"Was machst du denn hier?"
Vor mir stand, in der Küche des Restaurants in dem ich gerade als Chefkoch arbeitete, ein Junge. Seine Kleinder waren schmutzig und zerschlissen, er selbst sah kaum besser aus. Er starrte mich schockiert aus großen goldenen Augen an.
"I-ich äh."
Der Junge wurde rot. Er schien fieberhaft nachzudenken wie er aus der Situation entkommen könnte. Er schluckte, dann versuchte er mir fest in die Augen zu sehen. Doch seine Unsicherheit konnte er nicht verbergen.
"Ich weiß dass es illegal ist und das mache ich auch wirklich nicht gerne, aber dass Essen hier könnte ich mir nie im Leben leisten. Ich kann mir eigentlich gar nichts leisten. Es tut mir wirklich leid, aber..."
Auf einmal brach seine Stimme.
Entweder der Junge war ein sehr guter Schauspieler oder in ernsten Schwierigkeiten. Ich beobachtete ihn genauer. Seine orange-blonden Haare waren fettig, seine Kleidung war definitiv schon lange nicht mehr richtig gewaschen worden und er sah ziemlich abgemagert aus.
In seinen Augen sammelten sich Tränen.
Ich seufzte und drehte mich um, zur Tür.
"Nein warten sie! Ich, ich gehe einfach okay? Sie müssen niemanden holen. Bitte nicht."
Der Junge klang wirklich verzweifelt.
Ich öffnete die Tür ein Stück und sah in den Raum dahinter. In dem Gang von Küche zu Speisezimmer war niemand.
Ich drehte mich wieder zu dem Jungen.
"Wie heisst du, Kleiner?"
"T-Timothy"
"Und weiter?"
"Ich, ich habe keinen Nachnamen. Ich bin schon mein ganzes Leben lang ein Waise."
Ich nickte.
Dann fing ich an etwas aus den Restzutaten von Heute zuzubereiten. Glücklicherweise war der große Ansturm schon vorbei und es waren nur noch ein paar Gäste da die ich auch ohne Probleme alleine bewirten konnte. Sonst hätte er jetzt noch ein gewaltigeres Problem.
Timothy stand immer noch da wo ich ihn erwischt hatte, aber ich spürte wie er versuchte mir über die Schulter zu spähen. Was natürlich nicht funktionierte. Ich war schließlich einen Kopf größer als er.
Als ich mich umdrehte hielt ich einen Teller in der Hand dem ich ihm Hinstellte.
"Ist das für mich?"
"Für wen denn sonst? Nimm es mit. Den Teller auch. Ich werde ihn als zerbrochen melden. Sowas passiert hier öfter."
Der Junge strahlte mich an.
"Vielen Dank Sir"
Damit verschwand er über den Hintereingang. Eigentlich war das ja der Wareneingang wo wir unsere Essenslieferungen entgegennahmen. Vermutlich ist er auch über diesen Weg hereingekommen.
Ich seufzte. Heute war ich vielleicht so nett ihm etwas zu Essen zu geben, aber wer weiß ob er in den nächsten Tagen was zwischen die Zähne kriegt. Jungen wie er hatten eigentlich keine Zukunft. Obwohl er ja schon etwas älter aussah. Vielleicht ist er in ein zwei Jahren volljährig. Das heisst, dass er definitiv Erfahrung damit hat auf der Straße zu leben.
Ich schüttelte den Kopf. Leute wie ihn gab es doch überall. Sie haben dich nie interessiert, warum sollte es bei dem Jungen anders sein? Schon vergessen? Es gibt nur eine Sache die dich wirklich interessiert Jonathan, und das ist Kochen!
Damit wandte ich mich ab und begann mich um die Bestellung eines richtigen Gastes zu kümmern.
DU LIEST GERADE
Timothy
Ma cà rồngSeit über 600 Jahren reist der Koch Jonathan Bloods schon um die Welt und entdeckt immer wieder neue Gerichte und verbessert so seine Fähigkeiten. Er ist schon lange als König der Kulinarik bekannt. Doch dann trifft er auf den Straßenjungen Timothy...