Teil 13 Timothy

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Als wir uns verabschiedeten war es schon nach 03:00 morgens. Ein bisschen Bange hatte ich ja schon. Jonathan kam immer gegen Mitternacht zurück. Er hatte also mit Sicherheit gemerkt dass ich nicht da war. Würde er böse auf mich sein? Ich war nicht nur heimlich weggegangen, sondern hatte auch Unterricht geschwänzt. Eigentlich hatte ich ja vor, vor Mitternacht zurück zu sein, aber es hatte so viel Spaß gemacht. Ich hatte glatt die Zeit vergessen. Es tat so unglaublich gut unter gleichen zu sein. Wir haben uns echt gut verstanden.
Mein Hochgefühl schwand umso näher ich Jonathans Wohnung kam. Ich erinnerte mich wieder an den Moment als er mein Blut genommen hatte, wie wütend er mich angefunkelt hatte weil ich gegen seinen Willen gehandelt hatte, und geflohen war. Was wenn er wieder so wütend wurde? Mir graute vor seiner übermächtigen Elementarenergie. Ich war so wehrlos.
So leise wie nur irgend möglich öffnete ich die Tür und wollte mich in mein Zimmer schleichen, als ich Jonathans Stimme aus dem Wohnraum hörte.
"War's schön?"
Ich stockte. Jetzt noch auf das Zimmer zu gehen war sinnlos. Der Meister klang nicht wirklich Zornig, aber längst nicht so nüchtern wie sonst.
Ich ging in den Wohnraum, wo ich ihn auch nahezu sofort entdeckte. Er lag auf seinem Sessel, hatte einen Arm über die Augen gelegt, der andere ruhte auf seinem Bauch. Die Brille entdeckte ich auf dem Tisch neben ihm. Normalerweise hätte ich das Licht angeknipst (jedoch nie wenn er da war, schließlich wollte ich ihn nicht blenden) oder ein paar Kerzen angezündet aber diesmal hielt ich es für klüger beides zu lassen. So stand ich im Dunkeln.
"Äh ja, sehr schön. Ich habe auch ihre Freunde kennengelernt und die waren alle voll nett.", beantwortete ich endlich seine Frage.
"Schön.
Warum hast du mir nichts davon gesagt?" Er klang irgendwie angriffslustig.
"Ich ähm...", ja warum eigentlich? Doch er ließ mir nicht wirklich Zeit zum antworten.
"Nach all dem hätte ich wirklich gedacht du würdest mir etwas mehr vertrauen."
Jetzt war ich baff. Er schob meine Verschwiegenheit darauf dass ich ihm nicht vertraue? Irgendwie klang seine Stimme auch merkwürdig, so verletzlich. Meinetwegen? Aber das schlimmste war, dass ich ihm nicht wiedersprechen konnte. Ich wollte, aber konnte nicht. Dann viel mir auch auf warum. Ich wusste mir würde er nichts tun weil mein Blut für ihn wie Gift ist. Aber Emily und die anderen waren Menschen. Sie waren für ihn ein gefundenes Fressen. Außerdem hatte ich Angst vor ihm. Seiner Kraft hatte ich nichts entgegenzusetzen. Eine sehr ungemütliche Stille machte sich breit. Jonathan rührte sich ja ohnehin schon nicht und sagte auch nichts mehr. Ich für meinen Teil wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wollte das offensichtliche nicht aussprechen.
"Vielleicht war das ganze hier ein Fehler.", sagte er nach einer Weile. Mir blieb fast das Herz stehen.
"Nein...", keuchte ich, was Jonathan gekonnt ignorierte.
"Du hast Angst vor mir und wir können einander nicht mehr vertrauen. Außerdem scheintst du ja auch nicht mehr sonderlich interessiert zu sein. Du hast die Übungsstunde geschwänzt."
Er rührte sich immer noch nicht. Und sein Ton war wieder vollkommen ruhig.
"Nein!", presste ich hervor.
"Schick mich nicht weg, bitte Jonathan. Ich hab einen Fehler gemacht das gebe ich ja zu aber bitte setzt mich nicht wieder auf die Straße." Ohne dass ich es wollte rannten Tränen über mein Gesicht. Aber jetzt endlich regte er sich. Er setzte sich auf und griff nach seiner Brille. Er hatte seinen gewohnten, gelangweilten Blick aufgesetzt doch als er mich sah wurde er weicher. Jonathan stand auf und ging auf mich zu. Dann nahm er mich in den Arm. Ich krallte mich in seine hellgraue Weste.
"Ich setze dich nicht wieder auf die Straße."

TimothyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt