Teil 12 Jonathan

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Als ich dieses Mal nach der Arbeit nach Hause kam war Timothy nicht da. Normalerweise schlief er während ich auf Arbeit war und ich weckte ihn wenn ich kam. Das Bett war allerdings leer und sah auch nicht aus als hätte nach heute Vormittag schonmal jemand dringelegen. Außerdem fehlten Timothys Jacke und Schuhe. Er hatte mir gestern von einem Mädchen erzählt. Vielleicht war er bei ihr. Am Samstag ist auch keine Schule. Daher war es nicht unwahrscheinlich dass man an einem Freitagabend auch länger auf war. Aber warum hatte er denn nichts gesagt? Ich seufzte. Sorgen machte ich mir keine. Timothy hatte es geschafft 7 Jahren auf der Straße zu überleben und war seitdem ich ihn aufgenommen habe schon kräftiger geworden. Ja, Sorgen machte ich mir keine. Ich wüsste nur gerne wo er war. Es verletzte mich auch dass er mir scheinbar nicht genug vertraute. Hatte ich gestern falsch reagiert? Ich ging ins Wohnzimmer legte mich auf meinen Sessel und sah auf mein Handy. Keine Nachricht von Timothy. Na ja, vielleicht war das ja nicht so schlecht. Vielleicht brauchte ich ja etwas Zeit für mich zum Nachdenken. Die Frage ist nur ob ich diese Gedanken zulassen wollte. Ich hatte sie 600 Jahre unterdrückt. Aber seit ich dem Jungen begegnet bin konnte ich sie kaum noch unter der Oberfläche halten. Er, war mir seit dem immer präsent. Wie ein Schatten. Besonders stark spürte ich Ihn wenn der Junge um mich herum war. Die beiden waren sich ohnehin sehr ähnlich. Sie trugen den selben Namen, sahen identisch aus, stammten aus dem selben Land und charakterlich unterschieden sie sich nur darin, dass er reifer gewesen war und damals war er auch der ältere. Ich hatte auf meinen Reisen um die Welt schon oft von Religionen gehört in denen von Wiedergeburten und Reinkanertionen die Rede war. Aber das ist doch nicht möglich oder? Auf einmal erinnerte ich mich an die Nacht, in der ich ihn zum letzten Mal sah. Wir waren alle noch sehr jung. Mein Bruder, also der König, war damals gerade frisch auf den Thron gekommen. Er war allerdings schon stark daran interessiert sein Imperium auszubreiten und alle Vampire unter seine Kontrolle zu bringen. Heute hat er das schon lange geschafft, aber damals nahm das alles erst seinen Anfang. Zuerst wollte er die Nordstaaten einnehmen da sie, zusammen mit den Südstaaten die größte Vampirzivilisation nach uns, dem Zentrum waren. Nur leider haben sie sich nicht kampflos geschlagen gegeben und deswegen musste oder besser wollte er in den Krieg ziehen. Er gehörte der Königlichen Armee an und war eigentlich mein Leibwächter. Dennoch hatte Wolf ihn gefragt ob er mitkommen möchte.
Und Tim war einverstanden.
Ich hatte ihn angefleht nicht zu gehen. Aber meinte nur dass es eine Ehre wäre an der Seite des Königs zu Kämpfen.
An seine letzten Worte zu mir erinnerte ich mich nur zu gut.
"Mach dir keine Sorgen, John. Egal was passiert, egal wie lange es dauert, ich werde zu dir zurückkommen. Das verspreche ich dir."
Aber er kam nie zurück. Der Krieg hatte Opfer auf beiden Seiten gefordert und Timothy war unter ihnen. Nicht einmal Wolf, der als der stärkste seiner Art galt, konnte ihn beschützen. Ich hatte meine Brüder stets geliebt. Aber als Wolf meinen Geliebten sterben ließ, war ich kurz davor ihn zu hassen. Ich blieb damals zwar noch am Hof, aber ein gutes Verhältnis hatten wir längst nicht mehr. Ich machte mir auch selbst Vorwürfe. Wenn ich stark genug gewesen wäre hätte ich mitkommen können, hätte ihn selbst beschützen können. Ich blieb weil ich Wolf brauchte. Er war der einzige der mich trainieren konnte. Denn ich hatte mir geschworen nie wieder beschützt werden zu müssen. Im Gegenteil ich hatte mir geschworen die zu beschützen die mir nahestanden, aber gleichzeitig verschloss ich mich auch vor der Welt. Ließ kaum noch irgendwen an mich heran. Ich brauchte aber auch Abwechslung. Von dem ganzen Hass und Zorn, der Gewalt. Das war der Beginn meiner Koch-Karriere.

TimothyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt