut Erwin verwirrt und geschockt an. Der Kommandant stützt seinen Kopf auf der Rückseite seiner linken Hand ab, den Ellenbogen auf den Tisch gelegt. „Ich möchte von dir, dass du ihren Opa, Karl Müller überprüfst. Angeblich hat er Informationen für uns, die uns nützlich sein könnten, er möchte aber im Gegenzug auch welche von uns. Du sollst herausfinden, ob seine Absichten wahrhaftig sind und dann entscheiden, was du ihm anvertrauen willst.“ Jin ist völlig geschockt. „Warum fragt er mich nicht einfach selbst?“, richtet sie ihre Frage verletzt an Erwin, als würde er die Antwort darauf kennen. Ein „Tch“ entklingt Levi's Lippen, der genervt zu Jin hinüberschaut. Auch sie erwidert nun mit enttäuscht wirkenden Augen Levi’s Blickkontakt. „Bild dir nichts ein, Braune.“, setzte er mit monotoner Miene an. „Du bist nur eine Sanitätskraft und weißt noch längst nicht so viel wie wir, nur weil du hier und da mal auf Missionen mitkommst.“ Jin senkt ihren Blick. Sie ist gekränkt, doch ihre Erleichterung überwiegt, denn das heißt, dass Karl ihr nicht misstraut oder dergleichen. Diesen grausigen Spitznamen, den Levi ihr gegeben hat, ignoriert sie vorerst. Er spielt damit wohl auf ihr braunes Haar und ihre braunen Augen an. Der Schwarzhaarige hat nämlich leider recht. Sie weiß längst nicht so viel wie der Kommandant und er. „Levi...", setzt Erwin an und schaut zu diesem, der seinen Blick erneut erwidert. „Bespreche dich mit Jin und begleite sie morgen.“ Levi nickt Erwin zu und lässt seine Augen auf Jin ruhen. „Wann willst du los?“, fragt er sie. Die Braunhaarige sieht zu ihm auf und gibt knapp von sich: „Nach dem Frühstück.“ Der Angesprochene erwidert nichts, nickt kurz und verlässt den Raum. (
Kurz darauf salutiert Jin und verlässt diesen dann auch ebenso, lässt sich allerdings vorerst noch von Erwin die Todesliste aushändigen.

Die Braunhaarige sitzt in ihrem Zimmer auf ihrem Bett und schaut auf die Todesliste herab. Viele Tote kennt sie nicht oder hat sie nur wage kennengelernt. „Hannes...", entgleitet es ihr leise, als sie seinen Namen liest. Er war der Mann, der ihr an der Mauer die Tagesration gebracht hatte. Ein netter Kerl, der gerne mal einen über den Durst trank. Jin legt die Todesliste bei Seite und legt sich auf ihr Bett. Stumm schaut sie zur Decke und denkt an vergangenes. Die Braunhaarige denkt an Petra, die sie immer noch vermisst. An das leere Zimmer kann Jin sich nicht gewöhnen. Wieder wird ihr bewusst, wie schnell es gehen kann. Derjenige, der stirbt ist einfach weg, als hätte er nie existiert. Was noch an ihn erinnert, sind bloß die Sachen, die derjenige zurücklässt und die Erinnerungen. Jin schaut zur Seite, auf das Bett am anderen Ende der Wand, auf dem Petra immer geschlafen hat.

// „Hast du keine Angst vor morgen?“, fragte Jin Petra, während sie beide seitlich auf ihren Betten lagen und sich ansahen. „Nein. Also, ich bin schon aufgeregt, aber ich vertraue dem Hauptgefreiten Levi.", entgegnete sie und lächelte. Die Braunhaarige seufzte. „Ich werd’ irgendwie nicht so richtig warm mit dem...", gab sie genervt von sich und winkte ab. „Der is’ immer so monoton und kühl.“ Es schauderte Jin bei dem Gedanken an Levi und sie schüttelte sich leicht. Petra lachte. „Du musst dich nur mit ihm auseinandersetzen. Ja, er ist streng, aber Disziplin ist wichtig und der Hauptgefreite hat auch sehr viele gute Seiten.", beendete sie ihren Satz und schaute freudig zur Braunhaarige hinüber. Diese sah die Rothaarige nur ungläubig an und fragte monoton: „Die da wären?“ Petra schmunzelte und schien ein wenig zu schwärmen. „Man kann sich zum Beispiel immer auf ihn verlassen und er hat mein vollstes Vertrauen. Außerdem hat er auch eine liebevolle Seite. Der Hauptgefreite ist immer für seine Kameraden da und unterstützt uns.“ Jin schaute zu Boden, doch Petra sah nun entschlossen zu ihr hinüber. Kurz überlegt die kleine Frau, bis sie sagte: „Wenn ich nicht wieder komme, kümmer dich ein bisschen um ihn, okay?“ Die Braunhaarige war total verwirrt und blickte Petra ungläubig an. „Der ist doch kein Kind mehr!“, entgegnete sie, doch Petra lachte nur.

Nach dieser Mission kam sie nicht mehr wieder und Jin blieb alleine in ihrem Zimmer zurück. Ihre Sachen wurden an ihre Familie geschick und so hatte Jin nur das leere Bett, dass noch an sie erinnerte. Tatsächlich hatte sie sich nach Petra's Tod ein wenig daran versucht, Levi näherzukommen, was ihr zwar nur ein wenig gelang, aber ihr gewissen war damit rein. Sie hatte der kleinen Frau ihren Wunsch erfüllt und dabei tatsächlich gemerkt, dass der Schwarzhaarige doch nicht so übel war, wie sie dachte. //

„Petra...", flüstert die Braunhaarige leise, als ihr die ersten stummen Tränen die Wange hinunter laufen. Sie ist einsam in diesem Raum. Wenn Jin sich etwas wünschen könnte, dann das sie in die müden, ausdruckslosen Augen ihrer Kollegen blickt, nach einer harten Mission, und diese sagen: „Niemand ist gestorben.“ Doch das wird nicht passieren, nicht in dieser Welt. Leise wimmert sie: „Vielleicht in einem anderen Leben…“

Am Morgen nach dem Frühstück sucht die Braunhaarige mit dem Undercut träger die Ställe auf. Beide tragen ihre Freizeit Kleidung, die sie bereits an hatten, als sie Erwin besucht hatten. Nur Jin trägt anstelle des Rockes, denn sie das letzte mal anhatte, eine braune Hose. Gemeinsam bereiten die Beiden die Pferde vor, bis sie schließlich bereit sind, um den Weg anzutreten. „Es ist ein Stückchen.", sagt Jin, während sie sich auf ihr Pferd setzt. „Meine Großeltern wohnen kurz vor der Mauer Sina.", verrät sie ihm. Levi nickt daraufhin und steigt ebenfalls auf sein Pferd. „Ich folge dir.“, erwidert er ihr. Innerlich freut sich Jin ein wenig. Levi ist nicht ihr Vorgesetzter, dieser ist Erwin direkt, aber Rang technisch ist er dennoch weit über ihr. Heute darf sie ihn ein wenig dirigieren. Amüsiert darüber grinst sie verschmitzt, was den Schwarzhaarigen mit verwirrten Ausdruck zu ihr schauen lässt. „Warum grinst du den so bescheuert?“ Jin schreckt kurz hoch, da sie ertappt wurde und winkt dann, mit hoch rotem Gesicht, ab. „Es ist nichts …“ Die Braunhaarige hört nur noch ein leises „Hä?“, ehe sie ihr Pferd zum Galopp antreibt.

Peace in your violence - Frieden in deiner Gewalt (LevixOc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt