Kapitel 5

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Niklas Sicht:
Ich lehne am Schreibtisch des KWZ-Büros und warte auf Julia. Ich hoffe es geht ihr gut und die Arbeit konnte sie ein wenig von dem Schock ablenken. Innerlich hoffe ich trotzdem, dass sie noch nicht wieder in ihrer eigenen Wohnung übernachten möchte. Ich weiß nicht genau warum. Aber irgendwie fand ich es wirklich schön mit ihr zusammen aufzuwachen. Als sie das Büro betritt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und zucke kurz zusammen. Ich muss endlich damit aufhören an sowas zu denken. Sie lächelt mir entgegen und ich mustere ihr Gesicht. Sie trägt Wimperntusche und ein wenig Lipgloss aber es scheint als wäre sie schwächer geschminkt als sonst. Ob es etwas mit meinem Kompliment zu tun hat? Ach das bilde ich mir sicher nur ein. Aber es ist einfach unglaublich wie schön sie ist. Doch ich merke wie sich hinter dem Lachen, der Schreck des Einbruchs versteckt. „Wie gehts dir?" frage ich sanft. Sie kommt auf mich zu und eine Träne rollt ihr über die Wange. Ich nehme sie in den Arm. „Ich hab einfach Angst!" sagt sie während wir uns umarmen. Ich sauge ihren angenehm süßlichen Duft förmlich in mich ein und streiche ihr über den Rücken: „Ich weiß, Ich weiß." Wir lösen uns und sie lehnt sich am Schreibtisch an. Ich stelle mich neben sie und stützte mich ebenfalls auf den Tisch. Als sich unsere Hände berühren schaue ich ihr tief in die Augen. Sie zieht ihre Hand nicht weg und ich genieße unsere Berührung. Ein Klopfen an der Tür reißt uns schließlich aus dem Moment. Es ist unsere Patientin Frau Menz. Wir führen anschließend einige Untersuchungen mit ihr durch. Und ich kann es einfach nicht lassen Julia in jeder freien Minute anzusehen. Immer wenn sich unsere Blicke kreuzen, schauen wir beide verlegen zur Seite. Als ich Julia bitte die Proben ins Labor zu bringen unterhalte ich mich kurz mit Frau Menz. „Darf ich sie etwas persönliches fragen?", sagt sie als Julia außer Reichweite ist. „Nur zu!" antworte ich. Ich hab keine Ahnung worauf sie hinaus will, bin aber neugierig. „Sie und Frau Dr. Berger? Sind sie beide ein Paar?" Ziemlich überrascht über diese Frage, antworte ich etwas künstlich: „Wir beide? Neeein... wie kommen sie darauf?" Sie überlegt kurz: „Ich weiß nicht, sie beide scheinen so vertraut. Wie sie sich ansehen und mit einander sprechen. Irgendwie weckte es den Anschein als würden sie sich sehr nahe stehen!" Ich grinse. Ist es wirklich so auffällig wie ich mich verhalte? Ich muss das echt lassen aber das ist so verdammt schwer.

