Kapitel 2

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Niklas Sicht:
„Mmmmhhhmm..." Ich stehe unter der Dusche und summe währenddessen irgendeine Melodie. Das lauwarme Wasser prasselt angenehm auf meine Haut. Nach dem Duschen will ich einfach nur noch ins Bett fallen. Der Tag war so unglaublich anstrengend. Es war so viel los und ich hatte kaum eine Verschnaufpause. Und als ich dann eigentlich Feierabend machen wollte, hat Leyla mich nach meiner Meinung zu einem äußerst komplizierten Fall gefragt. Das konnte ich ihr natürlich nicht ausschlagen. Deswegen ist es jetzt auch schon fast 1, obwohl ich mir heute eigentlich mal vorgenommen habe etwas früher ins Bett zu gehen um morgen ausgeschlafen zu sein. So ist das eben mit den Vorsätzen. Früher oder später schmeißt man sie sowieso über den Haufen. Ich reibe mir gerade das Shampoo aus den Haaren als ich ein Geräusch höre. Ich halte inne. War das etwa die Klingel? Nachdem ich mir den ganzen Schaum ist aus meinen Haaren gespült habe, stelle ich das Wasser ab. Doch tatsächlich! Es ist meine Klingel, die nun ein zweites mal läutet. Wer will denn so spät noch etwas von mir? Zum Glück bin ich noch wach. Ich kann nämlich ziemlich ungemütlich werden wenn ich aus dem Schlaf gerissen werde. Ich binde mir schnell ein Handtuch um und laufe zur Tür. Naja, die Person wird schon einen guten Grund haben mitten in der Nacht hier aufzukreuzen! Als ich die Haustür öffne bin ich komplett überrumpelt. Vor mir steht Julia, komplett durchnässt, zitternd und mit glasigen Augen. Sprachlos öffne ich die ganze Tür und bitte sie mit einer Handbewegung herein. Wenige Sekunden später habe ich mich wieder gefangen. „Julia was machst du hier? Was ist passiert? Geht es dir gut?" frage ich besorgt. Sie sieht mich eine Weile an, bis sie auf mich zukommt und umarmt. Ich schließe sie fest in meine Arme und streiche ihr über den Rücken. „Alles gut Julia! Beruhig dich erst mal!" Ihre nassen Klamotten kleben an meinem nackten Oberkörper und es versetzt mir einen Schauer zu spüren wie unterkühlt sie ist. Langsam löst sie sich und fängt hastig an sich zu erklären: „Ich bin ganz normal nach meiner Schicht nach Hause gekommen und dann hab ich bemerkt, dass bei mir eingebrochen wurde. Alle meine Sachen lagen zerstreut auf dem Boden und ich hatte so Angst, ich bin einfach aus meiner Wohnung in irgendeine Richtung gerannt. Irgendwann wusste ich nicht mehr wo ich bin und dann war auch noch mein Handy leer." Ihr kullert eine Träne über die Wange. „Dann hab ich einfach irgendeinen Bus genommen der hierherführt weil ich mich an dem Straßennamen erinnern konnte. Du weißt ich hab den Orientierungssinn eines Gartenschlauchs. Es tut mir so leid dass ich dich mitten in der Nacht störe aber ich wusste einfach nicht weiter." Bevor sie noch irgendetwas sagen kann lege ich vorsichtig meinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Alles gut! Du störst nicht! Niemals! Merk dir das egal was ist du kannst immer zu mir kommen! Ich bin immer für dich da! Das tut mir alles unglaublich leid Julia! Du brauchst keine Angst haben du bist jetzt hier bei mir! In Sicherheit! Hast du es noch geschafft die Polizei anzurufen oder vielleicht deinen Vermieter?" frage ich während ich meine Hände auf ihre Oberarme lege. Sie schüttelt verunsichert den Kopf. „Hey kein Problem! Dann übernehm ich das jetzt, in Ordnung?" antworte ich. Sie nickt und hinter ihrem ängstlichen Gesicht blitzt mir ein kurzes Lächeln entgegen.

Julias Sicht:
Niklas schnappt sich also sein Telefon und ruft für mich bei der Polizei an. „Guten Abend! Niklas Ahrend hier. Ich wollte einen Einbruch melden ... Frohsinnstraße 156 Erfurt ... Nein es ist nicht meine Wohnung, sondern die einer Freundin. Sie ist gerade bei mir, hat die Wohnung aber sofort nachdem sie den Einbruch bemerkt hat verlassen ... Ja ich denke das ist in Ordnung ... Moment ich hole etwas zum Schreiben... alles klar dann vielen Dank und wir melden uns bei Ihnen!" Ich atme erleichtert er auf. Ich bin so froh, dass Niklas das für mich übernommen hat und mir generell auch überhaupt keine Vorwürfe für mein feiges Verhalten gemacht hat.
Trotzdem bin ich neugierig was die Polizei gesagt hat und auch überrascht, dass er meine genaue Adresse auswendig kennt. Jetzt schaut er mich lächelnd an: „Erledigt!" Ich bringe ein leises „Danke" hervor. Er kommt nun wieder einen Schritt auf mich zu und sieht mir tief in die Augen. „Also die Dame am Telefon hat mir die Nummer für das zuständige Revier gegeben und wir sollen uns morgen dort melden wenn wir Zeit für eine Zeugenaussage und Spurensicherung haben. Ich hoffe es war okay, dass ich zugestimmt habe, dass es in Ordnung ist, wenn sie das erst morgen machen und nicht mehr heute Nacht" Während er redet wendet er seinen Blick in keinem Moment von mir ab. Ich genieße es irgendwie seine volle Aufmerksamkeit zu haben. Im Krankenhaus gelingt mir das selten oder ich bekomme es einfach nicht mit. Auch dass er die ganze Zeit von 'uns' spricht gibt mir eine unglaubliche Sicherheit. „Willst du dich vielleicht erst mal warm abduschen? Das ist glaub ich die beste Möglichkeit um dich wieder aufzuwärmen. Und danach geb ich dir ein paar Anziehsachen von mir?" Ich nicke und folge ihm anschließend wortlos ins Bad. Er reicht mir eine Auswahl an Shampoos und zeigt mir kurz wie alles funktioniert. Bevor er im Wohnzimmer verschwindet bleibt er in der Tür stehen und lehnt sich lässig an den Türrahmen: „Soll ich uns einen Tee kochen und dann machen wir's uns nochmal auf dem Sofa gemütlich?", fragt er fast flirtend. „Ja bitte" antworte ich grinsend und schließe die Tür nachdem er den Raum verlassen hat. Es ist einfach unglaublich wie er mir innerhalb von wenigen Minuten so viel Sicherheit geben kann. Ich bereue es keine Sekunde hier her gekommen zu sein. Im ganzen Bad riecht es noch nach seinem Aftershave und ich versinke in diesem Geruch. Er hat mir extra ein relativ mildes Shampoo rausgesucht und damit steige ich jetzt in die warme Dusche. Durch das wohlig warme Wasser fühle ich mich direkt besser. Niklas hatte wie so oft recht. Dass ich jemals bei ihm duschen würde hätte ich aber auch nicht gedacht. Nach dem Duschen ziehe ich gezwungenermaßen meine alte Unterwäsche an, föhne anschließend meine Haare etwas trocken und mache mir einen lockeren Dutt. Plötzlich höre ich wie Niklas vorsichtig an der Tür klopf und fragt: „Kann ich reinkommen?" Ich überlege kurz mir ein Handtuch umzubinden um nicht völlig entblößt vor ihm zu stehen. Aber er hat mich ja heute ohnehin schon komplett durchnässt, verheult und verzweifelt gesehen, dagegen ist das fast eine Kleinigkeit. „Klar, komm rein!" antworte ich also, jetzt mit deutlich festerer Stimme als zuvor. Der Schock scheint nicht mehr ganz so tief in meinem Knochen zu sitzen. Als er mich entdeckt schaut er etwas verlegen zu Seite und gibt mir anschließend einen Stapel Klamotten in die Hand. „Such dir was aus! Hoffe es ist was einigermaßen passendes dabei!" Der Stapel besteht aus 2 Jogginghosen, 2 Hoodies und einem Tshirt. „Danke das ist so lieb!" sage ich während er schon wieder aus der Tür verschwindet. Ich entscheide mich für eine schwarze Jogginghose und eine grauen Pullover. Der Duft seines Waschmittels umhüllt mich und ich trete langsam aus dem Badezimmer. Niklas steht in der Küche und schenkt gerade zwei Tassen Tee ein. Auch er hatte sich umgezogen und steht in kurzer Hose und Tshirt vor dem Wasserkocher. Als er sich umdreht mustert er mich und muss grinsen: „Sieht schon niedlich aus. Du in meinen viel zu großen Klamotten". Ich schaue ebenfalls an mir herunter und lache auch wenn mir eigentlich gerade nicht zum Lachen zumute sein sollte. Aber irgendwie schafft er es das ganze Einbruchsthema in den Hintergrund zu rücken. Auch wenn ich eigentlich nich gern als niedlich bezeichnet werde, stört mich seine Aussage nicht, im Gegenteil ich fühle mich sogar irgendwie geschmeichelt. Er reicht mir eine Tasse und wir setzen uns auf seine Couch. „Gehts dir besser?" fragt er schließlich. Ich nicke leicht: „Ja schon aber das Alles macht mir schon ziemlich Angst. Was ist wenn irgendjemand das genau geplant hat und jetzt immer noch hinter mir her ist?" Er merkt wie meine Stimme wieder zittriger wird und nimmt mich tröstend in den Arm. „Alles wird gut! Du bist hier in Sicherheit!" Genau das ist es, was ich in seinen Armen fühle: Sicherheit. Ich liege mit meinem Kopf auf seiner Brust und seine Arme umschlingen nun meinen Körper. Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingern über die Haare an seinen Armen. „Danke ... für alles!" hauche ich während meine Lider schon langsam schwerer werden. Sein Brustkorb hebt und senkt sich immer abwechselnd und gefangen in diesem Rhythmus schlafe ich schließlich ein.

Niklia - Ich bin immer für dich da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt