Seit zwei Woche wohne ich jetzt schon bei dem Vampir Jonathan Bloods. Bisher ist er sehr geheimnissvoll. Wie angekündigt ist er ziemlich wortkarg. Ich würde ihm gerne so viele Fragen stellen. Hast du Frau und/oder Kinder? Wer ist dein Zwillingsbruder? Hast du noch andere Geschwister? Warum bist du Koch geworden? Wie leben andere Vampire? Und so weiter. Aber ich trau mich nicht. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht dass er sie beantworten würde. Das muss er aber auch nicht. Es funktioniert ja auch so. Da er ein Vampir ist, ist er demzufolge auch Nachtaktiv. Tagsüber muss ich mich also ruhig verhalten damit er schlafen kann. In der Zwischenzeit erledige ich meist Einkäufe oder lese etwas. Manchmal zeichne ich auch. Am liebsten würde ich die Zeit ja nutzen und Kochen üben, aber Jonathan hat mir verboten mich ohne seine Aufsicht an den Herd zu stellen. Aber der Meister hat sehr viele Kochbücher. Also lerne ich die Rezepte auswendig, die er mir Markiert hat. Er ist wirklich sehr streng und beschwert sich oft über das was ich koche, aber manchmal lobt er mich auch. Und keine Beschwerde kommt ohne Hinweise für ein besseres Ergebnis. Zu diesem Zweck hat er mir auch ein Notizbuch gekauft. Ich schreibe dann also immer mit. Er hat mir auch neue Kleider gekauft und mir ein Zimmer eingerichtet. Er hat mir ein Zuhause gegeben. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar und ich bewundere ihn sehr.
Wenn der Abend kommt, kommt der Meister mit ihm. Dann macht er uns immer ein Abendessen und ich soll daneben stehen, ganz genau aufpassen und mir Notizen machen. Denn zum Frühstück soll ich das Kochen. Nach dem Abendessen geht Jonathan ins Restaurant, für diesen Zeitraum schickt er mich ins Bett. Wenn er zurück kommt, weckt er mich und dann kochen wir gemeinsam. Heisst ich koche und er schaut zu und gibt mir Tipps. Nach dem Frühstück haben wir dann noch ein Bisschen Freizeit, welche wir meist zusammen verbringen. Der Meister ließt dann ein Buch und ich zeichne, lerne oder lese auch. Manchmal beobachte ich ihn auch einfach nur und döse dabei ein bisschen. Ihn scheint das nicht zu stören, jedenfalls sagt er nie etwas obwohl ich weiß, dass er es seit der ersten Sekunde merkt. Vampire scheinen hypersensibel für alles zu sein was Menschen oft entgeht oder sie nur am Rande mitbekommen. Oder sie sind einfach nur extrem Aufmerksam. Oder dass trifft nur auf meinen Meister zu. Schwer zu sagen wenn man nur einen Vampir kennt.
Mein Notizbuch benutze ich nicht nur für meine Kochnotizen, nein ich mache da auch Notizen über den Meister. Einmal ist es mir heruntergefallen und offen auf dem Boden liegen geblieben, dummerweise auf einer Seite mit Notizen über Jonathan Bloods. Der Meister hat es gesehen und aufgehoben. Seinen Blick habe ich nicht deuten können aber er hat es mir Wortlos zurückgegeben.
Danach war es mir ein wenig peinlich ihm unter die Augen zu treten aber als er sich verhielt wie immer tat ich das gleiche. Was mir auch aufgefallen ist, ist dass der Meister immer seinen Stock dabei hat. Egal wo wir oder er hingeht, er hat den Stock dabei. Es ist kein Gehstock und kein Waldstock, er hat nichteinmal einen mir ersichtlich Nutzen. Der Meister hat ihn einfach immer nur um den Rücken geschnallt. Nur zu Hause oder zum sitzen nimmt er ihn ab. Ich wollte mir den Stock Mal genauer ansehen, aber Jonathan hat mich erwischt und es mir verboten. Ich habe nur ein Schriftzeichen darauf erkennen können. Ich habe es sofort in mein Notizbuch gezeichnet und Später auf Google danach gesucht. Dabei habe ich herausgefunden dass es das Japanische Schriftzeich Chi also das für Blut ist. Ich weiß dass Blut auf Englisch blood heisst also ist mit diesem Schriftzeichen vermutlich der Nachname vom Meister, Bloods gemeint.
Das hilft mir aber immernoch nicht weiter, wenn ich wissen will warum der Meister den Stock nahezu nie aus den Augen lässt.
Ich riss mich aus meinem Gedankenstrom und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel war in tiefes Rot getaucht. Die Sonne ging unter.Es dauerte also nicht mehr lange bis Jonathan aufwachte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Früher hasste ich die Dunkelheit. Besonders in dem Abschnitt meines Lebens in dem ich auf der Straße lebte. Nachts passierten die schlimmsten Dinge. Nachts liefen Schläger herum, Nachts war man nirgends wirklich sicher. Noch dazu kamen die gruseligen Schatten die einen Nachts verfolgten. Doch seit dieser Mann in mein Leben getreten war spürte ich jedesmal ein bisschen Vorfreude wenn ich sah wie die Sonne verschwand. Ich rollte mich aus dem Sessel in den ich mich geflätzt hatte, landete auf allen vieren und richtete mich auf. Dann schlich ich in mein Zimmer. Stolz bemerkte ich wie man fast gar nichts mehr hörte wenn ich auftrat. Ich sammelte meine Notizen zusammen, die ich überall in meinem Zimmer verteilt hatte. Ordnung war nicht unbedingt meine Spezialität. Ganz im Gegensatz zu Jonathan. Er hielt immer Ordnung und er legte auch Wert darauf dass, das es so blieb. Deswegen schämte ich mich immer etwas wenn mir das nicht so gut gelang, schließlich war das seine Wohnung. Dann griff ich nach meinem wertvollstem Besitz. Mein Notizbuch. Obwohl ich es erst seit zwei Wochen besaß war es schon fast zum dreiviertel voll. Ich würde Jonathan also bald bitten müssen mir ein neues zu kaufen. Ich saß auf meinem Bett und laß mir die Notizen durch die ich bisher über ihn gemacht habe.
-hat sehr gute Reflexe
--hält nicht viel von Gefühlen und scheint auch keine zu besitzen
-interressiert sich für fast gar nichts
--es ist unmöglich sich an diesen Typen ranzuschleichen (wird immernoch untersucht)
-kleidet sich gern schlicht
--hat einen Zwillingsbruder (näheres unbekannt)
-geheimnissvoll
--sehr aufmerksam
-Vampir (auch wenn er scheinbar kein Blut trinkt)
-Ist das wirklich alles was ich über ihn weiß?
-Nicht sehr viel. Aber ich kenne ihn ja auch erst seit zwei Wochen. Auf einmal spürte ich etwas.Es war ein leichter Druck, als wäre etwas bedrohliches und mächtiges ganz in meiner Nähe. Ich spürte einen Blick auf mir der mich schlicht zu durchbohren schien. Die Tatsache, dass es inschwischen so dunkel war dass ich nichts mehr sehen konnte, weil die Kerzen ausgegangen waren, machte es nicht gerade besser. Der Druck verstärkte sich. Ich war auf einmal nicht mehr fähig mich zu bewegen. Panik stieg in mir auf, ich wollte rufen, schreien, aber aus meiner Kehle drang kein Ton. Ich schaffte es nicht einmal meinen Mund zu öffnen. Tränen stiegen mir in die Augen. Dieses mächtige und bedrohliche Etwas kam auf mich zu, dann stand es auf einmal vor mir. Ich kniff die Augen zusammen. In meinem Kopf gab es nur noch einen Gedanken.
-Jonathan, wo bist du? Hilf mir!
-Ich spürte etwas an meiner Wange. Haare.
-Dann pickste mir etwas in den Hals. Dann Begriff ich. Dieses "Etwas" war er. Jonathan biss mich! Er war dabei mir mein Blut zu nehmen! Ich erinnerte mich an das was er zu mir sagte bevor er mich aufnahm.
--Vielleicht will ich dich ja auch einfach noch etwas durchfüttern damit du Schmackhafter wirst-
Ich hielt es für einen Witz. Deswegen habe ich gelacht. Scheinbar meinte er es aber ernst. Ich spürte wie die Verzweiflung in mir Aufstieg. Wut darüber vertraut zu haben und so verarscht worden zu sein. Das gab mir Kraft. Ich spürte wie er mein Blut aus meinem Körper zog. Ich ballte meine Hand zur Fast und schlug ihm geradewegs in die Magengrube. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Zähne schnellten aus meinem Fleisch. Ich warf mich zu Seite, kugelte vom Bett und wollte weglaufen. Doch dieser Druck zwang mich in die Knie. Ich konnte seinen Zorn an meinem Körper spüren. Ich warf einen Blick nach hinten. Tränen rannten über mein Gesicht. Da stand er, der Mann dem ich vertraut hatte, den ich meinen Meister genannt hatte. Durch seine große, runde Blrille funkelte er mich wütend aus kalten Augen an. Mein Blut klebte an seinen Lippen und lief sein Kinn herunter. Zum ersten Mal nahm ich seine Fangzähne wirklich war. Sie blitzten mich zwischen den blutroten Lippen gefährlich an. Ich kniff die Augen zusammen. So viel Angst hatte ich noch nie gespürt. Dann war auf einmal alles weg. Der Druck war weg, der Blick war weg. Als hätte ich mir das nur eingebildet. Doch das puckern an meinem Hals erinnerte mich an die Realität. Ich wollte wegrennen, doch ich kam nicht weit. Er hatte mir zu viel Blut genommen. An der Tür zum Flur wurde alles Schwarz. Ich spürte nicht Mal mehr wie ich auf dem Boden aufkam.

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Timothy
VampireSeit über 600 Jahren reist der Koch Jonathan Bloods schon um die Welt und entdeckt immer wieder neue Gerichte und verbessert so seine Fähigkeiten. Er ist schon lange als König der Kulinarik bekannt. Doch dann trifft er auf den Straßenjungen Timothy...