Julias Sicht:
Ich komme gerade mit den untersuchten Proben zurück aus dem Labor, als ich höre wie Niklas sagt: „Nein, also Frau Berger und ich sind wirklich nur gute Kollegen!" Gute Kollegen? Meint er das ernst? Nicht mal Freunde? Hab ich mir etwa nur eingebildet, dass er mich ständig ansieht und meine Nähe sucht? Wahrscheinlich. Ich werde so stark von ihm angezogen, vielleicht vernebelt das sogar schon meine Sinne. Etwas betrübt betrete ich den Raum. Niklas scheint es zu bemerken und wirft mir einen fragenden Blick zu: „Hat alles geklappt mit den Proben?" Ich nicke: „Ja Entschuldigung. Soweit sind alle Werte im Normbereich. Das Problem scheint also ein anderes zu sein." Ich überreiche Niklas die Akte mit den Ergebnissen. Er überfliegt sie kurz und sagt schließlich: „Ja, da bin ich Ihrer Meinung Dr. Berger. Also Frau Menz, für heute hätten sie es geschafft, wir würden aber in den nächsten Tagen gerne weitere Untersuchungen mit Ihnen durchführen." Sie nickt: „Alles klar! Dann schon mal vielen Dank! Und ich melde mich dann am Counter wegen eines neuen Termins?" „Genau!" antworten Niklas und ich fast zeitgleich. Wir sehen uns an und müssen lachen. Auch Frau Menz grinst und schaut abwechselnd zwischen Niklas und mir hin und her. Als wir das Zimmer verlassen zwinkert sie ihm noch belustigt zu. Ich bin etwas verwirrt was das zu bedeuten hat, traue mich aber nicht nachzufragen. Bevor sich unsere Wege trennen fragt er: „Wann hast du Feierabend Julia? Triffst du dich danach mit der Polizei in deiner Wohnung?" Ich nicke: „Ja, ich mach noch schnell den Arztbrief fertig und treffe mich dann mit den Polizisten!" „Alleine?" fragt er etwas besorgt! „Ja mein Vater hat keine Zeit und außerdem will ich ihn auch nicht damit belasten! Die Polizei ist ja da, was soll schon passieren!" fahre ich fort. „Trotzdem Julia! Ich geh mit dir! Ich hab jetzt sowieso auch Schluss!" Warum macht er das? Ich dachte wir sind nur gute Kollegen. Sowas machen normale Kollegen nicht! „Nein Niklas du hast wirklich schon genug für mich getan. Außerdem gehört das nicht zu den Aufgaben eines guten Kollegen!" antworte ich ihm. Dass ich das vorhin mitgehört habe, wollte ich eigentlich für mich behalten aber zu spät. Er scheint zu bemerken, dass es auf sein Gespräch mit Frau Menz bezogen war. Er schüttelt mit dem Kopf und greift meine Hand: „Natürlich sind wir nicht nur Kollegen sondern gute Freunde und ein spitzen Team! Ich wollte vorhin nur nicht zu privat mit Frau Menz werden! Also los jetzt! Ich komm selbstverständlich mit!" Ich fühle mich geschmeichelt und versuche nicht weiter dagegen anzukämpfen. Eigentlich ist es mir sowieso lieber, auch wenn ich das nicht offen zugebe. Ich gehe zur Umkleide um meine Arbeitskleidung umzuziehen und er will nochmal kurz in seinem Büro vorbeischauen. Ich ziehe gerade mein Oberteil aus als mein Handy klingelt. Es ist Theresa. „Hey na wie gehts? Machst du Berlin wieder unsicher?" „Naja nicht wirklich! So viel wie ich arbeite!" Sie lacht! Ich hätte sie jetzt gern bei mir. Ich bräuchte dringend jemand zum reden aber am Telefon ist es so unpersönlich. „Und wie läufts mit deinem Mattes? Oder dann doch lieber Marc?" frage ich sie. „Ach ich hab keine Ahnung! Lass uns drüber reden wenn ich wieder da bin, ja? Ich muss nämlich gleich schon wieder los!" „Na dann will ich dich nicht weiter aufhalten! Aber mach ja dass du bald zurückkommst ich freu mich wenn du wieder da bist!" „Ich mich auch! Also ich muss Schluss machen!" „Tschüss! Wir hörn uns!" Ich lege mein Handy zur Seite und hole gerade mein Oberteil aus meinem Spind heraus, als die Tür aufgeht. Es ist Niklas! Wer sonst? Und wer steht in BH und mit komplett verdutztem Blick vor ihm? Richtig: Ich! Er schaut zur Seite und bringt ein leises: „Schuldigung" hervor. Es ist mir irgendwie peinlich so vor ihm zu stehen. Vor Ben oder Elias ist mir das eigentlich egal aber bei ihm ist es anders. Ich ziehe schnell mein Shirt an und schnappe mir meine Jacke und meine Tasche. „Nich so schlimm" antworte ich während ich schon auf den Flur trete. Niklas bleibt noch kurz wie angewurzelt stehen, folgt mir aber schließlich auf den Gang. Als wir das JTK verlassen, dämmert es mir. Wie kommen wir überhaupt zu meiner Wohnung? Nochmal Fahrrad wäre mir dann glaub ich doch etwas zu holprig. „Sag mal wollen wir uns vielleicht ein Taxi nehmen?" fragt Niklas in dem Moment, als könnte er meine Gedanken lesen. „Ach? Doch keine Lust mehr auf Radfahren?" sage ich lachend. Er zieht eine Augenbraue nach oben: „Naja ich denke dass es dir auch lieber wäre oder nicht?" Ich schubse ihn leicht zur Seite: „Sportmuffel! Aber ja du hast schon recht! Die Rechnung übernehme allerdings ich!" Er boxt mir sanft in den Arm: „Kommt gar nicht in Frage! Das zahle ich!" Ich grinse: „Keine Widerrede! Du hast wirklich schon genug für mich getan!" „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!", sagt er als er sich bereits sein Handy ans Ohr drückt. Während er uns ein Taxi bestellt, sage ich bei der Polizei Bescheid, dass ich jetzt auf dem Weg nach Hause bin.

Niklia - Ich bin immer für dich da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt