Kapitel 3

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Niklas Sicht:
Ich starre ein wenig vor mich hin und genieße einfach die Nähe zu Julia. Irgendwann merke ich wie ihre Beine die Spannung verlieren und langsam zusammensacken. Ihre Augen sind geschlossen, aber ihre Hände liegen noch immer auf meinen Armen. Während ich ihr Gesicht mustere, streiche ich ihr sanft durchs Haar. Sie sieht einfach so wunderschön aus wenn sie schläft. Naja eigentlich nicht nur wenn sie schläft. Aber sonst kann ich sie ja nie ungestört beobachten. Und obwohl sie mit meinem Duschgel geduscht hat und meine Kleidung trägt, geht trotzdem dieser wohlriechende Geruch von ihr aus. Was mach ich denn jetzt? Ich will sie auf keinen Fall wecken. Außerdem strahlt ihr Körper so eine unglaublich schöne Wärme aus. Ich fühle mich einfach wohl so nah bei ihr. Unsere Atmung bewegt sich mittlerweile genau im gleichen Rhythmus. Ich ziehe langsam eine Decke zu uns rüber und lege sie vorsichtig über uns. Sie zuckt kurz zusammen, wacht aber zum Glück nicht auf. Im Gegenteil sie kuschelt sich sogar noch etwas näher an mich und drückt fest meine Hand. Ich beobachte sie noch eine Weile, bis die Müdigkeit schließlich die Oberhand über mich gewinnt. Das Piepen meines Weckers reißt mich am nächsten Morgen unsanft aus dem Schlaf. Es ist der Wecker in meinem Schlafzimmer, der mich zur Arbeit wecken soll. Auch Julia wird langsam wach. Es ist ihr sichtlich peinlich, dass sie auf mir eingeschlafen ist, denn als sie es bemerkt, sagt sie betreten: „Oh Niklas, das tut mir leid ich wollte nicht..." „Hey alles gut! Ich hab lange nicht mehr so gut geschlafen!", unterbreche ich sie. Sie scheint sich geschmeichelt zu fühlen antwortet aber wenig später: „Das glaub ich kaum. So verkrümmt wie du wegen mir daliegen musstest!" Ich lächle sie an: „Du glaubst gar nicht wie bequem das sein kein!" vor allem wenn so eine wundervolle Person auf einem liegt, füge ich in meinen Gedanken hinzu. Sie scheint mir kein Wort zu glauben, auch wenn ich wirklich verdammt gut geschlafen habe. Sie steht langsam auf und fragt: „Wie viel Uhr haben wir denn eigentlich und wann fängt dein Dienst an?" Während auch ich aufstehe, antworte ich ihr: „Es ist jetzt halb 8 und um 9 geht meine Schicht los. Und deine doch auch oder?" Sie nickt und ich mache einen Schritt auf sie zu: „Kannst du denn arbeiten? Ich kann auch dafür sorgen, dass du erstmal Urlaub bekommst, wenn dir das lieber ist?" Sie schütteltet dem Kopf: „Nein ich glaube Ablenkung tut mir gerade ganz gut! Außerdem sitze ich doch wohl am nächsten an der Quelle wenn's um Urlaub geht!" Wir grinsen beide. „Apropos. Willst du deinem Vater Bescheid sagen wegen des Einbruchs?" frage ich weiter. „Ich weiß nicht. Er macht sich wahrscheinlich nur unnötige Sorgen" antwortet sie während sie ihren Dutt öffnet und sich durch die Haare fährt. „Mach es wie es dir am besten gefällt! Ich geh ganz kurz ins Bad und dann zum Bäcker, ja?" sage ich schon auf dem Weg dorthin. Ich höre nur noch ihr „Alles klar!" und schließe anschließend die Badtür.

Julias Sicht:
Während er im Bad verschwindet, laufe ich zur Kommode auf der mein Handy liegt. Niklas hatte mir gestern noch ein Ladekabel gegeben. Ich schnappe es mir und blicke auf das Display. Ich habe mehrere entgangene Anrufe von meinem Vermieter und eine Nachricht von Vivi. Sie hat mir ein Bild von ihr in einer roten Telefonzelle geschickt. Sie ist nämlich gerade auf einer Fortbildung in London. Ich schicke ein 'Sieht toll aus! Viel Spaß dir noch! 🥰' zurück und beschließe sie nicht mit meinem Einbruch zu beunruhigen. Auch Theresa ist momentan nicht in Erfurt sondern am ZAC in Berlin. Ich will einfach nicht, dass die beiden sich Sorgen machen. Sie können mir ja momentan eh nicht helfen. Außerdem hab ich ja Niklas, der auch gerade aus dem Bad kommt und mir eine Zahnbürste entgegenstreckt: „Hier für dich". Oh Mann, nicht mal meine Zähne hatte ich gestern Abend geputzt bevor ich peinlicherweise auf ihm eingeschlafen bin. „Danke. Hast du die etwa für deine spontanen weiblichen Übernachtungsgäste da?" frage ich leicht ironisch, als ich sie ihm abnehme. „Eigentlich sind die für Max!" sagt er lachend „Aber so gesehen bist du auch ein spontaner weiblicher Übernachtungsgast!", fährt er fort. „Du weißt genau was ich meine!" sage ich grinsend und verabschiede mich ins Bad. Nachdem ich mich soweit wie möglich fertig gemacht habe, trete ich wieder ins Wohnzimmer. Niklas ist noch nicht wieder da vom Brötchen holen und ich sehe mich ein wenig in seiner Wohnung um. Ich liebe seinen minimalistischen Einrichtungsstil. Alles ist einfach und schlicht gehalten aber trotzdem schick und stilvoll. Ich höre wie sich der Schlüssel im Schloss dreht und kurz darauf betritt Niklas die Wohnung. Er hält eine Tüte Brötchen in der Hand und lächelt mir entgegen: „Hast du alles gefunden was du brauchst? Nur mit Schminke kann ich leider nicht dienen!" Ich lache: „Alles gut! Aber ich hab sowieso noch welche in meinem Spind im JTK!" „Na dann ist ja gut. Aber Julia, eigentlich hast du Schminke überhaupt nicht nötig, ich meine schau dich doch mal an!" Ich merke wie ich langsam rot werde und drehe mich schnell von ihm weg, um den Tisch zu decken. Als ich mich wieder in seine Richtung wende, bringe ich ein leises „Danke" hervor. Wie charmant kann ein Mann eigentlich sein? Er schenkt mir ein wenig von dem Kaffee, den er vorher aufgebrüht hat, in meine Tasse ein und setzt sich zu mir an den Tisch. „So....was hätte die Dame denn gerne? Ich habe normale Semmeln, Körnerbrötchen oder Croissants?" Ich greife mir eine Semmel und frage: „Also wenn du Nutella da hast, dann nehme ich auch noch ein Croissant!" „Klar hab ich Nutella!" sagt er während er bereits aufsteht und sie aus dem Schrank zaubert. „Das ist schließlich Max' Grundnahrungsmittel und zugegeben ich ess es auch ganz gerne!" Wir grinsen uns an. Während wir essen herrscht eine peinliche Stille. Es ist schon seltsam hier mit meinen Chef und Ex-Affäre in seiner Wohnung zu frühstücken. Aber irgendwie genieße ich die Zweisamkeit. Alleine wohnen kann manchmal so verdammt einsam sein. „Sollen wir vor der Arbeit nochmal bei deiner Wohnung vorbei? Dann kannst du dir ein paar Klamotten holen und wir können mal nach dem Rechten sehen!" unterbricht er meine Gedanken. Der Einbruch... das Thema hatte ich gerade komplett verdrängt. Aber sonst würde ich ja auch hier nicht mit ihm sitzen. „Lieber nicht! Ich bin noch nicht bereit dafür glaub ich! Ich hab noch Ersatzklamotten im Krankenhaus. Das sollte vorerst reichen. Außerdem wie würden wir denn da hin kommen? Du hast doch kein Auto!" Er lacht: „Mir wär schon was eingefallen!" Nach dem Frühstück räumen wir gemeinsam ab und wollen uns auf dem Weg zum Krankenhaus machen. Als wir seine Wohnung verlassen sagt er: „Also es gibt jetzt 2 Möglichkeiten! Entweder wir laufen zum JTK oder du fährst auf meinem Gepäckträger mit!" er grinst. Ich überlege kurz. Eigentlich hab ich echt keine Lust zu laufen. Außerdem sehe ich in Niklas Klamotten eh schon aus wie der letzte Depp. Also was soll's. „Ja warum nicht? Man muss auch mal wieder was verrücktes machen!" Er scheint ein wenig überrascht, bittet mich aber wenig später auf dem „äußerst luxuriösen" Gepäckträger Platz zu nehmen.

Niklia - Ich bin immer für dich da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt