Teil 16 Timothy

13 3 0
                                    

"Hey Jonathan! Wach auf!"
Er brummte und drehte sich weg. Normalerweise würde ich ihn tagsüber ja auch in Ruhe lassen. Aber sein Handy (er ließ es immer im Wohnzimmer liegen) hatte jetzt schon zum dritten Mal heute mit derselben Nummer drauf geklingelt. Das beunruhigte mich und ich hatte das Gefühl es ist wichtig. Aber weil es nunmal sein Handy war wollte ich nicht einfach rangehen.
"Jonathan!" Er beachtete mich immernoch nicht. Mein Gott. Ein Vampir am Tag ist ja wie ein Koma-Patient. Da hilft nur noch eins. Ich gings ums Bett herum und packte die schweren, schwarzen Vorhänge. Mir kam eine Ladung Staub entgegen was darauf hinwies das sie vermutlich noch nie geöffnet wurden und Jonathan sich auch nicht um sie scherte da er in dem Zimmer nur schlief. Ich atmete tief durch und zog sie auf. Jonathan hatte mir erklärt dass die Sache mit dem Vampire zerfallen zu Staub wenn sie mit Sonnenlicht in Berührung kommen Schwachsinn sei. Sie bekommen eben nur sehr schnell Sonnenbrand und damit verbunden sind sie auch sehr anfällig für Hautkrebs (überhaupt war das ursprünglich eine Vampirkrankheit). Ich hoffte die Sonnenstrahlen würden ihn sofort wecken und ihm würde nichts passieren.
Ich hörte einen erschrockenen Aufschrei von Jonathan, gefolgt von Rascheln und einem dumpfen Aufprall als er sich vom Bett rollte und dahinter außer Reichweite der Lichtstrahlen kam. Schnell zog ich die Vorhänge zu und machte aber sicherheitshalber das elektronische Licht an.
"Bist du wach?", fragte ich ihn vorsichtig.
"Mh", brummte er und zog sich am Bett hoch. Er sah mürrisch in meine Richtung machte aber keine Anstalten seine Brille aufzusetzen. Ich trug ihm mein Anliegen vor.
Er dachte kurz nach, dann sagte er mir sollte die Nummer nochmal anrufen soll ich ran gehen und Notizen machen was die wollen. Anschließend werde er entscheiden was zu tun ist.
Dann schickte er mich raus und sagte mir ich solle das nie wieder machen.
Erleichtert atmete ich durch. Tatsächlich rief die Nummer nochmal an. Jetzt da ich die Erlaubnis hatte ging ich ran und stellte mich als Jonathans Assistent vor. Die Frau sagte sie würde ein Weisenhaus betreiben und die Kinder hätten sich oft über das Essen beschwert doch sie hätten nicht das Geld für einen besseren Küchenchef. Dann hätten sie von meinem Meister gehört der kleinen und schlechten Restaurants dabei half bessere Restaurants zu werden und sie hoffte ihn ebenfalls anheuern zu können damit er den Köchen des Weisenhauses ein paar Tricks beibrachte.
Wie von Jonathan angewiesen machte ich mir Notizen, schrieb die Rückrufnummer auf und fragte welches Weisenhaus es sei. Die Antwort schockierte mich. In dem Moment wurde mir auch klar warum die Stimme mir ein merkwürdiges Gefühl gab. Ich kannte sie. Das war die Stimme der Leiterin meines Weisenhauses. Pardon, meines ehemaligen Weisenhauses. Die Frau die mich kaltblütig vor die Tür gesetzt hatte nur weil ich 18 geworden war, obwohl ich offensichtlich noch Körper und Geist eines 10jährigen besessen hatte. Sie meinte ich sei nur kleinwüchsig und beschränkt. Sagte es wäre nicht schlimm da ich volljährig war. Beteuerte es seien nur die Regeln des Weisenhauses. Jeder müsste mit 18 gehen. Auch ich.
"Hallo? Sind sie noch dran?" Ihre Stimme riss mich wieder zurück.
"Äh ja. Ich werde es weitergeben. Vielen Dank für ihren Anruf." Ich legte auf. Meine Hände zitterten. Ich starrte auf den Zettel ohne ihn warzunehmen.
Vor ein paar Tagen hatte Jonathan beim Essen erwähnt dass er mich langsam Mal an die Praxis in einem Restaurant anführen wollte. Bestimmt empfand er diesen Auftrag als ideale Gelegenheit dafür. Aber ich konnte nicht zurück, oder? Zurück an den Ort an dem mir mein ganzes Leben lang erklärt wurde ich sei behindert und beschränkt. Wo ich das dumme Kind war. Der hoffnungslose Fall. Ein Krüppel. Eine Schande für das Weisenhaus. Eine Verschwendung für Lebensmittel.....

TimothyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt